Lesung Maïssa Bey
Maïssa Bey stellte am 14. September 2017, 19 Uhr ihren Roman Madame Lafrance (Sujet Verlag Bremen, 2017) im Literaturhaus Villa Augustin, Dresden vor. Es handelte sich um die Auftaktveranstaltung einer Lesereise der Autorin in Deutschland.
Maïssa Bey gehört zu den renommiertesten französischsprachigen Autorinnen Algeriens. In ihren Romanen, Erzählungen und Theaterstücken reflektiert sie die spannungsreiche Gegenwart und Geschichte ihres Landes und des Maghreb zwischen Tradition und Moderne, Kolonialzeit und nachkolonialer Ära.
Sie wurde 1950 in der Nähe von Algier geboren, studierte Französisch und arbeitete als Pädagogin. Unter dem Eindruck des blutigen Bürgerkrieges, der während des sogenannten schwarzen Jahrzehnts (1992−2002) über ihr Land kam, begann sie zu schreiben. Maïssa Bey, die sich selbst als »Araberin von Geburt, Kultur und Sprache. Und Muslimin. Tief geprägt von der muslimischen Kultur und Tradition«, bezeichnet, wählt die Ausdrucksform der Literatur, um mehr zu sein als eine „stumme, passive Zeugin im Angesicht ihrer gewaltsamen und herausfordernden Zeitgeschichte“. Sie lässt uns begreifen, dass diese Geschichte die vermeintliche Grenze des Mittelmeeres zwischen Nordafrika und Europa überschreitet, in beiden Richtungen, in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.
Madame Lafrance ist eine poetische Geschichtserzählung, in der Maïssa Bey 132 Jahre französischer Kolonialherrschaft in Algerien durch die Erzählerstimme eines namenlosen Kindes betrachtet. In 25 Bildern zeichnet die Autorin deren Hauptetappen von der Landung der französischen Armada 1830 über den von Emir Abdel Kader geführten Widerstand bis hin zum blutigen Befreiungskrieg, dem Wüten der Terrororganisation OAS und der Ausrufung der Unabhängigkeit 1962, die mit einer Fluchtbewegung nahezu aller Algerienfranzosen einherging. Zwei Jahre lang dauerten die Vorarbeiten für den sprachlich komplexen Text. Die Autorin webt in die Perspektive des Kindes Tatsachenberichte ein, Zeitungsartikel, Tagebücher und Briefe von zeitgenössischen Autoren und schafft so einen Text, der zwischen Fakt und Fiktion oszilliert.
„Maïssa Beys Erzählung erweist sich vor allem als ein literarisches Werk, das in einer von Poesie vibrierenden Prosa geschrieben ist.“ Pierre Daum, Libération
Die Veranstaltung war eine Kooperation zwischen dem Institut für Romanistik der Technischen Universität Dresden, dem Literaturhaus Villa Augustin Dresden, dem Sujet Verlag Bremen und dem Institut Français Sachsen.
Fotoimpressionen von der Veranstaltung: