Jun 21, 2022
Podiumsdiskussion am 27.06.2022: Haben wir uns 30 Jahre lang in Russland geirrt?
Termin: Mo, 27.06.2022 18:00 Uhr - 20:00 Uhr
Ort: SLUB, Zellescher Weg 18, Klemperer-Saal sowie im Live-Stream
Der 24. Februar wirft zahlreiche Fragen auf: Wurde nicht nur die russische Politik, sondern auch die Stimmung in der russischen Bevölkerung verkannt? Wurden das Prestige von Krieg und imperialen Ambitionen ebenso unterschätzt wie die Begeisterung für die Schrecken der eigenen Geschichte? Diesen Fragen stellt sich Dr. Manfred Sapper, Herausgeber der Zeitschrift „Osteuropa“ im Gespräch mit Prof. Dr. Holger Kuße vom Institut für Slavistik der TUD und dem Zentrum Mittleres und Östliches Europa. Manfred Sappers These hat ein Wort: Realitätsschock.
Realitätsschock: Russland und der Krieg gegen die Ukraine
Das Überraschendste an der Überraschung über Russlands Krieg ist, wie breit die Überraschung ist. Denn wer wissen wollte, konnte wissen, was sich da zusammenbraut: Spätestens seit 2011 ist eine Radikalisierung des Putinismus zu beobachten. Die Innenpolitik wurde repressiver, die Außenpolitik militarisierter und revisionistisch. Nun herrscht Katzenjammer in Deutschland. Immer lauter werden die Stimmen, die eine Aufarbeitung der deutschen Russlandpolitik fordern. Dazu gibt es allen Anlass. Aber es geht um mehr als Politik: Das gesamte deutsche Russlandbild gehört auf den Prüfstand. Es ist geprägt von Stereotypen, Komplexen, dem historischen Erbe des deutschen Vernichtungskriegs und einer Fehlwahrnehmung des Wandels von Politik und Gesellschaft seit 1991. Das Ergebnis war ein Wunschbild. Nun ist die Entfremdung tief. Illusionen sind geplatzt. Doch die Desillusionierung bietet die Chance zur Selbstaufklärung.
Im Anschluss an den Impulsvortrag wird diese These in einem Podiumsgespräch weiterdiskutiert werden, in dessen Verlauf auch Publikumsfragen beantwortet werden können.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der SLUB mit dem Institut für Slavistik, dem Zentrum Mittleres und Östliches Europa der TU Dresden und der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde.