3. Projektvorhaben
Das Projektvorhaben entwickelt sich entlang zweier Perspektiven: (1) einer explizit fachverorteten, aber interdisziplinär arbeitenden Innovationslinie, welche konkrete Lehr-Lern-Szenarien entwickelt und in Teilvorhaben erprobt, und (2) einer auf Prozesse und Strukturen ausgerichteten Perspektive, welche fachübergreifende Konzept- und Angebotsentwicklungen fokussiert. Strategisch übergeordnet werden in der Verantwortung des Integrationsteams Konzepte und Empfehlungen erarbeitet, die im Rahmen von virTUos einen universitätsweiten Roll out hybrider Lehr- und Lernkontexte mithilfe einer Strategie HYBRID adressieren. Ausgehend von einem bereits gestarteten Initialvorhaben zur Erprobung einer zentral-dezentral verorteten Supportstruktur für die hybride Lehre, werden für Strategie HYBRID die Entwicklungen und Erkenntnisse der Handlungsfelder systematisch gebündelt. Daraufhin werden abgestimmte, bedarfsorientierte Konzepte zur Stärkung, Realisierung sowie Verstetigung der Beratungs- und Supportstruktur im Feld Digitalisierung in der Lehre entwickelt, die kontinuierlich in die strategischen Entwicklungen der TUD eingespeist werden.
Abb. 3 (hochauflösende Version): Teilvorhaben11 arbeiten innerhalb der Handlungsfelder in agilen Innovations-teams (siehe Abb. 2) zusammen. Handlungsfeld-übergreifende Interaktion wird durch das Integrationsteam getragen, in der Strategie HYBRID weiterentwickelt, und durch das Steering Committee koordiniert (siehe Abb. 1).
Auf der Basis bisheriger Erfahrungen im Bereich digitaler Praktika und Inverted Classroom-Formate im Rahmen des praktischen Kompetenztrainings (vgl. Röhle/Horneff/Willemer 2021) arbeiten im Hand-lungsfeld Praktika- & Assessment-Formate Partner:innen der Teilprojekte HybParc, PraktikaHybrid und Telepräsenz in einem Innovationsteam gemeinsam mit Partner:innen aus DikoLint, TutoringHybrid und sTUDents. Hierbei konzipiert und implementiert das Teilvorhaben HybParc (Medizin, Ingo Röder) hybride interaktive Selbstlern-, Trainings- und Prüfungs-Parcours innerhalb eines etablierten medizinisch-interprofessionellen Kontextes. Durch Einsatz hybrider Technologien wird nicht nur die Vermittlung praktischer Fähigkeiten effizienter gestaltet, sondern auch der Aufbau digitaler Kompetenzen befördert. Ein Fokus liegt auf dem Einsatz von Videoaufzeichnungen und Sensorendaten zur (teil-)auto-matisierten Analyse von Handlungsabläufen innerhalb von Trainings-/Prüfungs-Parcours. Im Austausch mit dem Teilprojekt DikoLint werden hierbei u. a. Conversational Agents in den Arbeitspaketen eingesetzt und so die Möglichkeit für ein automatisiertes Feedback geschaffen. Weiterhin werden immersive Methoden durch Einbindung von Virtual/Augmented Reality (VR/AR, vgl. Pfeiffer u. a. 2018) in fallbasierten Lernszenarien genutzt, die in ihrer Anwendung u. a. digitale Kompetenzen und Reflexion schulen sowie von technischer Seite auch für DikoLint und DigitalHerrnhut relevant werden. Auf dieser Basis werden verbesserte individuelle Feedbacksysteme implementiert und Selbstlernumgebungen inklusive adaptiver personalisierter Lernpläne sowie digital unterstützte Portfolio-Assessments und hybride Prüfungs-Parcours entwickelt. Die etablierten Formate werden gemeinsam mit dem Transferpartner CA/UKD für einen Einsatz in den Bereichen Hebammenstudium, Pflegeberufe und ärztliche Weiterbildung vorbereitet. Weiterhin ist ein Transfer in andere Fachkulturen geplant; konkret betrifft dies die Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt PraktikaHybrid (Maschinenwesen, Stefan Odenbach), in dem Labor- und Maschinenpraktika in ein hybrides Format mit höherer Eigenverantwortung und Eigenaktivität der Studierenden überführt werden. Bestehende Formate werden zu einer didaktisch fundiert hyb-riden Lehr-Lern-Form hin entwickelt, inkl. einer Erweiterung des