Zur Geschichte des Instituts
Geschichte des Instituts für Festkörpermechanik
ab dem Ende des 2. Weltkrieges
Gekürzter Aufsatz von Prof. H. Göldner über die Zeit von 1945 bis 1990
Die „Technische Mechanik“ (TM), worunter wir in Dresden aus der Sicht der Maschinenbauingenieure die Gebiete Statik, Festigkeitslehre, Kinematik und Kinetik verstehen, gehört zu den selbstständigen ingenieurtheoretischen Grundlagenfächern. Die Ausbildung wird heute vom Institut für Festkörpermechanik (IFKM) in der Fakultät Maschinenwesen getragen. Unter dem Gesichtspunkt der TM könnte die Geschichte des IFKM bis auf Johann Andreas Schubert zurückverfolgt werden, der seit 1832 als Professor an der „Königlich Technischen Bildungsanstalt“ auch das Fach TM vertrat. Aus Gründen des Umfangs soll hier aber die Geschichte des IFKM als Geschichte der TM erst ab dem Ende des 2. Weltkrieges beleuchtet werden.
Auf Weisung der Sowjetischen Militär-Administration wird die TH Dresden im Oktober 1946 mit 3 Fakultäten eröffnet: Pädagogische Fakultät, Fakultät für Kommunale Wirtschaft, Forstfakultät.
Zur Pädagogischen Fakultät gehörte die Abteilung Mathematik und Physik, die vom Mathematiker Friedrich Adolf Willers geleitet wurde. Heinz Neuber (1906-1989) wurde im Oktober 1946 o. Prof. für Mechanik und Festigkeitslehre und leitete das Institut für Technische Mechanik dieser Abteilung. Neuber hatte von 1925-1929 an der TH München studiert, war dann Assistent bei Ludwig Föppl bis 1935, bei dem er 1932 promovierte und sich 1935 habilitierte. Anschließend war er Versuchsleiter in den Ago-Flugzeugwerken Oschersleben, Statiker bei Junkers in Dessau, Abteilungsleiter in der Luftfahrtforschungsanstalt Braunschweig. 1945 -1946 arbeitete er für die Royal-Air Force in Braunschweig und las als Privatdozent „Allgemeine Mechanik" an der TH Braunschweig.
Hilfsassistenten bzw. Assistenten bei Neuber waren u. a. die späteren Professoren Kurt Eschke, Hans Göldner, Ottomar Herrlich, Konrad Hofmann, Franz Holzweißig, Günther Landgraf, Hans Loomann, Wolfgang Pfefferkorn, Rolf Renatus und Wolfgang Vocke.
Am 1.8.1955 folgte Neuber einem Ruf an die jetzige TU München. Neuber hatte aber bereits am 27.7.1954 an die Abteilung Arbeit der TH Dresden eine Vorplanung für die Bildung eines Institutes für „Festigkeitslehre und Schwingungsforschung" an der Fakultät III (Maschinenwesen) abgegeben. Dieses Institut wurde im Jahr 1956 gegründet. Für das Institut für Festigkeitslehre und Schwingungsforschung wurde in Arthur Weigand, dem stellvertretenden Direktor des Akademieinstituts für Mathematik und Mechanik in Berlin, ein Mann gefunden, der das Institut über einen längeren Zeitraum leiten würde. Im Sommersemester 1958 war dieses Institut mit Sitz im Zeunerbau wie folgt besetzt:
Prof. m. Lehrstuhl: Arthur Weigand
Oberassistent: Hans Göldner
Assistenten: Franz Holzweißig, Joachim Nickel, Hans Prochnow u. a.
Parallel dazu bestand auch weiterhin an der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften das Institut für Technische Mechanik mit Sitz im Andreas-Schubert-Bau. Für das Herbstsemester 1957/58 steht für dieses Institut im Vorlesungs-Verzeichnis:
Direktor: N.N.
Oberassistenten: Kurt Eschke, Günther Landgraf, Karl-Heinz Naumann
Assistenten: Günther Drafehn, Ottomar Herrlich, Günter Lindemann, Gerhart Löbel
Dieses Institut leitete ab 1.9.1961 Prof. Georg Backhaus, der bisherige Direktor für Projektierung und Aerodynamik im VEB Flugzeugwerke Dresden.
