28.11.2018
Neues Forschungszentrum für Störlichtbögen in der Niederspannung entsteht an der Professur für Elektroenergieversorgung
Störlichtbogen sind ungewollte Gasentladungen, welche in der Niederspannung meistens durch Fahrlässigkeit, Verschmutzung oder Tiere in der Anlage ausgelöst werden. Bei großen Lichtbogenströme (> 1kA) können sie schnell lebensgefährlich werden oder die Industrieanlagen komplett zerstören. Starkes Interesse seitens Industrieunternehmen an einer Reduzierung der Auswirkungen von Störlichtbögen sowie an Schutzsystemen zur Störlichtbogenerkennung gab der Professur für Elektroenergieversorgung den Impuls dazu, einen Versuchsstand an der Nöthnitzer Straße einzurichten, der zum National Arc fault Research Center (NARC) ausgebaut wurde.
Die Versuchsanlage wurde in 10-kA-Lichtbogenversuchstand, Messtechnik, High-Speed Kamera, Test-Dummys, Störlichtbogenschutzsysteme und Demonstrationsaufbauten ausgestattet. Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft und der Wissenschaft werden dort Untersuchungen zu stromstarken Stör- und Schaltlichtbögen auf der Niederspannungsebene durchgeführt.
Darüber hinaus nehmen Berufsgenossenschaften das NARC-Seminarangebot gern wahr. Monteure, Aufsichtspersonen und andere Techniker können im NARC den Lichtbogen live erleben und das Thema Störlichtbogenschutz gründlich kennen lernen. „Im Prinzip ist diese Problematik den Fachkräften schon bekannt, aber sie haben es bisher nur in Lehrfilmen gesehen“, so Herr Karsten Wenzlaff, der wissenschaftliche Leiter des NARC. „Die Schall- und UV-Emissionen sowie die starke thermische Wirkung und die daraus resultierende Gefahr real zu erleben, bietet eine ganz andere Lehrerfahrung.“
Nun möchte die Professur der unverändert starken Nachfrage der Kooperationspartner weiter nachgehen und baut die bisherige Versuchsanlage aus. Am 23. November 2018 wurden zwei neue Bestandteile des Zentrums in großen Containern geliefert und aufgestellt.
„Der eine Container ist mit Batterien gefüllt, die wir für die Versorgung des Versuchstands nutzen werden. So können wir nicht nur Wechselstrom- sondern auch Gleichstromlichtbögen untersuchen und gleichzeitig das Verhalten der Batterien im Fehlerfall beobachten, “ erklärt Herr Wenzlaff. „Der andere enthält die Schaltgeräte, Sicherheits- und Messtechnik. Damit werden ganz neue Forschungsmöglichkeiten eröffnet.“
Der Wert des neuen Versuchsstands beläuft sich auf mehrere hunderttausend Euro. Eine hohe Investition, allerdings prognostiziert die bisherige Resonanz auf das NARC-Angebot ansteigende Forschungsaktivitäten. „Es gibt nur 2-3 vergleichbare Anlagen in ganz Deutschland“, so Jan Keller, der Projektkoordinator des NARC. „Wir haben die Vision, das NARC zu einem der führenden Forschungszentren für Störlichtbögen in Deutschland zu entwickeln.“ Die feierliche Eröffnung des NARC ist für Frühjahr 2019 geplant.
Kontakt
M.Sc. Karsten Wenzlaff
Institut für Elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik
+49 351 463-43200
Dr.-Ing. Jörg Meyer
Institut für Elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik
+49 351 463-35272