Versuchsspektrums für hybride Laborpraktika, sowie deren Erprobung in der Großveranstaltung Mess- und Automatisierungstechnik mit Feedbackanalyse durch die Studierenden. Aufbauend auf den Erfahrungen wird eine Plattform für hyb-ride Praktika zur Nutzung für andere (MINT-)Fachbereiche und Universitäten (in Kooperation mit Tu-toringHybrid) erstellt. Für Maschinenpraktika wird zudem der Einsatz von Telepräsenzrobotern (TPR) technisch und didaktisch getestet sowie in ein hybrides Format integriert. Der Einsatz von TPR in der Hochschullehre steht auch im Zentrum des Teilprojektes TelePräsenz (Medizin, Ingo Röder). Hier werden die Möglichkeiten des (inklusiven) Distanzlernens im Rahmen praktischer Lehrformate durch den Einsatz dieser Technologie entwickelt, getestet und der Umgang mit dieser neuen Art der Kommunikation geschult. Der Einsatz von TPR eröffnet vielfältige Möglichkeiten zur Inklusion (z. B. aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen) ausgeschlossener Studierende sowie die Einbeziehung von Lernorten, die eine Präsenznutzung verbieten (z. B. Infektionsstationen im Krankenhaus). Bezüglich der didaktischen Konzeption sowie der Bereitstellung von Lehr-/Lern-Ressourcen arbeiten alle drei genannten Teilprojekte innerhalb des Innovationsteams eng mit TutoringHybrid und sTUDents zusammen. In die-sem Rahmen ist auch die Entwicklung von Schulungskonzepten für Lehrende (inkl. studentischer Tu-tor:innen) geplant (TutoringHybrid).
Im Handlungsfeld Kollaboration & Internationalisierung verknüpfen die Vorhaben DikoLint (Wirt-schaftswissenschaften, Eric Schoop) und Digital Herrnhut (Digital Humanities, Alexander Lasch) im Rahmen eines zweiten Innovationsteams ihre Erfahrungen im Hinblick auf die Virtualisierung von Lehrangeboten im Kontext kollaborativer und standortübergreifender, insbes. internationaler Formate (Schoop/Clauss/Safavi 2019). Vernetzt sind sie mit HybParc, TutoringHybrid, sTUDents, OEP-4-CALL und ExDiMed. Im DAAD-IVAC Projekt TUD-COIIIL erarbeiteten sie ein standardisiertes Framework zur kollaborativen Wissensteilung und -entwicklung in tele-moderierten, standortübergreifenden, inter-disziplinären Lerngruppen (Schoop/Lasch 2021). Dieses gilt es für die internationale Lehre an der TUD weiterzuentwickeln und fachkulturübergreifend zu implementieren. In DigitalHerrnhut werden sowohl innovative virtuelle als auch hybride Lehr- und Veranstaltungsformate (weiter-)entwickelt und internationalisiert. Konkret werden modulare Kleincurricula im Anschluss an DigitaLiS für den Masterstudi-engang „Digital Humanities“ mit internationalen Partner:innen (z. B. der Bucknell University, Penn-sylvania) virtualisiert und curricular verankert. DikoLint und Digital Herrnhut konzipieren und gestalten gemeinsam eine innovative Erweiterung durch virtuelle Exkursionen, Workshops und Tagungen unter Einbezug kulturell relevanter Orte in Ostsachsen (Herrnhut/Berthelsdorf, Kleinwelka, Niesky). DikoLint startet darüber hinaus Initiativen zur Stärkung von Virtual Mobility, bringt praktische tele-tutorielle Er-fahrungen in die Aktivitäten von TutoringHybrid sowie sTUDents ein und schlägt die Brücke zum Teilprojekt HybParc. Dort werden einerseits Erfahrungen mit individualisiertem Feedback und E-Assessement integriert, andererseits VR/AR Technologien von HybParc hinsichtlich ihres Potenzials zur didak-tischen Verbesserung authentischer Fallszenarien (Altmann/Clauss 2020) getestet. Die VR/AR Technologien kommen ebenfalls in Digital Herrnhut zur Anwendung. Unterstützt wird das Innovationsteam durch Vorhaben im Handlungsfeld 3 (TutoringHybrid, sTUDents, OEP-4-CALL und ExDiMed). Die Verbreitung außerhalb der TUD erfolgt über die Partner:innen SLUB (Nachhaltige Bereitstellung von OER, Open Science) und die DIU in deren internationalen Studienangeboten und in der berufsbegleitenden Weiterbildung.
