Modellierung des Laser-Pulver-Auftragschweißens
Das Laser-Pulver-Auftragschweißen ist ein
präzises Verfahren zur Herstellung hochwarmfester
Korrosions- und Verschleißschutzschichten, zur Reparatur von
verschlissenen Bauteilen und Werkzeugen und zum
computergesteuerten Volumenaufbau (z. B. rapid prototyping).
Dabei sind die Prozessparameter so zu wählen, dass eine
feste schmelzmetallurgische Verbindung bei minimaler
Aufmischung der Schicht mit dem Substratwerkstoff entsteht.
Risse, Schichtablösungen und Verzug, die durch thermische
Kontraktion beim Abkühlen entstehen können, sind durch
geeignete Prozessführung zu vermeiden bzw. zu minimieren.
Mit Hilfe von Modellrechnungen ist es möglich, die zur
Erzielung des gewünschten Bearbeitungsergebnisses
erforderlichen Werte der Prozessparameter
abzuschätzen.
Wechselwirkung Laserstrahl –
Pulverstrom
Der pulverförmige Zusatzwerkstoff wird mittels einer Düse
auf das Werkstück geblasen und dort von dem durch den
Laserstrahl erzeugten Schmelzbad aufgenommen. Das verwendete
Modell simuliert die Erwärmung der Pulverteilchen durch den
Laserstrahl und die Abschattung des Strahls durch das
Pulver. Im Ergebnis erhält man die Verteilungen der auf das
Werkstück einwirkenden Energie- und Massestromdichten und
die Temperaturen der Pulverteilchen in Abhängigkeit von
ihrer Größe, Geschwindigkeit und Flugbahn.
Entstehung der
Auftragsschweißraupen
Die Geometrie der entstehenden Schweißraupe wird durch die
Schmelzbadgröße, die aufgenommene Pulvermenge und das
Gleichgewicht zwischen Oberflächenspannung und Schwerkraft
bestimmt. Raupengeometrie und Temperaturfeld werden daher in
einem iterativen Prozess in selbst-konsistenter Weise
berechnet (Abb. 1). Dies geschieht mit Hilfe des im IOF und
Fraunhofer-IWS entwickelten Softwaretools LAVA, das das
erzielte Bearbeitungsergebnis mit den Anwenderwünschen
vergleicht und daraus Empfehlungen zur
Prozessparameterkorrektur ableitet.
Eigenspannungen und Verzug
Eigenspannungen, Rissbildung und Verzug können durch
geeignete Wahl der Prozessparameter, des Spurmusters und
durch zusätzliche Energiequellen (Vor- oder Nachwärmen)
und/oder Einspannungen während des Beschichtungsprozesses
beeinflusst werden. Das entwickelte Softwaretool
ThermCoat1D liefert in wenigen Sekunden Näherungslösungen
für die Spannungs- und Deformationsfelder, die durch
thermische Expansion und Phasenumwandlungen beim Beschichten
einer ebenen Platte entstehen. Dieses Tool eignet sich zur
Untersuchung des prinzipiellen Einflusses von
Prozessparametern und Materialeigenschaften auf Spannungen
und Verzug.
Wesentlich genauer, aber auch zeitaufwendiger sind
Spannungsberechnungen mittels FEM, die den Einfluss der
Bauteilgeometrie korrekt erfassen können. Solche Rechnungen
wurden bisher für Einzelraupen (Abb.2) sowie mehrere
überlappende Raupen mit und ohne Vor-/Nachwärmen
durchgeführt (Abb.3). Starke Zugspannungen in der erstarrten
Schicht und in dem durch die thermische Beschichtung
temporär stark erwärmten und dabei plastisch verformten
Bereich des Substrats können Risse verursachen. Durch
Martensitbildung entstehende lokale Druckspannungen können
diese Zugspannungen aus Gleichgewichtsgründen noch
verstärken. Durch Vor- oder Nachwärmen lassen sich die
Martensitbildung unterdrücken sowie hohe
Temperaturgradienten und die daraus resultierenden
Spannungen reduzieren.
Durch mit Vergleichsexperimenten abgestimmte
Modellrechnungen können somit Prozessparameter zeitsparend
vorausbestimmt und optimiert und Strategien zur Minimierung
von Rissgefahr und Verzug entwickelt werden.
Literatur
[1] D. Lepski, H. Eichler, S. Scharek, V. Fux, S.
Nowotny, and E. Beyer:
„Simulation of Laser Beam
Cladding by Powder Injection“, Proc. Second International
WLT-Conf.
on Lasers in Manufacturing
(LIM), Munich, June 2003.
[2] F. Brückner, D. Lepski, and E. Beyer, „Modeling the
Influence of Process Parameters and
Additional Heat Sources on Residual
Stresses in Laser Cladding“, J. Thermal Spray, 2007
(im Druck).
Kontakt:
Dipl.Ing. Frank
Brückner
Tel.: +49 (0) 351 83391 3452