11.06.2020
Toeplers Influenzmaschine in neuer Vitrine
Ausstellungsstück im Toepler-Bau wurde 1945 aus den TH-Trümmern geborgen
Dr. Jörg Zaun/UJ
Die große Influenzmaschine von August Toepler, die seit vielen Jahren das Foyer des Toepler-Baus schmückt, hat eine neue Vitrine bekommen. Außerdem wurde die Maschine von einem Restaurator gereinigt und fotografisch dokumentiert.
August Toepler (1836–1912) untersuchte Anfang der 1860er-Jahre intensiv die Phänomene der elektrischen Funkenentladung. Um die dafür notwendige Hochspannung erzeugen zu können, nutzte Toepler, wie zu dieser Zeit allgemein üblich, eine Rühmkorff-Spule – auch Induktorium oder Funkeninduktor genannt. Sie war allerdings umständlich zu handhaben. Toepler suchte nach einer Alternative. 1865 publizierte er erstmals die Konstruktion einer Influenzmaschine – noch Influenz-Elektrometer genannt –, die das Phänomen der Influenz zur Ladungstrennung nutzte. Zeitgleich baute der Berliner Physiker Wilhelm Holz eine vergleichbare Maschine.
Schon in einer Publikation hatte Toepler darauf aufmerksam gemacht, dass seine Maschine keine Quelle zur Erzeugung einer Primärspannung benötigt, sondern die vorhandene Restladung durch Rückkopplung zur Erzeugung der Hochspannung ausreicht. Werner Siemens wies später darauf hin, dass dies die erste Beschreibung des Phänomens der Selbsterregung darstellt, das er bei der Konstruktion des Dynamos so erfolgreich anwandte.
Toepler konnte die Leistung seiner Influenzmaschine durch die Parallelschaltung mehrerer Scheibensätze erheblich steigern. Auf der Internationalen Elektrizitätsausstellung 1881 in Paris präsentierte er Exemplare mit 20 und mit 60 Scheiben. Hergestellt hatte die Maschinen der Mechaniker des Dresdner Polytechnikums Oskar Leuner.
Toeplers Influenzmaschine wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erneut intensiv für Experimente mit Kathodenstrahlröhren eingesetzt, bald aber durch andere Hochspannungsquellen ersetzt. Für Demonstrationsexperimente in Vorlesungen blieb sie jedoch weiter in Gebrauch. Diese ausgestellte Maschine mit 60 Scheiben ist wahrscheinlich die einzig erhaltene große Influenzmaschine von August Toepler. 1945 wurde sie aus dem Schutt des zerstörten Hauptgebäudes der TH Dresden am Bismarck-Platz (heute Friedrich-List-Platz) geborgen und vom Mechaniker Herbert Wunderwald wieder instandgesetzt. Das erklärt die eigenartige Materialkombination, wie etwa moderne Kunststoffe als Isolatoren.
Die Influenzmaschine kam in den Vorlesungen der Physikprofessoren Maximilian Toepler, Sohn von August Toepler, und Alfred Recknagel noch bis in die 1950er-Jahre zum Einsatz. Die Kosten für die neue Vitrine und die Reinigung der Maschine in Höhe von rund 10 000 Euro wurden durch die Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik übernommen. Organisatorisch wurde sie unterstützt von der TUD-Kustodie.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 11/2020 vom 9. Juni 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.