► Python, Modelica, GT-Suite, KVA
Sowohl für die Auslegung als auch die Nachrechnung und Überprüfung des Betriebsverhaltens von Verdichtern ist der Einsatz rechnerischer Verfahren nützlich und ratsam und mitunter sogar unabdingbar. Viele relevante Effekte und Zusammenhänge sowie deren Auswirkungen auf den Verdichter lassen sich auf andere Art und Weise nicht oder nur mit unangemessen hohem Aufwand untersuchen.
Bei der Berechnung und Simulation stellen sich vor allem die Fragen, in welchem Umfang und Detailgrad die Problemstellung modelliert und welche Software für die Bearbeitung genutzt werden soll. Bei der Wahl einer zweckmäßigen und vorausschauenden Vorgehensweise ergibt sich daraus eine Vielzahl an Möglichkeiten: Beispielsweise interessieren bei einer Kälteanlage meist nur wenige Kenngrößen des Kältemittelverdichters, die sich auf den Kreislauf auswirken (v. a. Massestrom und Energiebedarf), sodass eine überblicksartige Berechnung genügt. Es können aber auch spezifische Erkenntnisse zu einzelnen Komponenten, z. B. zu Ventilen und Dichtungen, erforderlich sein, sodass eine sehr detaillierte Simulation durchzuführen ist. Darüber hinaus verlangen die unterschiedlichen Verdrängerprinzipien aufgrund ihrer Geometrie und Funktionsweise oft unterschiedliche Betrachtungsweisen bzw. unterschiedliche Programmstrukturen.
Die Möglichkeiten und Anforderungen für Studierende sind daher in diesem Themenkomplex sehr vielfältig und es ergeben sich interessante Aufgabenstellungen für alle, die Problemstellungen gern am Computer bearbeiten und hierfür leistungsfähige programmiertechnische Lösungen und einfallsreiche Algorithmen austüfteln.
Aktuelle Aufgabenstellungen
Kennzahldiagramme heutiger Verdichter
Kennzahldiagramme unterstützen bei der Einordnung und Identifikation geeigneter Verdichtertypen. Die Darstellungen basieren größtenteils auf dem mehrere Jahrzehnte alten Stand der Luftverdichter. Eine Aktualisierung und Erweiterung auf andere Einsatzgebiete erscheint sinnvoll.
Daher sollen die relevanten Daten aktueller Verdichter (Luft, Kältemittel, Prozessgase, Vakuum) recherchiert und in einer benutzerfreundlichen und erweiterbaren Datenbank gespeichert werden. Auf dieser Datenbasis sollen bestehende Kennzahl-Diagrammen erweitert und neue Varianten erstellt werden.
Folgende Teilaufgaben sind hierbei zu bearbeiten:
- Einarbeitung in den Themenbereich der Verdichterkennzahldiagramme
- Firmen- und Produktrecherche und Zusammenstellung der relevanten Informationen
- Entwicklung einer Verdichter-Datenbank
- Erstellung neuer bzw. Erweiterung bestehender Verdichterkennzahldiagramme
- Veröffentlichung der Ergebnisse und Erkenntnisse
Betreuer: Dr.-Ing. K. Klotsche
Entwicklung eines Kammermodells zur Simulation von Verdichtern in Modelica
Bei der Prozessgasverdichtung (Erdgas, Luft, …) sowie in der Wärmepumpen- und Kältetechnik werden Verdichter eingesetzt. Mit Blick auf die Wärmewende und nachhaltigere Industrieprozesse ist es unerlässlich, sich mit der Entwicklung und Verbesserung von Verdichtern zu beschäftigen. Dazu ist es wichtig, die auftretenden Phänomene im Verdichter nachvollziehen zu können. Dafür werden unter anderem thermodynamische Kammermodelle genutzt, welche die Vorgänge bei der Durchströmung des Verdichters drehwinkel- und somit zeitabhängig berechnen. Somit können Verluste lokalisiert und quantifiziert werden, was die Basis für die Weiterentwicklung der Verdichter darstellt.
Im Rahmen dieser Arbeit soll mit Hilfe der Modellierungssoftware Dymola unter Verwendung der TIL-Suite ein Kammermodell für einen Verdichter entwickelt und getestet werden.
Die Aufgabenstellung umfasst:
- Einarbeitung in die Funktionsweise von thermodynamischen Kammermodellen zur Simulation von Verdichtern nach der Verdrängerbauart.
- Einarbeitung in die Software Dymola inkl. der Bibliothek TIL, sowie allgemein in die zugrundeliegende Modellierungsprache Modelica
- Aufbau und Test des Kammermodells
- Auswertung der Simulationsergebnisse hinsichtlich Visualisierung (p-V-Diagramm, …) sowie Bestimmung integraler Kenngrößen (Liefergrad, isentroper Gütegrad, …).
Betreuer: Dipl.-Ing. (FH) M. Enge
Untersuchung und Vergleich verschiedener Backpressure-Systeme eines Scrollverdichters für die Pkw-Klimatisierung
In Kältemittelkreisläufen für mobile Anwendungen (bspw. automotive) werden vornehmlich Scrollverdichter mit integriertem Elektromotor eingesetzt. Für die Bewertung der Leistung und Effizienz solcher Verdichter stellt die anliegende Druckdifferenz am Scrollset eine wichtige Kennzahl dar. Diese wiederum ist abhängig vom verwendeten Backpressure-Systemkonzept.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Modellierung und simulative Untersuchung verschiedener Backpressure-Systemkonzepte anhand eines vorgegebenen Scrollverdichter-Modells in GT-Suite. Die Konzepte sollen miteinander verglichen und der Einfluss auf wichtige Kreislauf-Kenngrößen unter definierten Lastbedingungen untersucht werden. Als Kältemittel soll R-290 (Propan) im Vergleich zu R-1234yf untersucht werden.
Folgende Teilaufgaben sind zu bearbeiten:
- Literaturrecherche zu möglichen Backpressure-Systemkonzepten in automotive Scrollverdichtern und Methoden für die Bestimmung der Drücke und Kräfte in einem Scrollverdichter
- Erweiterung eines vorhandenen GT-Suite-Modells eines Scrollverdichters (Referenzsystem) um ein ausgewähltes Backpressure-System inkl. Regelventil
- Untersuchung des modifizierten Referenzsystems in Abhängigkeit vorgegebener Lastfälle und unter Berücksichtigung der notwendigen Abdichtung und des Öleinflusses
- Bewertung des modifizierten Simulationsmodells in einer Parameterstudie unter Berücksichtigung von ausgewählten Parametern des untersuchten Verdichters.
- Ausführliche Diskussion und Dokumentation des Vorgehens und der Ergebnisse
Betreuer: Dipl.-Ing. T.-A. Müller
Potentialanalyse wärmeleitender Beschichtungen für Kolbenstangen
Der Verschleiß der Dichtringe in Kolbenstangendichtungen (Packungen) von Prozessgasverdichtern wirkt sich negativ auf deren Verfügbarkeit aus und wird v.a. durch hohe Temperaturen in den Reibkontakten verstärkt. Bisherige Kühlkonzepte gewährleisten nur eine limitierte Wärmeabfuhr, sodass ein Bedarf an einer wirksamen Alternative besteht.
Der Einsatz einer hoch-wärmeleitfähigen Beschichtung der Kolbenstange würde die Kühlung der Packungsringe wesentlich verbessern und deren Lebensdauer erhöhen. Zur Vorbereitung eines umfangreichen Promotionsvorhaben dieses sogenannten „CoolSkin“-Konzeptes soll zunächst in Rahmen einer studentischen Arbeit eine Recherche, Analyse und Beurteilung verfügbarer und potentiell geeigneter Beschichtungstechnologien durchgeführt werden. Hierbei stehen in Frage kommende Werkstoffe und Fertigungsverfahren im Fokus. Darüber hinaus ist die Auswirkung der Beschichtungsoptionen auf die Wärmeabfuhr aus dem Packungsbereich mittels eines Berechnungsmodells zu ermitteln.
Folgende Teilaufgaben:
- Einarbeitung in die Themen Kolbenstangendichtungen und Packungskühlung
- Erarbeitung der Anforderungsliste für die Beschichtungstechnologien
- Recherche potentieller Beschichtungstechnologien und zugehöriger Werkstoffe sowie Kontaktaufnahme mit den Ansprechpartner:innen
- Zusammenstellung relevanter Eigenschaften und Bewertung der Eignung der Beschichtungstechnologien
- Erstellung eines Berechnungsmodells des relevanten Kolbenstangenabschnitts zur Berechnung dessen Wärmehaushalts
- Schriftliche Darstellung der Bearbeitung, Ergebnisse und Erkenntnisse
Betreuer: Dr.-Ing. K. Klotsche
Aufbau eines Simulationsmodells in Modelica zur Untersuchung der instationären Betriebszustände eines sCO2-Kompressors
Im Rahmen eines Forschungsprojektes bei J.P. Sauer & Sohn wird aktuell eine Kompressoranlage zur Verdichtung von CO2 speziell unter den dynamischen Randbedingungen überkritischer Anwendungen entwickelt. Neben einem experimentellen Versuchsaufbau der zu einem späteren Zeitpunkt realisiert wird, soll ein modulares Simulationsmodell in der Software Dymola von Dassault Systemes unter Verwendung der TIL-Suite von TLK-Thermo aufgebaut werden, mithilfe dessen sich das Verhalten des Kompressors abbilden lässt.
Vorgesehen ist hierzu ein semi-empirisches Modell das im ersten Schritt die Reproduktion des erwarteten stationären Verdichterverhaltens aus der Vorauslegung erlaubt. Dabei ist die Anpassung des Modells mithilfe messtechnisch erfasster Daten aus dem Versuch vorzubereiten.
Zudem soll die Erweiterung des Modells auf instationäre Betriebszustände und Schaltvorgänge während des Betriebs konzeptionell ausgearbeitet werden, sodass eine spätere Integration in ein übergeordnetes Anlagenmodell ermöglicht wird.
Die Aufgabenstellung umfasst:
- Die Einarbeitung in die Softwares Dymola und TIL, sowie die Programmierumgebung Modelica.
- Den Aufbau eines semi-empirischen stationären Modells des Verdichters, das die Anpassung über später zu ermittelnde Messwerte am Versuchsaufbau ermöglicht.
- Die Konzipierung einer späteren Erweiterung des Modells auf instationäre Betriebsfälle.
- Die Präsentation der Ergebnisse im Hause Sauer, sowie die Übergabe des Simulationsmodells.
Betreuer: Dr.-Ing. K. Klotsche, Dipl.-Ing. B. Bederna
Übertragung eines bestehenden Berechnungstools für Verdrängermaschinen in Python
Für die thermodynamische Berechnung von Verdrängermaschinen (insb. vom Typ Hubkolben, Wankel und Schrauben-Spindel) liegt eine intern entwickelte Software KVA (Kolbenverdichteranlagen) vor. Mit dieser Software können Verdrängermaschinen im Rahmen eines thermodynamischen 0D-Kammermodells sehr detailliert beschrieben und schnell berechnet werden. Die Software bzw. die dort verwendeten Methoden/Funktionen selbst basieren auf Skripten der Programmiersprache Fortran und sollen im Rahmen einer studentischen Arbeit auf die Programmiersprache Python übertragen werden. Um die Vorteile von Fortran weiterhin zu nutzen, soll der Code weitestgehend erhalten bleiben und als neue Python-Bibliothek umgesetzt werden (z.B. mittels F2PY = Fortran to Python interface generator). Ziel dieser Bibliothek ist es, ein komplettes Verdrängermaschinenmodell in Python auf Basis von Fortran-(bzw. KVA-)modulen erstellen zu können. Die Aufgabe umfasst folgende Arbeitsschritte:
- Einarbeitung in die bisherige Software KVA und die programmatischen Zusammenhänge (z.B. Klassen, Kapselung, …) und Parameter
- Einarbeitung in die Schnittstelle Fortran/Python (z.B. F2PY) und die notwendigen Deklarationen zur Einbindung von Fortran-Code in Python
- Erstellung einer Python-Bibliothek auf Basis der Fortran-Module unter Beachtung einer guten Benutzerfreundlichkeit (z.B. Parameterbezeichnungen und Dokumentation)
- Erstellung eines exemplarischen Verdichtermodells (auf Basis eines bestehenden Fortran-Modells) in Python
- Vergleich des Python basierten Verdichtermodells mit dem Fortran-Modell hinsichtlich Berechnungszeit und Ergebnisgüte
Betreuer: Dipl.-Ing. Th. Mösch
Aufbau eines thermodynamischen Simulationsmodells für einen ölfreien Scroll-Verdichter
Die Europäische Union verfolgt mit dem European Green Deal das Ziel einer ressourceneffizienten Wirtschaft. U.a. wird die Verbesserung der Ressourceneffizienz und Langlebigkeit von Produkten angestrebt. Bei Kältemittelverdichtern spielt hierfür die Verringerung der genutzten Ressourcen wie Schmieröl eine entscheidende Rolle. Da es im Stand der Technik bisher nur vereinzelte Untersuchungen zu ölfreien Kälteanlagen und Wärmepumpen gab, sollen mittels eines Demonstrators die Potentiale des ölfreien Betriebs aufgezeigt werden.
