07.11.2018
Neue Produktionsstandards definieren und Arbeitswelten gestalten - Process-to-Order-Lab eröffnet an der TU Dresden
Immer kürzere Produktlebenszyklen des rasch wechselnden Konsumgütermarktes bringen enorme Herausforderungen für die Prozessindustrie mit sich. Die traditionelle Anlagenplanung und -gestaltung sind diesen nicht mehr gewachsen. Wenn die Fertigungszeit einer Anlage die Lebenszeit eines dort hergestellten Produktes überschreitet, sind neue Prozess- und Produktionskonzepte zwingend notwendig.
Wissenschaftler aus den Fakultäten Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinenwesen und Informatik der TU Dresden bündeln nun deshalb ihr Know-how und bilden gemeinsam eine offene Lehr-, Forschungs- und Evaluierungsplattform, um die Prozessindustrie zu revolutionieren. Am 6. November 2018 wurde dazu das „Process-To-Order-Lab (P2O-Lab)“ feierlich an der TU Dresden eröffnet.
Für Forscher der TU Dresden liegt die Lösung in der Modularisierung und Digitalisierung der Prozessindustrie. Produktionsanlagen sollen künftig aus vorgefertigten Modulen bestehen, die miteinander interagieren, einfach angepasst oder ausgetauscht werden können. Somit werden Produktionsprozesse schneller und flexibler gestaltet. „Wir wollen in Zukunft Anlagen aus wiederverwendbaren Bausteinen herstellen“, erklärt Herr Dr.-Ing. Markus Graube, der Geschäftsführer des Labs. „Jeder Baustein ist vollständig automatisiert und hat klar definierte Schnittstellen. Neue Prozessanlagen können damit extrem schnell zusammengestellt werden.“ Der Anlagenbau wäre somit deutlich schneller, effizienter, ressourcenschonend und damit besser an die Bedürfnisse der hochvariablen Märkte anpassbar.
Das Lab soll einen Raum für Austausch und Kooperationen bieten, in dem die Forschungsideen und Demonstratoren in Industrieanlagen übertragen, neue Standards definiert und moderne Arbeitswelten geschaffen werden. Die eine Produktionsanlage wird es zukünftig nicht mehr geben sondern viele individuelle Lösungen, die auch das Arbeitsumfeld der Menschen beeinflussen werden. Die Dresdner Forscher überlegen beispielsweise, wie die Möglichkeiten von Augmented Reality/Virtual Reality genutzt werden können, um das Bedienungspersonal der Anlagen besser zu unterstützen. Forscher verfolgen auch die Idee, einzelne Modulteile mit 3D-Druck zu produzieren, um eine noch schnellere Anpassbarkeit an spezifische Eigenschaften von Produkten oder Prozessen zu erreichen. Die Modularisierung eröffnet unzählige Möglichkeiten, Produktionsprozesse zu optimieren. Das Dresdner P20-Lab bietet eine geeignete Plattform, um diese Ideen auszuprobieren und ausreifen zu lassen.
„Wir bewegen uns in einem offenen Raum. Welche Forschungsschwerpunkte dominieren werden, definieren wir mit unseren Industriepartnern. Dort liegen die Bedürfnisse, denen wir nachgehen müssen“, so Dr.-Ing. Markus Graube. „Die Vision haben wir klar vor Augen und sind uns sicher, dass sich dadurch viel ändern wird. Jetzt heißt es, unterschiedliche miteinander verknüpfte Forschungsfragen mit unseren Kooperationspartnern gemeinsam anzugehen. Besonders die großen Akteure der chemischen Industrie zeigen bereits starkes Interesse an den Modularisierungsansätzen der Dresdner Wissenschaftler. Schließlich verspricht dieses Konzept einmalige Flexibilität und Effizienz und wird bisher einzig an der TU Dresden mit solchem praxisnahen Fokus untersucht.
Informationen für Journalisten:
Dr.-Ing. Markus Graube
Tel.: 0351 463-33387