21.08.2023
Mathematik und Architektur im Schlosspark Pillnitz: Die Bambusskulptur „La Fleur Mathématique“
Wissenschaft, Kunst und Denkmalsschutz – unter Leitung von Prof. Daniel Lordick von der TU Dresden ist ein einzigartiges Kunstwerk mit dem Namen „La Fleur Mathématique“ entstanden, eine rund 4,50 Meter hohe und 750 Kilogramm schwere Bambusskulptur, die am 21. Juli 2023 im Schlosspark von Pillnitz aufgestellt wurde. Die Skulptur fügt sich harmonisch und respektvoll in die Umgebung des denkmalgeschützten Parks ein und bereichert diese um eine neue Sehenswürdigkeit. Besucherinnen und Besucher können sie bis zum 31. Oktober 2023 in einem der Heckengärten bewundern.
„La Fleur Mathématique“, auf Deutsch weit weniger klangvoll „Die Mathematische Blüte“, lautet der Name einer Bambusskulptur, die im Rahmen der internationalen Sommerschule AMBS („Architectural Math for Bamboo Structures") an der TU Dresden unter Leitung von Prof. Daniel Lordick und in Kooperation mit der École Nationale Supérieure d‘Architecture Paris-Malaquais (ENSAPM) entsteht. Am Freitag, 21. Juli, wurde sie feierlich im Schlosspark Pillnitz eingeweiht.
Der Pillnitzer Schlosspark, dessen Ursprünge ins 17. Jahrhundert zurückreichen, zählt als Teil der Dresdner kurfürstlichen Residenz zu den herausragenden Gartenkulturdenkmälern Sachsens. Grundsätzlich ist ein historischer, unter Denkmalschutz stehender Park oder Garten ein in seiner Gestaltung abgeschlossenes und in sich auch inhaltlich stimmiges Gebilde, welches in der Regel nicht durch moderne Elemente erweitert werden darf.
Für die „Fleur Mathématique“ wurde hier aufgrund ihres Materials, ihrer Farbigkeit, ihrer Form sowie ihres Standorts im Heckenquartier eine Ausnahme gemacht. Die Skulptur steht thematisch im Zusammenhang mit der zeitgleich stattfindenden Ausstellung „Pflanzenfieber“ in Schloss und Park Pillnitz, einer Kooperation zwischen dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH. Die Ausstellung stellt die Frage: „Kann Design uns dabei helfen, unsere Beziehung zur Pflanzenwelt neu zu gestalten und uns das Potenzial von Pflanzen als echte Verbündete zu zeigen?“
Vordergründig handelt es sich bei der Skulptur um ein physisches mathematisches Modell der sogenannten Dini-Fläche. Die Fläche mit konstanter negativer Krümmung und charakteristischen Flächenkurven ist beispielhaft in Bezug auf gewisse geometrische Eigenschaften, die für die ökonomische Herstellung leistungsfähiger und leichter Tragstrukturen nützlich sind. Außerdem trägt die Skulptur ein sogenanntes Tschebyscheff-Netz. Formal ähnelt die Dini-Fläche einer Blüte. Das Material Bambus wurde insbesondere aufgrund seiner Nachhaltigkeit und strukturellen Tragfähigkeit gewählt.
Die Skulptur reflektiert mehrere interdisziplinäre Forschungsfelder der Arbeitsgruppe Geometrische Modellierung und Visualisierung (GMV) an der TU Dresden, die von Prof. Daniel Lordick geleitet wird: „Im Grunde handelt es sich um eine Machbarkeitsstudie, einen sogenannten Demonstrator, für die Anwendung mathematischer Prinzipien im Bauwesen und liefert einen wichtigen Beitrag zu unserem Forschungsprojekt „Schalungsfreie Fließfertigung adaptiver Tragstrukturen aus variablen Rahmenelementen“ (ACDC), in dem es um die Modularisierung doppelt gekrümmter Flächen geht. Außerdem wird mit der Skulptur der Einsatz von Bambus als schnell nachwachsendem Material für die Herstellung einer möglichst exakten konstruktiven Form erprobt. Nicht zuletzt ist die Skulptur aber auch ein Statement an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst, ein kultureller Beitrag mit vielschichtigen Anspielungen“, erläutert Daniel Lordick die Bedeutung des Projekts.
Arbeitsgruppe Geometrische Modellierung und Visualisierung: https://tu-dresden.de/mn/math/geometrie/lordick
Schloss und Park Pillnitz: https://www.schlosspillnitz.de
Kontakt
Prof. Daniel Lordick
TU Dresden, Fakultät Mathematik
Arbeitsgruppe Geometrische Modellierung und Visualisierung (GMV)
Tel.. +49 351 463-34193