Da bisher wenig Erfahrungen mit dem Betrieb ölfreier Scroll-Verdichter für Wärmepumpenanwendungen vorliegen, soll in einem ersten Schritt ein thermodynamisches Simulationsmodell für einen vorhandenen Verdichter erstellt werden.
Die Aufgabenstellung beinhaltet:
- Einarbeitung in die Themengebiete Scroll-Verdichter, Wärmepumpen, ölfreie Verdichtung und Kaltdampfkompressionsanlagen
- Einarbeitung in die Open-Source-Simulationssoftware PDSim
- Geometrische Vermessung der vorhandenen Scroll-Geometrie
- Erstellung eines thermodynamischen Modells des Scroll-Verdichters
- Zusammenfassung und Dokumentation der Herangehensweise, der Ergebnisse und Erkenntnisse
Betreuer: Dipl.-Ing. M. Joswig
Aufbau eines Simulationsmodells für die prädiktive Modellierung von Reibverlusten in Kältemittelverdichtern und Durchführung von Simulationsrechnungen
Die Europäische Union verfolgt mit dem European Green Deal das Ziel einer ressourceneffizienten Wirtschaft. U.a. wird die Verbesserung der Energieeffizienz und der Langlebigkeit von Produkten angestrebt. Bei Kältemittelverdichter spielt hierfür die Verringerung der auftretenden Reibverluste eine entscheidende Rolle. Da die Einzelreibverluste nicht ausreichend bekannt sind, sollen diese mittels eines Simulationsmodells ermittelt werden.
Mit dem Simulationsprogramm GT-Suite sind prädiktive Reibverlust-Modellierungen möglich. Im Rahmen dieser Aufgabenstellung soll ein Modell für einen Hubkolbenverdichter für natürliche Kältemittel aufgebaut und erste Simulationen durchgeführt werden. Für die Bearbeitung steht ein PC mit notwendiger Software zur Verfügung.
Die Aufgabenstellung beinhaltet:
- Einarbeitung in die Themenfelder Kältemittelverdichter, Einsatzgrenzen-Diagramm, Kältemaschinenöle, Schmierungstechnik und Simulation mit GT-Suite
- Literaturrecherche hinsichtlich Predictive Friction Modeling
- Erstellung eines CAD-Modells für die Simulation anhand vorgegebener Verdichterbauteile
- Aufbau des Simulationsmodells in GT-Suite und Implementierung von ausgewählten Reibkontakten und Lagerstellen unter Berücksichtigung der Schmieröl-Kältemittel-Interaktion
- Simulation der Reibverluste in verschiedenen Betriebspunkten des Verdichters
- Vergleich der Einzelreibverluste und Vergleich zur gesamten Maschine (indizierte Arbeit, mechanischer Wirkungsgrad, etc.)
- Durchführung einer Parameterstudie (Oberflächenrauhigkeit, Ölviskosität, Geschwindigkeit, etc.) in einem ausgewählten Betriebspunkt, um Optimierungspotentiale hinsichtlich der Reibverluste aufzuzeigen
- Zusammenfassung und Dokumentation der Herangehensweise, der Ergebnisse und Erkenntnisse
Betreuer: Dipl.-Ing. M. Joswig
Validierung eines Schrauben-Spindel-Verdichter Berechnungsmodells mittels experimenteller Leistungsdaten
Schrauben-Spindel-Verdichter stellen eine Sonderform von Schraubenverdichtern da. Sie werden typischerweise in der Vakuumtechnik eingesetzt. In vorhergehenden Arbeiten wurde zunächst ein Berechnungstool namens „KVA-Spindel“ erstellt und Messungen mit einer bestehenden Schrauben-Spindel-Vakuumpumpe durchgeführt. Im Rahmen dieser Arbeit soll das Berechnungstool mithilfe der Messdaten validiert und durch gezielte Anpassung von Parametern optimiert werden. Die Aufgabe umfasst die folgenden Arbeitsschritte:
- Einarbeitung in bisherige Arbeiten zur Messung und zum Programm „KVA-Spindel“ sowie in Normen zur Verdichterleistungsmessung / -kennfeldern
- Aufbereitung und Auswertung der Messergebnisse
- Durchführung von Berechnungskampagnen mithilfe von „KVA-Spindel“ und den Messergebnissen zugrundeliegenden Betriebsparametern
- Vergleich von Messung und Berechnung und iterative Anpassung ausgewählter Berechnungsparameter
- Erstellung von Verdichterleistungskennfeldern mithilfe von einer Parameterstudie in „KVA-Spindel“
Betreuer: Dipl.-Ing. Th. Mösch
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► Mehrdimensionale FEM- und CFD-Simulationen
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