Forschungsprojekte
- Zu den Forschungsprojekten im Rahmen des Cifraqs s. a. den Rapport d´activités unter www.frankophonie.de.
- Sonstiges s. a. forschungsinfo.tu-dresden.de/recherche/.
- "Lodovico Antonio Muratori (1672-1750) und Deutschland"
Das seit 1994 in Zusammenarbeit mit Fabio Marri (Universität Bologna) laufende und von 1994-1996 vom SMWK, dem BMWF und dem DAAD (Villa-Vigoni-Programm) geförderte Forschungsprojekt "Lodovico Antonio Muratori (1672-1750) und Deutschland" umfasste bisher einerseits Recherchen zu den Korrespondenzpartnern Muratoris in den deutschsprachigen Ländern, andererseits die Untersuchung der vielschichtigen kulturellen und geistigen Beziehungen zwischen Italien und Deutschland im Zeitalter der Aufklärung. Die Ergebnisse wurden in verschiedenen Veröffentlichungen dokumentiert. So in dem gemeinsam mit Fabio Marri (unter Mitwirkung von Christian Weyers) veröffentlichten Werk "Lodovico Antonio Muratori und Deutschland", Frankfurt/M.: Lang 1997 (Italien in Geschichte und Gegenwart, 8) und in dem 1999 ebenfalls gemeinsam mit Fabio Marri beim Verlag Peter Lang publizierten Band "Die Glückseligkeit des gemeinen Wesens. Wege der Ideen zwischen Italien und Deutschland im Zeitalter der Aufklärung" (Italien in Geschichte und Gegenwart, 14), der die Akten des Kongresses "Le strade della cultura nel Settecento - Italienisch-deutsche Geistesbeziehungen im 18. Jahrhundert" (Dresden, Dezember 1997) beinhaltet. Eine weitere Publikation zu den kleineren Briefwechseln Muratoris mit deutschen Briefpartnern (ca. 60 Briefe auf Latein, Italienisch und Französisch) und zu den in Deutschland lebenden italienischen Briefpartnern (ca. 200 Briefe auf Italienisch und Latein) erscheint 2010 im Verlag Peter Lang. - "Das Italienische in Sachsen im 16. - 18. Jahrhundert"
Die Präsenz des Italienischen in den Bereichen Sprache, Literatur, Dichtkunst aber auch Jurisprudenz, Kirche, Kunst (insbesondere Architektur und Malerei), Musik, Medizin und Naturwissenschaften im 18. und 19. Jahrhundert soll anhand des einschlägigen Briefwechsels und anderen Archivmaterials analysiert und die Funktion des Italienischen neben dem Französischen und dem Lateinischen als lingua franca der höfischen Kultur und Erziehung an den Höfen Europas sowie in den verschiedenen Wissensbereichen untersucht werden. Dabei werden ganz unterschiedliche Traditionslinien herausgearbeitet, so die Geschichte der deutschen Italienpolitik mit besonderem Blick auf Sachsen, die Geschichte der dynastischen Beziehungen und ihre Ausstrahlung weit in den Bereich von Kultur und Wissenschaft hinein, die Geschichte der deutsch-italienischen Kulturbeziehungen, angefangen von Kavaliers- und Bildungsreisen, die über bestimmte Kulturmittler zu einem Transfer italienischer Kunst nach Deutschland führten, bis hin zum Hoftheater und Hofleben insgesamt als Relais der Rezeption und Integration. Auch der Siegeszug der Oper und deren Verbindung zur absolutistischen Kultur, die Spielpläne im Besonderen als empirischer Hintergrund für übersetzungs- und rezeptionsgeschichtliche Studien, die Erforschung der Itinerarien von Künstlern und Baumeistern, Fragen nach den Hintergründen der sächsischen Italienbeziehungen als Programmatik absolutistischer Kultur- und Repräsentationspolitik und als wichtiger Baustein europäischer Kontakte wären zu untersuchen, aus sprachwissenschaftlicher Sicht vor allem aber die Frage nach den Wegen der Verbreitung der italienischen Sprache und nach ihrem Einfluss auf das Deutsche in den Zentren der Kulturvermittlung. Das hierfür bisher verwendete Archivmaterial stammt aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden, aus der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden sowie aus dem Archivio di Stato und der Biblioteca Estense in Modena. - „Das Französische in Sachsen im 18. Jahrhundert“