Im Handlungsfeld Kompetenzentwicklung & Offene Lehre vernetzen sich die Teilvorhaben ExDi-Med, OEP-4-CALL, sTUDents und TutoringHybrid, um als integraler Bestandteil der Innovationsteams in den beiden anderen Handlungsfeldern mit hochschul- und digitaldidaktischer sowie technischer Expertise dezentral zu unterstützen. Ein Fokus liegt auf der Bereitstellung von Austausch-, Beratungs und Weiterbildungsformaten zur Einbindung und Verschränkung der Studierenden- mit der Fach- und Didaktikperspektive. ExDiMed (Angewandte Linguistik, Simon Meier-Vieracker) entwickelt innovative hybride Lehr- und Lernformate zur Vermittlung digitaler Medienkompetenz mit Fokus auf interdisziplinäre Kollaboration und Praxistransfer. Ziel ist es, Studierende und Lehrende in einem interprofessionellen Experimentierraum beim Erwerb grundlegender und anwendungsbezogener technischer Skills zu unterstützen. Im Projekt werden Blended Learning-Formate für verschiedene Bereiche digitaler Medienkompetenz (weiter-)entwickelt und erprobt. Darunter fallen Kurse in Script- und Programmierspra-chen, welche universitätsweit anschlussfähige Anwendungsfelder adressieren (Digitales Edieren, Visualisierung, Data Science usw.), sowie experimentelle Szenarien für VR-/AR-Anwendungen in Forschung und Lehre. Die Formate können interdisziplinär adaptiert werden (HybParc, DigitalHerrnhut, DikoLint) und kombinieren auf jeweils individuelle Vorkenntnisse skalierbare, interaktive E-Learning-Module unter Begleitung durch Tutorien mit digital und/oder präsentisch organisierten Peer Learnings etwa in Form von Hackdays und Hands on-Workshops. Diese Praxisformate werden in Kooperation mit dem infrastrukturell ideal dafür ausgerüsteten TextLab (SLUB) durchgeführt. In TutoringHybrid (Didaktik des Peer Learning, Beatrice Schlegel) werden hybride Lehr-Lern-Szenarien in Tutorien, Übungen und Praktika identifiziert, didaktisch analysiert, interdisziplinär weiterentwickelt und als OEP aufberei-tet. Der Fokus liegt auf der Kompetenzentwicklung der Lehrenden in interaktiven hybriden Tutorien, Tele-Tutorien (DikoLint, DigitalHerrnhut), Übungen, Labor- und Maschinenpraktika (PraktikaHybrid) mit dem Ziel des Transfers auf die gesamte Universität. Qualifizierungsbausteine werden innerhalb der Innovationsteams aufgebaut, getestet und bereitgestellt, um die Fachspezifik und einen engen Praxisbezug zu sichern. Die Zielgruppe der Tutor:innen ist hier deshalb so bedeutsam, da sie in ihrer Doppelrolle als Studierende und Lehrende beide Perspektiven miteinander verbinden und als „lehrende Lernende“ diesbezüglich zusätzliche Kompetenzen aufbauen. Außerdem sind sie in virTUos Entwickelnde und Multiplikator:innen von OEP. Im Kontext des Projekts TutorING wurden dazu relevante Ergebnisse erzielt und Erfahrungen gemacht, die als Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung dienen. In OEP-4-CALL (Fremdsprachen und ihre Didaktik, Antje Neuhoff) werden plattformübergreifende Repositorien von Lehr-Lern-Szenarien für die fachbezogene universitäre digitale Sprachlehre aufgebaut, um handlungs- und situationsorientiertes, kollaboratives Sprachenlernen zu fördern und bedarfsgerechte Schulungsangebote für Lehrende (Microlearning) zur Verfügung zu stellen. Im Projekt werden Best Practice-Beispiele aus dem universitären fach- und berufsbezogenen Fremdsprachenunterricht identifiziert, getestet und als Modellkurse