Jun 02, 2021
Neuer Fellow am SFB 1285 "Invektivität": Dr. Christopher Degelmann (Berlin)
Als weiteren Fellow für Juni 2021 begrüßen wir herzlichst Dr. Christopher Degelmann am SFB 1285!
Christopher Degelmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied der Jungen Akademie (an BBAW und Leopoldina). Während seiner Promotion am Max-Weber-Kolleg für sozial- und kulturwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt widmete er sich der politischen Kultur im alten Rom. Die daraus hervorgegangene Studie Squalor. Symbolisches Trauern in der Politischen Kommunikation der Römischen Republik und Frühen Kaiserzeit wurde 2018 veröffentlicht. Danach konnte er mehrere Beiträge zur Religions-, Sozial- und Körpergeschichte sowie zur Emotions- und Konsumgeschichte veröffentlichen. Fach- und rezeptionshistorischen Arbeiten gehen auf seine Zeit als Vertreter einer Juniorprofessur unter «besonderer Berücksichtigung der Antikerezeption» zurück.
Sein Habilitationsvorhaben wendet sich der Bedeutung von Gerüchten in der politischen Willensbildung der attischen Demokratie zu; es will zeigen, dass Hörensagen ein antikes Äquivalent zur öffentlichen Meinung darstellte, das die Deliberation bereits außerinstitutionell erheblich beeinflusste. Ehe die Vollbürger zur Abstimmung schritten, wirkten Frauen, Fremde und Unfreie durch die Verbreitung und Rezeption von Gerüchten auf die Entscheidungsfindung ein. Dem konnte Degelmann nicht nur dank eines Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung ein Semester lang in Edinburgh nachgehen, sondern er wird das Projekt auch als Sektionsleiter beim Historikertag 2021 in München vorstellen.
Die Zeit am SFB 1285 "Invektivität" will Christopher Degelmann einerseits dazu nutzen, das Verhältnis von Gerüchten zu Verleumdungen und Falschmeldungen zu bestimmen, um das Phänomen in ein breiteres Panorama einer «postfaktischen Antike» einzuordnen. Andererseits gedenkt er ein Aufsatzprojekt zur Rezensionspraxis des Althistorikers Alfred Heuß (1909-1995) vorzubereiten, dessen Besprechungen ebenso berühmt wie gefürchtet waren.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!