Galt Italien zur Zeit der Renaissance als kulturpolitische Referenz und Vorbild fürstlicher Hofetikette, so begann man gegen Mitte des 17. Jahrhunderts bei der Prinzenerziehung am kurfürstlichen Hof auch dem Französischen neben dem Italienischen und dem Lateinischen ein größeres Gewicht beizumessen; anderenorts – wie etwa in Bayern, in der Kurpfalz, in Hessen, Jülich oder Anhalt – gehörte der Französischunterricht schon seit dem 16. Jahrhundert zur Sprachausbildung. Die Gestaltung eines absolutistischen Herrschaftsstils nach französischem Vorbild sollte dann in Sachsen bekanntlich unter Friedrich August I., besser bekannt unter dem Namen August der Starke, zur vollen Ausprägung kommen. August der Starke hinterließ seinem Sohn und Nachfolger Friedrich August II., August III., trotz der Verwicklung Sachsens in den Nordischen Krieg von 1700 bis 1722 und immerwährender Geldnöte aufgrund des ständigen Ausbaus des absolutistischen Machtapparats durch Prachtbauten, Hoffeste, Kunsteinkäufe eine ausgebildete Verwaltung, ein nach merkantilistischen Prinzipien funktionierendes Steuerwesen, die Einrichtung des die Außen-, Innen- und Militärpolitik koordinierenden Geheimen Kabinetts mit mehreren Fachdepartements, die Erweiterung der Armee auf 30.000 Mann sowie die Reorganisation des seit 1682 existierenden stehenden Heeres: Sachsen spielte durch diesen Machtapparat in der europäischen Politik auf den Achsen zwischen Florenz-Venedig-Wien-Prag im Süden, St.Petersburg-Warschau im Osten, Kopenhagen-Stockholm-London-Berlin im Norden und Paris im Westen eine tragende Rolle.
Paradigmatisch für die unendlichen Netzwerke, die zwischen Sachsen und Frankreich im 18. Jahrhundert geknüpft wurden, sollen folgende Themenkreise näher betrachtet werden: 1. Sprach- und Kulturtransfer; 2. Die Hugenottische Gemeinde in Dresden und Leipzig, 3. Hugenotten- und Besatzungsfranzösisch, 4. Residuen im heutigen Dresden. Bei der Beschäftigung mit dem Konzept des Sprach- und Kulturtransfers geht es – wie es auch Michel Espagne und Matthias Middell 1993 definieren – um den Versuch, „zwei Kulturparadigmen – Frankreich und Deutschland – zu relativieren, indem die Verflechtungen des sächsischen Territoriums mit der französischen Geschichte durch Detailanalysen beleuchtet werden. Es geht um eine archäologische Spurensicherung eines verborgenen oder verdrängten französischen Kulturgedächtnisses in Sachsen und umgekehrt. Diese verschüttete, erst in mühsamen Ausgrabungen ans Licht zu bringende ´mémoire` weist eine vergessene Zusammengehörigkeit nach und deckt gleichzeitig den durchaus zeitbedingten Prozess der nationalen Differenzierung auf“ (Espagne, Michel/Middell, Matthias (Hg.): Von der Elbe bis an die Seine. Kulturtransfer zwischen Sachsen und Frankreich im 18. und 19. Jahrhundert. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 1993, 9 (Deutsch-Französische Kulturbibliothek, Bd. 1.). - „Sportsprache in der Romania“ (gemeinsam mit Joachim Born, Jena)
Die Thematik Sport ist zweifelsohne ein Stiefkind der romanistischen Forschung. Erst seit kurzem findet eine Behandlung des Stoffes in Handbüchern zur Literatur- und Sprachwissenschaft statt. Sport gehört jedoch als genuiner Teilbereich der Gesellschaftskultur seit der griechisch-römischen Antike zum festen Bestandteil des menschlichen Lebens. In den letzten Jahrzehnten erfuhr der Sport jenseits des Berufssports durch das stetig wachsende Gesundheitsbewusstsein der Menschen weltweit sogar einen derartigen boom, dass die Teilnahme am Geschehen nicht mehr nur auf eine Passivkompetenz bestimmter national geprägter wie international renommierter Sportarten beschränkt blieb, sich vielmehr ein Großteil der Bevölkerung selbst aktiv sportlich zu betätigen begann. Sportsprache ist als schnelllebige Sprache ein ideales Beobachtungsfeld für den Sprachwandel, für Wortbildungsprozesse und Neologismen, aber auch für einen – bisweilen politisch motivierten – Umgang mit fremdsprachlichen Einflüssen. In vielen Punkten weist Sportsprache des Weiteren Merkmale einer internationalen Fachsprache auf.
