Jan 06, 2022
Bericht zum 6. Nachwuchskolloquium zur Geschlechterforschung an der TU Dresden
Am 08. Dezember 2021 fand erstmals im Onlineformat das schon zum sechsten Mal organisierte Nachwuchskolloquium zur Geschlechterforschung an der TU Dresden statt. Trotz anderthalbjähriger Einschränkungen im Studienalltag stellten zwölf Studierende, Promovent:innen und Absolvent:innen ihre herausragenden Arbeiten mit Genderschwerpunkt vor. Das zahlreiche Publikum fand sich immer wieder neu zu den Vortragsblöcken zusammen, sodass die Nachwuchswissenschaftler:innen Gelegenheit hatten, ihre Forschungsergebnisse mit Professor:innen der TUD, Studierenden aber auch Interessierten außerhalb der Akademia zu diskutieren.
Passende einleitende Worte fand Prof. Dr. Andreas Rutz, Professor für Sächsische Landesgeschichte und Mitglied der GenderConceptGroup, über das fest etablierte Nachwuchsforum und über die Bedeutsamkeit der Vernetzung innerhalb der akademischen Laufbahn. Nach den Grußworten der Gleichstellungsbeauftragten der Philosophischen Fakultät Dr. Caroline Friedrich, widmete sich der erste Block verschiedenen Diskursen von und über Weiblichkeit in den Hexenprozessen von Salem, beim Gebrauch des generischen Femininums und im Kontext des sexuellen Erlebens bei christlich geprägter Sozialisation.
Im zweiten Block rahmte die Zeit der Jahrhundertwende und der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts die weiteren Vorträge zu den Werken des symbolistischen Künstlers Franz von Stuck, zu ‚Doing Gender‘ im Nationalsozialismus und zur regionalen Studie zu Diskursen über Prostitution und Geschlechtskrankheiten in Dresden. Den Vorträgen aus den historischen Wissenschaften gelangen hierbei neue Zugänge zum Verständnis von Geschlechtszuschreibungen und -assoziationen. Die Vorstellung einer außergewöhnlichen Seminararbeit mit einer dichten Literaturanalyse zu Jane Austen’s Sense and Sensibility schloss nach der Mittagspause inhaltlich an die Vorträge des zweiten Blocks an. Danach wurden im Nachwuchskolloquium erstmals zwei psychologische Abschlussarbeiten zu Belastungsfaktoren und Social Belonging von Frauen in den MINT-Studiengängen vorgestellt und interessiert diskutiert.
Mit einem Vortrag über die Wechselbeziehung der Künstlerin Käthe Kollwitz und der Frauenbewegung begann im letzten Block die Vorstellung genderwissenschaftlicher Dissertationsprojekte. Danach folgte die Präsentation einer schon abgeschlossenen Promotion aus den Medienwissenschaften zu queerfeministischen Solidaritäten in digitalen Medien. Den krönenden Abschluss fand der Tag schließlich mit der Laudatio und Preisverleihung der Preisträgerin des Förderpreises der „Dresdner Beiträge zur Geschlechterforschung in Geschichte, Kultur und Literatur“. Gutachterin Prof. Dr. Gudrun Loster-Schneider nahm das Publikum mit Witz und Anekdoten mit in die Entstehungsgeschichte des ‚Papierkindes‘ Elternschaft zwischen Rollenkonflikten und Gewinnpotenzialen - Analysen zur (Re-)Produktion und Subversion vergeschlechtlichter Risiken in zeitgenössischen Elternratgebern und Familienromanen von Dr. Maike Nikolai-Fröhlich, die gesundheitsbedingt im Anschluss leider nicht vortragen konnte. Umso mehr dürfen alle auf ihren Beitrag im zum Kolloquium entstehenden Sammelband GenderGraduateProject VI gespannt sein.
Die GenderConceptGroup bedankt sich bei allen Vortragenden für ihre engagierte Vorarbeit, die lebendig gehaltenen Fachvorträge und die ebenso interessierten Diskussion mit den Gästen des Kolloquiums! Ein großer Dank gilt ebenfalls dem Leipziger Universitätsverlag, der mit vertrauensvoller Expertise die Veröffentlichung der Fachvorträge des 6. Nachwuchskollquiums umsetzen wird.