Jul 10, 2019
CfP: "Grobheitskommunikation, Hassrede, Invektivität"
Call for Papers der Sektion Sprache und kommunikative Praktiken auf der Jahrestagung 2019 der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (Universität Koblenz, 23.-25.9.2019)
Helga Kotthoff, Wolf-Andreas Liebert, Nicolas Potysch
Abstracts mit Vorschlägen für Vorträge oder Datensitzungen senden Sie bitte bis zum 31.7.2019 an: Prof. Dr. Wolf-Andreas Liebert ()
Seit einiger Zeit setzen sich die Öffentlichkeit und auch verschiedene Kultur-, Literatur- und Sprachwissenschaften verstärkt mit Beschimpfungen auf Internet-Plattformen, verbaler Aggression in verschiedenen Alltagskontexten, Unhöflichkeiten im Sinne eines Absehens von üblichen Politiken der Gesichtswahrung und Sprechaktivitäten des Fluchens und Schimpfens auseinander (siehe z.B. die letzte IDS-Tagung 2019, Aptum 2, 2017, den Berliner Sonderforschungsbereich 1171 „Affective Societies“ (Tagung Hass/Literatur (2018)) und den Dresdener Sonderforschungsbereich 1285 „Invektivität“ (vgl. Konzeptgruppe Invektivität (2017)). Diese Thematik stellen wir ins Zentrum unserer Sektion Sprache und kommunikative Praktiken auf der Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft 2019 in Koblenz.
Scharloth (2017) nimmt für den Reflektionsbegriff der Invektivität so disparat konstruierte Bereiche wie Unhöflichkeit, Beleidigung, verbale Aggression und Hassrede in den Blick, was auf der Tagung anhand unterschiedlicher Daten und mit verschiedenen Analysemethoden weiter konturiert werden könnte. Auch Produktions- und Rezeptionsbedingungen digitaler Verbalgewalt sollen weiter spezifiziert werden (Liebert 2015, Marx 2017). Mögliche kommunikative Entschärfungspraktiken (beispielsweise durch Ritualisierung und Komisierung) verdienen weitere analytische Betrachtungen, sei dies am „battle rap“ festgemacht (Bloching/Landschaft 2018), an angriffslustiger Comedy (Kotthoff 2019, Potysch 2019) oder an anderen kommunikativen Gattungen und Praktiken.
Literatur
Bloching, Sven/Landschaft, Jöran (2018): Diffamierung, Humor und Männlichkeitskonstruktion. Eine linguistische Perspektive auf Farid Bangs und Kollegahs Album JBG3. Sprachreport 4, 14-28.
Konzeptgruppe Invektivität (2017): Invektivität - Perspektiven eines neuen Forschungsprogramms in den Kultur- und Sozialwissenschaften. In: Kulturwissenschaftliche Zeitschrift 2/1, S. 2-24. DOI: https://doi.org/10.2478/kwg-2017-0001, abgerufen am 31.5.2019.
Kotthoff, Helga (2019): Ethno-Comedies und ihre kommunikativen Praktiken. In: Ezli, Özkan et al. (Hrsg.): Komik der Integration. Konstanz.
Liebert, Wolf-Andreas (2015): Selbstgerechtigkeit. Selbstermächtigte Status-Degradierungszeremonien von Online-Petitionen bis zum Lynchen 2.0 Linguistik online 73, 4/15, 176-209. URL: https://bop.unibe.ch/linguistik-online/article/view/2199, abgerufen am 31.5.2019.
Marx, Konstanze (2017): Rekontextualisierung von Hate Speech als Aneignungs- und Positionierungsverfahren in Sozialen Medien. Aptum 2, 132-148.
Potysch, Nicolas (2019): Beredte Worte – Sprachspiele als Reflexionsfigur des eigenen Handelns. In: Winter-Froemel, Esme (Hrsg.): Sprach-Spiel-Kunst. Ein Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, Berlin / Boston, 81-93.
Scharloth, Joachim (2017): Hassrede und Invektivität als Gegenstand der Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie: Bausteine zu einer Theorie des Metainvektiven. Aptum 2, 116-132.