Dec 07, 2017 - Dec 08, 2017; Workshop
Workshop "Invektive Konstellationen und Dynamiken in italienischen Migrationserzählungen"
Daniel Winkler (Universität Wien)
SFB 1285 - TP M (Dresden):
Elisabeth Tiller
Torsten König
Franziska Teckentrup
Gabriel Deinzer
INVEKTIVITÄT IN LITERARISCHEN UND FILMISCHEN DARSTELLUNGEN VON
MIGRATION IM ITALIEN DES 20./21. JAHRHUNDERTS
Teilprojekt M des Sonderforschungsbereichs 1285 „Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“
Das Teilprojekt nimmt literarische und filmische Migrationsnarrationen der italienischen Erzählgemeinschaft in den Blick, um ästhetische Inszenierungen invektiv ausgetragener sozialer Konflikte seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu analysieren. Die jüngere Migrationsgeschichte Italiens eröffnet gänzlich unterschiedliche Perspektiven auf Migrationskonflikte, die in Erzählungen kulturelle Sinnzuschreibungen erhalten. Narrativ verhandelt werden dabei Konflikte zwischen Wir- und Sie-Gruppen, die im Kontext von Emigration, Immigration, Binnenmigration, Kolonialismus sowie postkolonialen Konstellationen positioniert werden. Literatur und Film diskutieren also in Anknüpfung an historische Migrationsverläufe Grenzen und Identifikationsmuster imaginärer Gemeinschaften, die an der Aushandlung von kultureller Ordnung beteiligt sind.
Italien ist für eine derartige Untersuchung besonders geeignet, weil hier umfangreiche gegenläufige Migrationsbewegungen zu beobachten sind. Während die italienische Gesellschaft nahezu das gesamte 20. Jahrhundert über insbesondere durch Emigration geprägt wurde, erfährt diese Tendenz seit Beginn der 1990er Jahre eine Umkehrung: Italien vollzieht den Wandel von einer Emigrations- zur Immigrationsgesellschaft – wobei diese Verwandlung ökonomisch, sozial und kulturell erhebliche Friktionen hervorbringt. Dies ermöglicht, divergierende Konfliktlagen, ideologische Kodierungen und kulturelle Deutungen zu beobachten und Variationen oder Kontinuitäten des Invektiven zu bestimmen.
Literarische und filmische Migrationserzählungen beobachten, beschreiben und kodieren nicht nur Invektiven als Teil von Migrationskonflikten. Sie analysieren und deuten zugleich auf einer ästhetischen Metaebene diese Konflikte von Wir-/Sie-Gruppen als Teil der gesellschaftlichen Kommunikation. Das Teilprojekt fragt deshalb
- welche Rolle narrativen Inszenierungen von Invektivität in Migrationserzählungen zukommt,
- wie diese den gesellschaftlichen Migrationsdiskurs und dessen invektive Anteile dynamisieren, reflektieren oder moderieren,
- wie dabei die Aushandlung und Plausibilisierung sozialer Konflikte, politischer Identifikationsweisen und kultureller Skripte historisch und medial erfolgt,
- wie konfrontative Freund-Feind-Konstellationen plausibilisiert und antagonistische Handlungsmuster (de-)legitimiert werden,
- welche historischen Diskurspolitiken, Wissensregime und affektiven Dynamiken invektiv angereicherte Migrationserzählungen fundieren, und schließlich
- wie ästhetisch modellierte Narrationen und Politik interagieren.
Ziel ist es, zu den SFB-Theoriebildungen insbesondere durch Überlegungen beizusteuern, die zeigen, dass und wie (De-)Legitimationsdiskurse sozialer Asymmetrierung immer narrativ verankert sind.
Teilprojekt M bearbeitet hierfür literarische und filmische Migrationserzählungen aus den vier historischen Phasen 1900-1922, 1922-1945, 1946-1989, 1990-heute. Die Arbeitsbereich A und B konzentrieren sich vorwiegend auf die Gegenwartsphase, die seit 1990 einen enormen Zuwachs an Migrationserzählungen aufweist. Arbeitsbereich C sichtet die historischen Phasen 1-3, der Zeit also zwischen 1900 und 1989, als Migration in Literatur und Film noch keine auffällige Rolle spielt.
Arbeitsbereich A: Invektive Konstellationen in literarischen Migrationserzählungen Arbeitsbereich B: Invektive Konstellationen in filmischen Migrationserzählungen Arbeitsbereich C: Kulturelle Deutungsprozesse und migrationsinduzierte Invektivität
PROGRAMM
DONNERSTAG, 07.12.2017
17.00 Uhr: Begrüßung
Elisabeth Tiller: Invektivität in Migrationsnarrationen: Problemstellungen und Ausblicke
17:30 Uhr: Diskussion
18:00 Uhr:
Torsten König: Figuren der Herabsetzung im italienischen Kolonialfilm 1936-1943 und die Kolonialität der Migrations-Imagination im 20. Jh.
18:30 Uhr: Diskussion
19:00 Uhr: Abendessen
FREITAG, 08.12.2017
10:00 Uhr:
Daniel Winkler: Die Kinematographien der italienischen Migration: Regionale, nationale und transatlantische Erzählungen (Part 1)
10:30 Uhr: Diskussion
10:45 Uhr: Kaffeepause
11:00 Uhr:
Sabine Schrader: Die Kinematographien der italienischen Migration: Regionale, nationale und transatlantische Erzählungen (Part 2)
11:30 Uhr: Diskussion
12:00 Uhr: Mittagspause
13:30 Uhr:
Gabriel Deinzer/Franziska Teckentrup: Invektive Fragestellungen – invektive Szenarien
14:00 Uhr: Diskussion
14:30 Uhr: Zusammenfassung und Abschlussdiskussion