22.01.2020
28.01.20: Gastvortrag von Kristian Raum "La sensibilité et l‘historiographie. Lucien Febvre et les deux Marguerite"
Ist es möglich, das Gefühlsleben vergangener Epochen zu rekonstruieren? Kann ein so facettenreiches und widersprüchliches Werk wie das der Königin Marguerite de Navarre als Schlüssel zur Gedankenwelt der Menschen des 16. Jahrhunderts dienen? Diese Frage beschäftigte den französischen Historiker Lucien Febvre (1878-1956) und führte ihn gemeinsam mit Marc Bloch (1886-1944) zu innovativen, bis heute wirksamen Forschungsansätzen.
Im Vortrag und der anschließenden Diskussion soll der Erkenntnisprozess Febvres nachvollzogen und die Rolle literarischer Texte für geschichtswissenschaftliche Fragestellungen betrachtet werden. Ausgehend vom 1944 unter den Bedingungen der occupation publiziertem Amour sacré, amour profane wird zudem der Frage nachgegangen, wie die historiographischen Texte Febvres selbst konstruiert sind und – über das 16. Jahrhundert hinaus – zum Spiegel ihrer eigenen Entstehungszeit und ihrer Leserschaft werden.