Jun 14, 2021
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„Gerüchte, Netzwerke und Invektivität: Von der Spätantike bis zur Gegenwart und zurück“
Kurzworkshop, 16.06.2021
Wie es uns die historischen Quellen vermitteln, waren Politik und Gesellschaft der römischen Spätantike (4.–5. Jh. n. Chr.) im besonderen Maße von Verleumdungskampagnen geprägt. Besonders die zeitgenössische Geschichtsschreibung und Epistolographie räumen diesem Phänomen einen zentralen Platz in ihren Darstellungen und Gedanken ein. Sie präsentieren uns eine Welt, in der Klatsch und heimtückische Verleumdungen der ohnehin grassierenden Korruption zu ungeahnten Ausmaßen verhalfen. Beamte wurden bedrängt, Kaiser bedroht, während sich andere hochrangige Personen des Kaiserhofes bereicherten. Da Korruption häufig selbst kaum mehr als einen Diskurs darstellt, der soziale Beziehungsnetze und die darin liegenden Austauschbeziehungen zu diskreditieren versucht, lohnt es sich, einen Schritt zurückzugehen und sowohl diese sozialen Beziehungen als auch die im Klatsch ruhende Invektivität in den Blick zu nehmen.
Ziel des Workshops wird es daher sein, das Konzept der Invektivität mit Ansätzen zur Gerüchte- und Netzwerkforschung zu verknüpfen. Es stehen die Fragen im Vordergrund, inwieweit (a) Invektivität und ihre Strategien (in Form von Gerüchten, Klatsch etc.) Motoren der Netzwerkbildung und -veränderung zu gelten haben. Fernerhin stellt sich die Frage, inwieweit uns (b) die Invektivität dabei hilft, das Verhältnis zwischen Netzwerken, Interaktion und Bedeutungszuschreibung besser auszuleuchten. Einen Einstieg wird das einleitend skizzierte Fellowprojekt „Praktiken des Verleumdens im spätantiken Rom“ bieten, das sich auf diese Weise vorstellen will. Im Anschluss an diesen kurzen inhaltlichen und theoretischen Input werden das theoretische Konzept und die Herangehensweise anhand historischer Quellen diskutiert.
Da jedoch weniger das spätantike Quellenmaterial als die theoretischen Überlegungen im Vordergrund stehen sollen, sind sowohl Kolleg*innen des SFB als auch externe Gäste herzlich dazu eingeladen, eigene Quellen, Materialien oder Forschungsfragen mitzubringen, an denen wir eine interdisziplinäre Diskussion zu den oben angeregten Fragen führen können.
Interessierte können sich bis zum 09.06. bei anmelden. Das Interesse, eigene Texte und Probleme zu diskutieren, sollte ebenfalls bis zum 09.06. bekundet werden, damit bei Bedarf einzelne Dokumente (z.B. eine historische Quelle, ein Interviewausschnitt usw.) rechtzeitig im Vorfeld verteilt werden können.
Veranstaltungsdatum: 16.06.2021
Uhrzeit: 09:30–12:30; 13:30–14:00
Ort: digital