13.03.2020
Den Rätseln der Mumien auf der Spur
Ausgründung der Fakultät Informatik erstellt Medienstation für die neue Dauerausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Sie sind Bestandteil der frisch sanierten Sempergalerie: die drei ägyptischen Mumien. Teilweise sind sie in prachtvoll bemalte Mumientücher gehüllt: verziert mit einem Boot, darauf Löwen, über denen zwei Geier zu sehen sind. Staunend betrachtet man all die kunstvollen Details, die es zu entdecken gibt. Doch was bedeuten diese Symbole? Wer waren die Verstorbenen? Wie sind sie nach Dresden gekommen?
Wissenschaftler der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) haben die drei Mumien mit Hilfe von Computertomographie (CT) untersucht – die Medienstation der aus der Informatikfakultät der TU Dresden gegründeten Gesellschaft für Technische Visualistik machen sie zu einem besonderen Museumserlebnis. 174 Datensätze haben die ehemaligen Medieninformatikstudierenden für die Informationsdarstellung ausgewertet und grafisch aufbereitet sowie 885 Einzelbilder pro Mumie aus den CT Videos extrahiert und zu einer Animation zusammengefügt. Besuchern wird es so möglich, auch einen Blick unter die Schutzhüllen zu werfen. Letztendlich sichtbar werden die menschlichen Skelette und ihre Geschichten: Geschlecht, Alter, Krankheiten und mögliche Todesursachen.
„Eine technische Herausforderung war die Erstellung der Mumienabwicklung und die farbechte Darstellung der äußeren Schicht, welche im CT nicht realistisch abgebildet wird.“ erzählt Projektkoordinatorin Franziska Hannß, die weiterhin auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Mediengestaltung arbeitet. „Dafür haben wir aus ca. 80 Fotos pro Mumien die 3D-Modelle erstellt.“
Mittels der Medienstation können Besucher auch die Wanderjahre der Mumien nachverfolgen, welche erstaunlich viele Orte besucht haben, bevor sie in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden angelangt sind. Die dafür gewählte Flusssimulation, in der die Stationen wie Flusssteine wandern, ist ebenfalls eine technische Besonderheit. In Netzform aufbereitet Querverweise und Verknüpfungen bieten den Besuchern immer neue Erkenntnisse. Je nach Vermittlungsebene wird er zum Archäologen, Ägyptologen, Historiker oder Kulturwissenschaftler. Ein zweisprachiger Hilfescreen macht die Erkundung der Welt der Mumien mit der Medienstation leicht.
Franziska Hannß freut sich nicht nur über das Ergebnis – sie arbeitet gern mit den für kreative Ideen aufgeschlossenen Mitarbeiter der SKD und in diesem Fall auch mit Berliner Ägyptologen zusammen. „Sie sind offen für experimentelle Ansichten, welche den Medienstationen Bewegung und Dynamik verleihen.“ So sind seit 2018 bereits vier interaktive Visualisierungen von Ausstellungswerken entstanden und als nächstes Projekt ein interaktiver Spiegel historischer Prunkkleider geplant. Wir freuen uns darauf.