27.09.2023
Projekt "AI4ActiveAGE" gestartet
Die meisten Deutschen möchten auch im Alter zuhause in gewohnter Umgebung ein selbstbestimmtes, sicheres Leben führen. Assistenzsysteme für Senioren wurden in den letzten 20 Jahren meist als Hausnotrufsystem mit aktivem Drücken eines Alarmknopfes umgesetzt. Aber laut einer Untersuchung der Johanniter Unfallhilfe werden diese Alarmknöpfe nur in ca. 25% der Notsituationen wirklich gedrückt. Bei den anderen 75% ist der Notrufknopf nach Stürzen nicht erreichbar oder er wird aufgrund der Angst vor einer Einlieferung in ein Pflegeheim bzw. eines „Nicht-Zur-Lastfallen wollen“ oder schlichtem Vergessen aufgrund der Panik nicht gedrückt.
Daher gibt es erste Systeme, die einen passiven Alarm durch Sensoren erkennen und selbständig einen Alarm generieren. Diese passiven Erkennungen sind aber in den meisten Fällen zu ungenau, was dazu führt, dass sie nicht auf die Notrufzentralen direkt aufgeschaltet werden können. Die bisherigen AAL-Systeme reagieren zudem nach vorgegebenen Regeln, die aufgrund von Annahmen Entscheidungen treffen, ob es sich um eine kritische Situation handelt, ohne den Nutzenden die Möglichkeit zu geben, gefragt zu werden, ob es sich wirklich um einen Notfall handelt. Dadurch sind Angehörige dann durch Mitteilungen von unqualifizierten Statusmeldungen und Fehlalarmen schnell genervt und Systeme werden bald wieder abgeschaltet.
Die Hauptziele des Projektes „AI4ActiveAge“ sind daher die Einbeziehung der Nutzenden in den Entscheidungsprozess und die Erhöhung der Erkennungswahrscheinlichkeit individueller Situationen. Die Entwicklung einer semantischen Plattform und eines Controllers für digitale Assistenz im Alter sollen genau das möglich machen.
Das Projekt „AI4ActiveAge“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und startete im August 2023. Das Konsortium besteht aus drei Hochschulen mit dem Koordinator Hochschule Darmstadt, dem Institut für Angewandte Informatik der TU Dresden und dem Institut für Gesundheit, Altern und Technik der Hochschule Zittau/Görlitz sowie den beiden Unternehmen TQ-Systems und uCORE Systems GmbH und der Johanniter Unfallhilfe als Dienstleistungsorganisation. Die vier Unterauftragnehmer setzen sich aus dem Beratungsunternehmen SageLiving GmbH, dem Institut für Sozial- und Technikforschung SIBIS, dem Unternehmen Gebäudeautomatisierung Töpler und dem Verein WohnXperium zur Förderung der Entwicklung, Verbreitung und Umsetzung geeigneter Lösungen des assistierten Wohnens zusammen. Die VSWG wird das Konsortium als Transferpartner unterstützen. Die Wohnungsbaugenossenschaft Oberland Neugersdorf eG rundet das Konsortium ab, indem sie als assozierter Partner beabsichtigt, sich mit 76 Wohnungen am Projekt zu beteiligen.
Unser Ziel als Partner des Projektes und als AUTERAS-Team ist eine allgemeine Vorgehensweise für Ausführungsplanungen nach Leistungsphase 5 der HOAI zu entwickeln, die sowohl die vom Kunden gewünschte Funktionalität beschreibt (1) als auch Vorschläge zur Komplettierung des uCORE-Geräts mit allen notwendigen Peripheriekomponenten liefert (2).
Im Schritt (1) wird der Nutzer zu einem frühen Zeitpunkt durch einen Konfigurator im Internet-Browser nach seinen funktionalen Wünschen befragt. Dabei unterstützt ihn der Konfigurator durch leicht verständliche Erklärungen (Bilder, Videos):
a) Welche Unterstützung erwartet der Bewohner vom Gesamtsystem?
b) Welche Aktivitäten / Unterstützungsleistungen erwartet er, falls das System einen Bedarf erkannt hat? (z. B. Abschaltung Herd / Wasserzufluss, Orientierungslicht nachts).
c) Welche Informationen soll (darf) das Gesamtsystem aus der Wohnung erfassen, um seine Entscheidungen zu treffen? (z. B. durch Sensoren)
Dieser Dialog zwischen Kunden / Vermieter und ausführender Firma kann über alle HOAI-Leistungsphasen bis zur Übergabe (Abnahmeprotokoll) geführt und auch danach im Dauerbetrieb fortgesetzt werden (Facility Management des Vermieters). Hierzu soll in diesem Projekt ein Prozess entwickelt werden, der diesen Dialog erleichtert.
Im Schritt (2) macht der Konfigurator Vorschläge, wie das uCORE-Gerät so durch
Peripherieprodukte (Sensoren, Aktoren, Bedienelemente) zu einem Gesamtsystem ausgebaut werden kann, das allen Anforderungen (a, b, c) gerecht wird. Dafür sucht er in seiner Produktdatenbank, die aus dem KNX-Katalog (8000 Produkte) gespeist wird, und macht Vorschläge für deren Verknüpfung. Diese Machbarkeits-Vorausschau erlaubt auch eine schnelle Kostenschätzung noch während der ersten Kundengespräche. Voraussetzung dafür ist ein ETS-integrierbarer Proxy des uCORE-Geräts im KNX-Netzwerk.