Am 1.10.1954 wurde die Fakultät für Leichtbau (ab 1.5.1956 Fakultät für Luftfahrtwesen) gegründet. Diese Fakultät wurde aber am 31.8.1961 nach dem spektakulären Unglück des 1. Passagierflugzeuges mit Strahltriebwerk wieder geschlossen. Nach langwierigen Beratungen wurden die Hochschullehrer für Luftfahrtwesen verschiedenen Fakultäten beigeordnet. An der Fakultät Maschinenwesen gab es nunmehr 3 Institute, die sich mit „Mechanik" befassten:
Institut für Festigkeitslehre und Schwingungsforschung
Direktor: Arthur Weigand
Mit der Wahrnehmung einer Professur beauftragt: Hans Göldner (ab 1.10.1960), Franz Holzweißig (ab 1.4.1961)
Institut für Elasto- und Plastomechanik
Direktor: Rudolf Müller
Institut für Strahltriebwerke
Direktor: Rudolf Schmidt
Mit der Wahrnehmung einer Professur beauftragt: Alexander Pawlowitsch
Auf Anweisung des Staatssekretariates für Hoch- und Fachschulwesen der DDR wurden diese drei Institute der Fakultät Maschinenwesen 1963 zu einem „Institut für Mechanik des Maschinenbaus“ mit den Lehrstühlen I und II fusioniert. Direktor des Instituts wurde Arthur Weigand. Er vertrat auch den Lehrstuhl I „Statik und Festigkeitslehre“, bei dem Hans Göldner mit der Wahrnehmung einer Professur Joachim Nickel, Hans Prochnow, Dieter Witt sowie 15 Assistenten bzw. wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt waren (Sitz im B-Flügel des Schumannbaues und in der Baracke 19 Bayreuther- Ecke Hübnerstraße).
Beim Lehrstuhl II „Dynamik“, Leiter Rudolf Schmidt, waren Franz Holzweißig mit der Wahrnehmung einer Professur beauftragt, Hans Zimmermann Oberassistent, sowie 9 Assistenten bzw. wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt (mit Sitz in der Marschnerstraße). Außerdem gehörte zum Institut noch die Bruchversuchshalle in der Marschnerstraße, in der Siegmar Tittel Regie führte.
In Verbindung mit dieser Fusionierung wurde 1963 für die studentische Ausbildung die Fachrichtung „Angewandte Mechanik“ gebildet, die bis heute als Studienrichtung Bestand hat und viele, auch namhafte Absolventen entließ.
Von einer Umgestaltung des Hochschulwesens war bereits Mitte der 60er Jahre die Rede. Die Führung der DDR wollte die „Macht der Institute brechen". Nach längeren Diskussionen zur Struktur wurden dann 1968 an der TU Dresden 22 Sektionen gegründet, davon 5 aus dem Umfeld der Fakultäten Maschinenwesen und Technologie.
Sektion 12: Energieumwandlung (Heinz Jungnickel)
Sektion 13: Grundlagen des Maschinenwesens (Hans Göldner)
Sektion 14: Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (Horst Berthold)
Sektion 15: Verarbeitungs- und Verfahrenstechnik (Manfred Schubert)
Sektion 16: Kraftfahrzeug-, Land- und Fördertechnik (Werner Gruner)
Damit waren sowohl die Fakultäten als auch die Institute ihrer administrativen Aufgaben enthoben. Man sprach von einer 1. Leitungsebene (Rektorat) und einer 2. Leitungsebene (Sektionen). Gleichzeitig wurde das Institut für Technische Mechanik der Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften aufgelöst und der Sektion 13 zugeordnet.
Die Sektion 13 gliederte sich in 6 Wissenschaftsbereiche:
Konstruktionslehre und Maschinenelemente (Stefan Fronius)
Getriebetechnik (Kurt Luck)
Werkstoffwissenschaft (Werner Schatt)
Statik und Festigkeitslehre (Hans Göldner)
Plastizitätstheorie und Betriebsfestigkeit (Georg Backhaus)
Dynamik und Datenverarbeitung im Maschinenwesen (Rudolf Schmidt)
Nach der Emeritierung der Professoren Schmidt (1973) und Backhaus (1975) und einer weiteren Umstrukturierung der Mechanik in die Wissenschaftsbereiche „Statik und Festigkeitslehre“ sowie „Dynamik und Betriebsfestigkeit“ steht im Vorlesungsverzeichnis von 1977:
Wissenschaftsbereich Statik und Festigkeitslehre
Leiter: Prof. Hans Göldner
Prof. Kurt Eschke, Prof. Günther Landgraf, Dozent Joachim Nickel, Dozent Dieter Witt, dazu noch 25 Oberassistenten und Assistenten.
Wissenschaftsbereich Dynamik und Betriebsfestigkeit
Leiter: Prof. Franz Holzweißig
Prof. Hans Prochnow, Dozent Heinz Sollmann, Dozent Dieter Stüwing, dazu 17 Oberassistenten und Assistenten
Im Jahr 1988 wurde Prof. Karl-Heinz Modler, ein Mathematiker, der sich um die Modernisierung der Getriebetechnik verdient gemacht hatte, Sektionsdirektor. Er war durch die enge fachliche Zusammenarbeit mit Prof. Landgraf tief mit der Mechanik verbunden. Nach der politischen Wende wurden 1990 die Sektionen aufgelöst, und aus den Wissenschaftsbereichen wurden wieder Institute. Die Getriebetechnik wurde aus dem Bereich Konstruktion herausgelöst und im Sinne der Kinematik der Mechanik zugeordnet. Prof. Modler wurde mit großer Mehrheit zum ersten Direktor des neugegründeten Instituts für Festkörpermechanik gewählt.