Sportsprache verkörpert seit dem erfolgreichen Vordringen der vor allem aus der anglo-amerikanischen Sportwelt stammenden modernen Sportarten eine heute vielen anderen Domänen des internationalen Lebens vergleichbare Sprachkontaktsituation, die – wie wir aus der katalanischen Soziolinguistik wissen – zwangsläufig zu einem Sprachkonflikt führen muss.
Der Begriff „Sportsprache“ scheint auf den ersten Blick ein klar umrissenes Gebiet zu bezeichnen, erst auf den zweiten Blick stellen sich zwei grundsätzliche Fragen: Was alles lässt sich unter dem Begriff Sport subsumieren? und: Gibt es tatsächlich (nur) eine Sportsprache oder handelt es sich nicht vielmehr um ein verschachteltes System von Diskursen und Subdiskursen? Handelt es sich um fachsprachliche Kommunikation als Summe einer Vielzahl von Subregistern, die durch die spezifische Kommunikationskonstellation bedingt sind? Eine vertiefte Untersuchung der Sportsprache muss mithin außer der Linguistik und Semiotik auch die Erkenntnisse der Psychologie, der Soziologie sowie die Verarbeitung der Thematik „Sport“ in der Literatur zur Kenntnis nehmen. - European Network for the Baroque cultural heritage (ENBaCH) (gemeinsam mit PD Dr. Elisabeth Tiller , TU Dresden)
-
„Mehrsprachige Plattform für die Europäischen Referenzniveaus: Untersuchung von Lernersprache im Kontext — merlin“.
Der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GeRS) ist zu dem wohl wichtigsten Bezugswerk für das Lehren und das Testen von Sprachen sowie für die Entwicklung von Curricula geworden. Von Nutzern, z.B. Lehrern, Testentwicklern oder Lehrbuchautoren, wird zunehmend erwartet, dass ihre Arbeit auf den Niveaustufen des GeRS basiert. Gleichzeitig wird häufig beklagt, dass diese Stufen bislang nicht angemessen illustriert seien: Nutzer des GeRS verfügen über keine zuverlässigen Informationen darüber, welche Eigenschaften von Sprache verschiedene Niveaustufen charakterisieren bzw. voneinander unterscheiden. Deshalb fördert die Europäische Union in ihrem Programm Lebenslanges Lernen das Projekt „Mehrsprachige Plattform für die Europäischen Referenzniveaus: Untersuchung von Lernersprache im Kontext — merlin“. Das Ziel von merlin besteht in der Illustration der GeRS-Niveaustufen für Deutsch, Tschechisch und Italienisch. Die didaktische merlin-Onlineplattform wird schriftliche Lernerproduktionen aus standardisierten Sprachtests enthalten,die zuverlässig auf den GeRS bezogen wurden. In einer großen Anzahl von frei verfügbaren authentischen Lernertexten (Niveaus A1-C1) können Nutzer dann online nach konkreten sprachlichen Merkmalen suchen, die aus Sicht der Praxis, aber auch der Forschung und aus der GerS-Perspektive relevant sind. Mit "merlin sollen Nutzer u.a. Tests, Curricula und Lehrbücher im Deutschen, Italienischen und Tschechischen leichter auf die GeRS-Niveaustufen beziehen können. merlin wird erstmals einen direkten und vielseitigen Zugang zu GeRS-bezogenen, kontextualisierten Lernerproduktionen bieten. Das Projekt wird jedem, der die drei europäischen Zielsprachen unterrichtet, testet oder lernt, eine Hilfe sein können. Alle merlin-Tools und –Ressourcen werden auf der merlin-Plattform unter http://merlin-platform.eu frei zugänglich sein.
Projektlaufzeit:
Januar 2012 – Dezember 2014
Projektpartner:
TU Dresden (Institut für Romanistik, Sprachlernzentrum)
Europäische Akademie Bozen (Italien)
Karls-Universität Prag (Tschechien) (Institut für Sprachlernstudien, Institut für Formale und Angewandte Linguistik)
telc GmbH Frankfurt a.M.
Berufsförderungsinstitut Oberösterreich (BFI OÖ)
Eberhard-Karls Universität Tübingen