aufbereitet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Blended Learning-Szenarien (Instructional & Learning Design mit Fokus auf kooperativem und kollaborativem Schreiben, digitalen Lernportfolios, Peer Evaluation und Gamification-Elementen), wobei vorhandene interaktive Selbst-lernmaterialien als unterstützende narrative Lernbausteine für den virtuellen Austausch in enger Abstimmung mit DikoLint und DigitalHerrnhut weiterentwickelt werden. Ein konkretes Anwendungsfeld ist die Erweiterung der fachbezogenen Deutsch als Fremdsprache (DaF)-Kompetenzen der internatio-nalen Partner in DigitalHerrnhut durch Microlearning für Studierende und Lehrende. Eine enge Ver-zahnung mit TutoringHybrid, zur Integration einer fremdsprachendidaktischen Dimension für den Einsatz mit internationalen Partner:innen ist geplant. Im Fokus von sTUDents (Digitaldidaktik, Henriette Greulich) steht die Lernprozessbegleitung und Kompetenzentwicklung für hybrides Lernen und Lehren. Hochschuldidaktiker:innen sind einerseits bei der Entwicklung der Lehrangebote der Innovationsteams über Formate wie Coaching, Instructional Design oder technischen Support immer beteiligt. Sie entwickeln bestehende E-Learning-Weiterbildungsformate fachbezogen fort (z. B. Digital Readyness Nuggets, BarCamps, Hackathons) und reichern sie mit digitalen Kompetenzbereichen (vgl. Redecker/Punie 2017) an. Andererseits werden Studierende auf ihre aktive Rolle in den Innovationsteams vorbereitet, welche dort als E-Scouts (Reverse Mentoring) agieren sowie disziplinspezifische und fachübergreifende Studienangebote (Digital Competences for Learners) sowohl entwickeln als auch umsetzen. Mit dem dezidiert auf Offenheit sowie auf didaktische Nachhaltigkeit abzielenden Ansatz trägt sTUDents (abgestimmt mit ExDiMed, TutoringHybrid & OEP-4-CALL) wesentlich zum reflektierten Erwerb digitaler Kompetenzen auf Augenhöhe sowie zu hochschuldidaktischen Innovationen bezüglich virtueller und hybrider Lehr- und Lernangebote bei sTUDents stellt eine dem digitalen Zeitalter adäquate Weiterent-wicklung des Shifts from teaching to learning dar: Studierende kreieren und gestalten selbstbestimmt und in Kollaboration mit Lehrenden ihre eigenen Lernprozesse. Die Ergebnisse, Open Educational Practice Patterns, werden für kollaborative Weiterentwicklungen durch die SLUB dauerhaft öffentlich zugänglich gemacht.
Das Integrationsteam verfolgt in der Strategie HYBRID zum einen die Entwicklung von Strategien für Integration, Transfer, curriculare Implementierung und die prüfungsrechtliche Auslegung der in den Innovationsteams erarbeiteten Lösungen. Zum anderen wird die Zusammenarbeit zwischen zentraler und dezentraler Beratungs- und Supportstruktur weiterentwickelt, um nicht nur die TUD-internen Strukturen zu innovieren, sondern auch die Diskussion über nationale und internationale Standards für hyb-ride Lehr-, Lern- und Prüfungsangebote aktiv mitzugestalten.
Fußnoten
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Vorhaben (von links nach rechts): PraktikaHybrid, TelePräsenz, HybParc (hybride Selbstlern-, Trainings- und Prüfungsparcours), TutoringHybrid, ExDiMed (Experimentierraum für Digitale Medienkompetenz), OEP-4-CALL (Open Educational Practices in der fachbezogenen Fremdsprachenlehre), sTUDents, DikoLint (Digitales, kollaboratives Lernen in der internationalen Lehre), DigitalHerrnhut.
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