Sep 11, 2019 - Sep 13, 2019; Conference
Tagung: "Spöttische Imitation. Die Anfänge bildparodistischer Verfahren in der Frühen Neuzeit"
Lea Hagedorn (Dresden)
Prof. Dr. Jürgen Müller (Dresden)
Giuseppe Peterlini (Dresden)
Prof. Dr. Seraina Plotke (Bamberg)
Prof. Dr. Jörg Robert (Tübingen)
Dr. Hole Rößler (Wolfenbüttel)
Frank Schmidt (Dresden)
Prof. Dr. Christine Tauber (München)
Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Bonn)
11.-13.9.2019, Sächsische Akademie der Künste, Dresden
Veranstalter: TP F Parodie und Pasquinade. Gestalt und Genese von Modernisierungsprozessen frühneuzeitlicher Kunst des SFB 1285 Invektivität. Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung
Künstler waren seit der Renaissance auf einen Kanon bewährter Vorbilder, Motive und Formen verpflichtet. Quasi als Gegenwehr darauf entwickelten sich künstlerische Praktiken der Devaluation. Vor allem die kritisch-satirische Parodie, die bekannte Motive in ebenso unpassende wie abwertende Kontexte überführt, eignete sich dazu, Werke und deren Urheber der Lächerlichkeit preiszugeben. Derartige Bildverfahren, von der Forschung zumeist als ironische Formverwendung oder Inversion bezeichnet, kommen in der Kunst vom 16. bis zum 18. Jahrhundert regelmäßig zum Einsatz: Das Hohe erfährt eine Erniedrigung, wenn etwa die keusche Nymphe zur Prostituierten oder der Heros zum Trunkenbold gerät. Diese Arten des kritisch-provokativen Umgangs mit Vorbildern setzen Motive, Werke, Stile und Gattungen herab, um dadurch Distinktion zu markieren. Doch ungeachtet ihrer großen Bedeutung für das Künstlerimage wurde die frühneuzeitliche Bildparodie bislang nur exemplarisch erforscht.
Insofern ist es der Tagung ein zentrales Anliegen, parodistische Bildverfahren als wichtiges Element ästhetischer Autonomisierungs- und Modernisierungsdiskurse jener Zeit zu bestimmen. Dabei ist dem Umstand Rechnung zu tragen, dass der Parodie-Begriff nur in dichtungstheoretischen Schriften, nicht aber in den zeitgenössischen kunsttheoretischen Traktaten Verwendung findet. Es steht überdies zu vermuten, dass Bildparodien weniger als Gattung denn als Summe künstlerischer Stilmittel mit fließenden Übergängen zu benachbarten Bildformen wie Satire und Karikatur verstanden werden müssen. Immerhin soll die parodierende Bezugnahme auf fremde Werke einer programmatischen Delegitimation ästhetischer Normen Vorschub leisten. Zu ermitteln ist, wie Parodien im Modus von Defiguration und Refiguration die Infragestellung kanonischer Werke in Gang bringen, indem sie diese vergegenwärtigen und zugleich invektiv subvertieren. Vor dem Hintergrund dieser Fragestellung will die Tagung einen ebenso wichtigen wie überfälligen Beitrag zum begrifflich-phänomenologischen Verständnis der vormodernen Bildparodie leisten.
Programm
Mittwoch, 11.9.2019
18:00 Begrüßung durch den Vizepräsidenten der Sächsischen Akademie der Künste Dr. Jörg Bochow und durch den Sprecher des SFBs 1285 Prof. Dr. Gerd Schwerhoff
18:30 Prof. Dr. Jürgen Müller (Dresden): Gegenbilder. Die Anfänge der Bildparodie in der Renaissance
Donnerstag, 12.9.2019
9:00-10:00 Prof. Dr. Jörg Robert (Tübingen): Parodie und Pasquinade – literaturwissenschaftliche Perspektiven
10:00-10:30 Kaffeepause
10:30-11:30 Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck (Bonn): Der Hof und seine Bewegungscodes als Ziel bildparodistischer Darstellungen. Zur Vorgeschichte von Bildparodie und Pasquinade im Spätmittelalter
11:30-12:30 Prof. Dr. Hans Aurenhammer (Frankfurt a. M.): Allzu menschliche Götter - Bellinis Götterfest als Mythenparodie?
12:30-14:00 Mittagessen
14:00-15:00 Giuseppe Peterlini (Dresden): Qui gigantibus ferit, gigantibus perit! Eine bisher unbeachtete Michelangeloparodie von Giulio Romano in der Villa Madama
15:00-16:00 Prof. Dr. Christine Tauber (München): Witz, Ironie, Parodie, Travestie am Hof von Fontainebleau
16:00-16:30 Kaffeepause
16:30-17:30 Prof. Dr. Seraina Plotke (Bamberg): Text-Bild-parodistischer Schlagabtausch in pro- und antireformatorischen Flugschriften
Freitag, 13.9.2019
09:30-10:30 Frank Schmidt (Dresden): RETIBUI HCI REFPO RID – Parodistische Inversionen im Werk von Urs Graf
10:30-11:00 Kaffeepause
11:00-12:00 Dr. Hole Rößler (Wolfenbüttel): Porträt-Parodie. Druckgrafische Invektiven jenseits der Karikatur
12:00-13:00 Lea Hagedorn (Dresden): William Hogarth. Parodierender und parodierter Künstler
13:00-13:30 Pause mit Buffet
13:30-14:00 Abschlussdiskussion
15:00 Gemeinsamer Besuch der Rembrandt-Ausstellung im Kupferstichkabinett Dresden
Collaborative Research Centre 1285 "Invectivity. Constellations and Dynamics of Disparagement"
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Falkenbrunnen Chemnitzer Straße 48b
01187 Dresden
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