Mar 15, 2021
N. J. Lehmann – Zum 100. Geburtstag
Am 15. März 2021 wäre Nikolaus Joachim Lehmann 100 Jahre alt geworden. Heute ist er primär bekannt als Pionier der Computerentwicklung. Doch sein wissenschaftliches Wirken war wesentlich vielfältiger.
Lehmann, 1921 in der Oberlausitz geboren, 1998 verstorben, erfuhr schon zu Lebzeiten große Würdigung: 1964 wurde er mit dem Nationalpreis der DDR sowie 1989 mit der Konrad-Zuse-Medaille ausgezeichnet. Auch in Ausstellungen würdigte man seine Leistungen für die ostdeutsche Rechenautomatenentwicklung.
An der TU Dresden wird seiner Leistungen heute unter anderem mit der Widmung des neu entstehenden Kompetenzzentrums für Digitalisierung, dem Lehmann-Zentrum II, gedacht. Mit diesem Neubau erinnert man einerseits namentlich an den Wegbereiter der Wissenschaftsdisziplin Informatik, andererseits schafft die TUD damit einen Ausstellungsraum für die durch Lehmann begründete Sammlung Historischer Rechenmaschinen.
N.J. Lehmann – wie er später zumeist genannt wurde – studierte in den 1940er-Jahren an der Technischen Hochschule Dresden Physik. Nach Abschluss des Studiums 1946 legte er in bemerkenswert kurzer Zeit sowohl seine Promotion als auch die Habilitation vor, sodass er bereits sieben Jahre nach seinem Diplom zum Professor für Angewandte Mathematik an der TH Dresden berufen wurde.
Im Jahr 1956 stellte er seinen ersten Dresdner Rechenautomaten, den auf Elektronenröhren basierenden D 1 vor. Diesen Rechner entwickelte er in den Folgejahren stetig weiter. 1963 gelang Lehmann schließlich die Entwicklung des
legendären D 4a – einer der ersten universal programmierbaren Rechenautomaten, basierend auf Transistoren und ausgestattet mit integrierter Ein- und Ausgabe sowie Tastatur-Bedienung. Ein günstiges „Arbeitsgerät auf dem Tisch“ für den individuellen Gebrauch, das im Umfeld seines Schöpfers auch als „N.J.s liebstes Kind“ bezeichnet wurde.
Parallel zu seinen Forschungen wirkte Lehmann in seiner Funktion als Gründungsdirektor und Leiter des Instituts für Maschinelle Rechentechnik auf wissenschaftspolitischer und -organisatorischer Ebene sowie im Rahmen internationaler Tagungen aktiv an der Entwicklung der jungen Forschungsdisziplin Informatik in der DDR mit.
Später verschoben sich Lehmanns Forschungsschwerpunkte: In den 1970er Jahren widmete er sich zunehmend den Programmiersprachen. Zugleich befasste er sich – über seine Emeritierung 1986 hinaus – mit der Computer-Analytik. Heute gilt er international als Begründer dieser Grenzwissenschaft zwischen Mathematik und Informatik.
Weiterführende Informationen finden Sie hier auf den Seiten der Kustodie in der neuen Rubrik zur Universitätsgeschichte. |