25.06.2021
2021 konnten fünf Werke für den Kunstbesitz der Kustodie der TU Dresden angekauft werden
Der Fachbeirat für die Erweiterung der universitären Kunstsammlung der TUD hat im Juni Ankäufe von folgenden Künstler:innen beschlossen: Michael Klipphahn, Stefan Lenke und Gerda Lepke. Seit 2017 steht für den Kunstbesitz der Kustodie der TU Dresden wieder ein jährlicher Ankaufsetat zur Verfügung. Die Sammlung umfasst rund 4.000 Werke an Gemälden, Arbeiten auf Papier, Skulptur und Kunst am Bau.
Das Bildnis „Mädchenkopf Remix“ (2020) von Michael Klipphahn (*1987, studierte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. Ralf Kerbach, lebt in Dresden) entstand im vergangenen Jahr anlässlich der Bestandsausstellung „Realismus und Ostmoderne“ als Referenz an ein Porträt eines jungen Mädchens (1960) des Künstlers Franz Tippel (1923-2010), das sich im Kunstbesitz befindet. Als fotografische Reproduktion – eingespeist bei Google – zeigte die Suchmaschine mannigfaltige Ergebnisse bei der Bildersuche an. Klipphahn wählte aus diesen Bildbeispielen eine Abbildung als Vorlage aus. Seine malerische Adaption stützt sich also auf eine algorithmisch generierte Darstellung, die ebenfalls ein braunhaariges Mädchen vor einem monochrom blauen Hintergrund zeigt.
Die Variationen zwischen Original und Remix sind lediglich graduell und genau in dieser subtilen Diskrepanz liegt das künstlerische Interesse Klipphahns begründet, der sich in seinem Werk mit der Dichotomie von Sein und Schein zwischen Realität und Virtualität und deren Übertragungsformen bzw. Brüchen befasst. Die beiden Porträts, zwischen deren Entstehungszeit 60 Jahre liegen, fungieren nun als Doppelbildnis und zeigen Coming-of-Age als Erforschung von Identität und Zeitlichkeit.
Von dem Maler Stefan Lenke (*1976 in Jena, studierte an der Hochschule für Bildende künste Dresden bei Prof. Adamski und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Ingo Meller, lebt in Dresden) konnten die beiden Gemälde „flat“ und „staircase“ (jeweils 2020) erworben werden, die den Sammlungsschwerpunkt konstruktivistischer Kunst in Ostdeutschland weiter in die Gegenwartsmalerei überführen. Schichtungen, Verschränkungen in aufwändigen maltechnischen Prozessen auf Leinwand und Papier charakterisieren Stefan Lenkes Werk, das er konsequent entwickelt. In vorrangig dunkel gehaltenen Bildräumen von geschlossener Flächigkeit und illusionistischer Tiefe werden geometrische Körper sichtbar.
Dreiecke, Kuben erzeugen in der Flächigkeit eine Tektonik, definieren dabei Vorder-, Mittel- und Bilduntergrund, der wohlgemerkt kein Hintergrund ist. Mit absoluter Überzeugung stellen sich Stefan Lenkes Arbeiten in die Tradition der abstrakten Avantgarde, zitieren die Farbfeldmalerei des 20. Jahrhunderts und verteidigen den radikal zweidimensionalen Bildraum und den Eigenwert von Farbe und Form. Lenke setzt in seinen geschichteten Werken der virtuellen Welt, der Digitalität unserer Zeit etwas ganz Eigenes entgegen: Zeitlichkeit und Tiefe.
Das Gemälde „Hängender Ast“ (2011) der Malerin und Grafikerin Gerda Lepke (*1939 in Jena, Mitbegründerin der Dresdner Sezession 89, Kunstpreis der Stadt Dresden (1993), Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste (1996), lebt in Wurgwitz und Gera) hingegen schließt eine Lücke im Bestand des Kunstbesitzes. Ihr Werk knüpft zugleich an die umfangreiche Schenkung von über 350 Werken des Dresdner Künstlers Hans Christoph (1901–1992) an den Kunstbesitz in diesem Jahr an, wenn mit Gerda Lepke eine weitere zentrale Vertreterin des ostdeutschen Informel angekauft werden konnte. Landschaft und Figur sind zentrale künstlerische Themen von Lepke, die sie seit den 1970er-Jahren in ihrem Oeuvre verhandelt. Dabei nähert sie sich diesen Sujets über eine malerische Auseinandersetzung mit Farbe und Form an, ihr gestischer Pinselduktus ist charakteristisch.
Die erworbenen Werke gehen ein in den Bestand der TUD-Kunstsammlung. Sie werden in Ausstellungen präsentiert und dienen auch der Ausstattung von universitären Liegenschaften.
Dem Kunstbesitz-Beirat gehören an: Dr. Andras Handschuh, Kanzler der TU Dresden, Matthias Flügge, Rektor der Hochschule für Bildende Kunst (HfBK) Dresden, und Dr. Manuel Frey, Stiftungsdirektor der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (KdFS).