21.05.2021
Wissenschaftsinititative für Deutsches Zentrum für Astrophysik in der Lausitz
Forschungs- und Technologiezentrum verspricht Standortvorteile für Deutschland und die sächsische Region
Eine Initiative führender Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. Günther Hasinger, Forschungsdirektor der europäischen Weltraumorganisation ESA, setzt sich für die Gründung des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) ein, das in der Lausitz angesiedelt werden soll. Die Initiative, die Forschenden der Max-Planck-Gesellschaft, dem Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, der Helmholtz-Gemeinschaft, unter ihnen DESY, und der Technischen Universität Dresden getragen wird, reichte ihren Vorschlag für das neue Forschungszentrum beim Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Freistaats Sachsen ein. Der Wettbewerb ruft herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf, Vorschläge zur Ansiedlung von Großforschungszentren einzureichen, um die thematische Ausrichtung und den genauen Standort von zwei neuen Großforschungszentren in der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier festzulegen.
Astrophysik „boomt“. Der Wissenschaftszweig verbindet Hightech mit der Kreativität brillanter Köpfe. Die Hälfte der Physik-Nobelpreise der letzten zehn Jahre gingen an Astrophysiker:innen.
„Zu den klassischen Methoden der Astronomie, deren „Augen“ elektromagnetische Strahlung empfangen, sind neue hinzugekommen. Zum Beispiel Gravitationswellen-Teleskope, die wie „Ohren“ ins All horchen. Mit einem Deutschen Zentrum für Astrophysik würden wir den Impetus dieses Forschungsfeldes für Deutschland aufnehmen. Wir schlagen wir daher die Gründung des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) in der Lausitz vor, wo wir Augen, Ohren und Gehirn vereinen“, so Prof. Hasinger, der als Kopf der Initiative auch als Gründungsdirektor für das Zentrum zur Verfügung steht.
Das Deutsche Zentrum für Astrophysik kann den Strukturwandel in der Lausitz nachhaltig prägen und mitgestalten, Arbeitsplätze in diversen Bereichen schaffen und Kooperationen mit Forschungszentren in Tschechien und Polen bilden. Es wäre ein Meilenstein für Forschung und Technologie in der Region in der Mitte Europas.
Das Konzept beruht auf drei Säulen:
- Erstens sollen die Datenströme zukünftiger Großteleskope, wie dem Square Kilometre Array und dem Einstein-Teleskop, in Sachsen gebündelt und verarbeitet werden. Sie machen ein Mehrfaches des Datenverkehrs im heutigen Internet aus und erfordern neue Technologien. Das Zentrum soll den Daten-Tsunami bändigen und auf diese Weise auch die Digitalisierung Deutschlands beschleunigen.
- Als zweite Säule ist ein Technologiezentrum geplant, in dem unter anderem neue Halbleitersensoren, Silizium-Optiken und Regelungstechniken für Observatorien entwickelt werden. Aufbauend auf der Erfahrung und dem modernen Umfeld der Industrie in Sachsen, werden so durch Ausgründungen neue Firmen und weitere hochwertige Arbeitsplätze entstehen.
- Drittens soll die Ansiedlung des bereits in Planung befindlichen europäischen Gravitationswellen-Observatoriums „Einstein-Teleskop“ im Granit-Stock der Oberlausitz geprüft werden.
„Die erforderliche Computing-Infrastruktur muss angesichts des Umfangs, der Größe und Komplexität der erwarteten Daten aus den eingesetzten astrophysischen Großgeräten eine Leistungsfähigkeit erreichen, die derzeit in Deutschland ihresgleichen sucht. Wir sprechen von Datenintensität in einem selbst heute unvorstellbaren Ausmaß. So geht es z.B. darum, hochauflösende Aufnahmen aus dem Weltall - mit Bildgrößen bis zu einem Petabyte - effizient zu analysieren und auszuwerten. Dafür muss das Design der Rechnerarchitektur völlig neu gedacht und aufgesetzt werden." erklärt Prof. Nagel, Direktor des Zentrums für Hochleistungsrechnen und Informationsdienste an der TU Dresden voller Begeisterung, an einem solchen Vorhaben mitzuwirken.
Konsortium
- Prof. Dr. Günther Hasinger, ESA Director of Science, Head of ESAC
- Prof. Dr. Michael Kramer, Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und Präsident der Astronomischen Gesellschaft
- Prof. Dr. Christian Stegmann, Direktor für Astroteilchenphysik, Deutsches Elektronen Synchrotron - DESY
- Prof. Dr. Matthias Steinmetz, Wissenschaftlicher Vorstand und Vorsitzender des Vorstands, Leibniz-Institut für Astrophysik, Potsdam
- Prof. Dr. Wolfgang E. Nagel, Direktor des Zentrums für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen, Technische Universität Dresden
Weitere Informationen:
www.deutscheszentrumastrophysik.de
TUD-Kontakt für Rückfragen
Prof. Dr. Wolfgang E. Nagel, ZIH, Technische Universität Dresden
Tel. 0351 463 35450