04.05.2022
Nachruf für Professor Siegfried Fischer
Am 28.03.2022 verstarb Heinz Siegfried Fischer, ein langjähriger Angehöriger der Fakultät Maschinenwesen und Mitarbeiter des ehemaligen Wissenschaftsbereiches Thermodynamik der Sektion Energieumwandlung. Die Trauerfeier fand am 23.04.2022 statt.
Siegfried Fischer wurde am 04. April 1938 in Berggießhübel geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Er war ein begabtes und kreatives Kind mit sehr guten schulischen Leistungen. Deshalb besuchte er ab dem Jahr 1952 die Oberschule in Pirna, die er 1956 mit dem Abitur abschloss.
Er begeisterte sich für das Fliegen und sah mit dem damaligen Aufbau des Flugzeugbaus in Dresden und der geplanten Entwicklung eines Mittelstreckenflugzeugs, der 152, eine große Chance und Herausforderung für seine weitere Ausbildung. Deshalb begann Siegfried Fischer 1956 ein Studium an der Fakultät Luftfahrtwesen der damaligen TH Dresden, das er mit ausgezeichneten Leistungen 1962 mit einer Diplomarbeit zu thermodynamischen Problemen der Strahltriebwerke erfolgreich beendete.
Diese Leistungen waren Anlass dafür, dass der damalige Arbeitsgruppenleiter im Institut für Strahltriebwerke Alexander Pawlowitsch, ihn als wissenschaftlichen Mitarbeiter einstellte. Nach Schließung der Fakultät Luftfahrwesen wurde diese Arbeitsgruppe 1967 in das Institut für Thermodynamik und Energiewirtschaft aufgenommen und Siegfried Fischer konnte nun seiner Leidenschaft, der Technischen Thermodynamik, nachgehen.
Nach seiner Promotion zu Problemen von Hochtemperatursonden im Jahre 1966, ging er nach Erwerb der facultas docendi 1970 von 1971 bis 1975 als Entwicklungsingenieur für Gasturbinen zu Bergmann-Borsig und sammelte dort umfangreiche ingenieurpraktische Erfahrungen.
Siegfried Fischer erkannte frühzeitig die Möglichkeiten der Rechentechnik zur Prozesssimulation und zur Modellierung thermophysikalischer Stoffdaten erkannte. Ausdruck dessen ist seine Habilitation „Ein Beitrag zur Modellierung thermodynamischer Prozesse“ im Jahre 1977 bzw. das mit Norbert Elsner und Jochen Klinger 1982 erschiene Standardwerk „Thermophysikalische Stoffeigenschaften von Wasser“.
Nach seiner Ernennung zum Hochschuldozenten 1975 erfolgte die Berufung zum Professor für Thermodynamik an die Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden im Jahre 1980.
Er war ein Hochschullehrer aus und mit „Leidenschaft“ und hat seine wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie praktischen Erfahrungen nicht nur an Generationen von Dresdner Studiernden, sondern auch an Hörer anderer Institutionen für die Ingenieurweiterbildung vermittelt. Hervorgehoben sei seine Mitarbeit an den Lehrbüchern „Grundlagen der Technischen Thermodynamik Teil 2: Wärmeübertragung“ und „Repetitorium der Technischen Thermodynamik“, jeweils gemeinsam mit Kollegen aus dem Kreis der Dresdner Thermodynamiker.
In den Jahren seiner Professur an den TU Dresden hat Siegfried Fischer sich der numerischen Temperaturfeldberechnung zugewandt. Er hatte wiederum früh erkannt, dass die Fortschritte auf dem Gebiet der numerischen Mathematik und immer leistungsfähiger werdende Computer die Möglichkeit eröffneten, komplexe Energietransportvorgänge mit komplizierten Rand- und Anfangsbedingungen realitätsnah mathematisch zu simulieren und einer Nutzung in der industriellen Praxis zuzuführen. Von seiner außerordentlich hohen Produktivität zeugen zahlreiche Veröffentlichungen.
Als engagiertem Hochschullehrer und Forscher gelang es ihm, den wissenschaftlichen Nachwuchs zur Mitarbeit auf diesem neuen Arbeitsgebiet anzuregen. Diese neu etablierte Forschungsgruppe zog viele Doktoranden an und es gelang, ein umfangreiches Programmsystem zur dreidimensionalen Temperaturfeldrechnung auf Basis der finite-Element-Methode (FEM) zur simultanen Nutzung in Forschung und Industrie zu entwickeln
Siegfried Fischer war sehr heimatverbunden und hat gemeinsam mit seiner Frau Annemarie über Jahrzehnte die Chronik der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel erarbeitet. Im Internet veröffentlicht ist sie eine inspirierende Quelle zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt und Region.
Wir gedenken eines hervorragenden Thermodynamikers und Hochschullehrers, aber auch „bodenständigen“, freundlichen und bescheidenen Menschen mit großer Hilfsbereitschaft und Kollegialität. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Achim Dittmann, auch im Namen ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter