Nov 06, 2019
Workshop: Wunderkammern – Materialität, Narrativik und Institutionalisierung von Wissen
5.-6. Dez. 2019, Residenzschloss, Taschenberg 2, 01069 Dresden
Ein Workshop der Professur für Ältere und frühneuzeitliche deutsche Literatur und Kultur der Technischen Universität Dresden. Veranstaltet von Marina Münkler und Martin Sablotny in Verbindung mit Jutta Eming, Tilo Renz und Falk Quenstedt vom SFB 980 „Episteme in Bewegung“ der Freien Universität Berlin.
In den europäischen Wunderkammern der Frühen Neuzeit werden materielle Objekte, die aufgrund besonderer Eigenschaften dazu imstande sind, das Staunen der Betrachter auszulösen, einem exklusiven Publikum präsentiert. Die gezeigten Stücke sind nach je eigenen Kriterien geordnet und machen durch diese Zusammenstellung Besuchern einerseits Wissen verfügbar, andererseits dienen sie aber auch der Repräsentation von Institutionen und Herrschaft. In einem Doppelworkshop, der nacheinander in Berlin (18.-19. Sep. 2019) und in Dresden (5./6. Dez.2019) stattfinden wird, sollen formale und funktionale Aspekte von Wunderkammern hinsichtlich ihres Zusammenspiels von Materialität und Narrativik untersucht werden.
Der zweite Teil des Workshops widmet sich spezifischen Aspekten der Funktionalisierung von Wunderkammern im Zusammenhang politischer, vorwiegend höfischer Repräsentation. Kulturelles und symbolisches Kapital werden bei der Einrichtung solcher Kammern zum einen durch die Möglichkeit des Zusammentragens von ‚Kostbarkeiten‘ generiert, zum anderen aber auch durch die hiermit verbundene Repräsentation von Wissen. Durch das Sammeln, Kombinieren, Unterscheiden und Erzählen von Artificialia, Naturalia und Exotica werden dabei in verschiedener Weise Wissensbereiche definiert und institutionell verfestigt, die sich von anderen Formen der Institutionalisierung von Wissen, etwa an der Universität, unterscheiden. Die Sammlungen selbst und auch ihre Darstellungen in Form von Texten sollen auf Reflexionen dieser spezifischen Funktionen hin untersucht werden: Inwieweit machen sie den Anspruch kenntlich, neue Möglichkeitsräume für Wissensproduktion zu eröffnen und gleichsam einzugrenzen? Wie wirkt sich das Repräsentationsinteresse der Besitzer von Sammlungen auf deren inhaltlich-materielle Zusammensetzung aus? In welchen erzählerischen Kontexten finden sich Würdigungen und kritische Auseinandersetzungen mit der repräsentativen Funktionalisierung wissenschaftlicher Sammlungsstücke?
Der Workshop versteht sich als Versuch, die Forschung zu Schnittstellen zwischen Literatur- und Museumsgeschichte für die Mediävistik- und Frühneuzeitforschung produktiv zu machen. Die Veranstaltungen sollen ein die Wunderkammern kennzeichnendes produktives Wechselverhältnis von Narrativik und Materialität herausstellen und Antworten auf die Frage suchen, wie sich Formen und Funktionen des Erzählens sowie des Sammelns von Objekten des Wissens gegenseitig beeinflussen.
Programm
(Für die Beiträge sind ca. ein halbstündiger Vortrag und eine halbe Stunde Diskussion vorgesehen.)
5. Dezember (Moderation: Marina Münkler)
12:45 Uhr |
Marina Münkler (Technische Universität Dresden) |
13:00 Uhr |
Stefan Laube (Humboldt-Universität zu Berlin) |
14:00 Uhr |
Ute Frietsch (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) |
15:00 Uhr |
Kaffeepause |
15:30 Uhr |
Dirk Syndram (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) |
17:00 Uhr |
Peter Plaßmeyer (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) Ordnung und Kontext in der Dresdner Kunstkammer des 16. Jahrhunderts (Besuch des Mathematisch-Physikalischen Salons, Vortrag und Diskussion) |
6. Dezember (Moderation: Jutta Eming)
09:00 Uhr |
Martin Sablotny (Technische Universität Dresden) |
10:00 Uhr |
Robert Felfe (Johannes Gutenberg Universität Mainz) |
11:00 Uhr |
Kaffeepause |
11:30 Uhr |
Eva Dolezel (Staatliche Museen zu Berlin) |
12:30 Uhr |
Abschlussdiskussion und Ausblick |
Besucher werden um Anmeldung unter gebeten.