08.04.2025
Eine Frage der Ethik: Vorträge zu ethischen Aspekten in der klinischen Medizin
Die Vortragsreihe zur Klinischen Ethik, veranstaltet vom Institut für Geschichte der Medizin der TU Dresden und dem Klinischen Ethik-Komitee am Dresdner Universitätsklinikum, präsentiert im Sommersemester 2025 eine Bandbreite aktueller ethischer Fragen im Gesundheitswesen. Die Vorträge bieten die Möglichkeit, sich über medizinethische Herausforderungen des Klinikalltags zu informieren und darüber zu diskutieren.
Interessierte sind herzlich eingeladen!
Ort und Zeit:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Fetscherstr. 74, 01307 Dresden
Kinder- und Frauenklinik (Haus 21), Hörsaal (EG)
Dienstag, 08.04., 22.04. und 13.05.2025, jeweils 17:00–18:30 Uhr
Programm
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08.04.25
Prof. Dr. med. Raymond Voltz (Uniklinik Köln)
Wie gehen wir in der Palliativmedizin mit Todeswünschen um?
Der Respekt vor den Wünschen und Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten ist in der Palliativmedizin von zentraler Bedeutung. Wenn in dieser Lebensphase Todeswünsche auftreten, kann der Umgang damit für Angehörige und Behandlungsteams jedoch herausfordernd sein. Insbesondere die aktuelle Diskussion um eine Neuregelung der Suizidassistenz stellt die Palliativmedizin vor die Aufgabe, die Grenzen einer Hilfe zum Sterben neu zu reflektieren. Der Palliativmediziner Prof. Dr. med. Raymond Voltz plädiert dafür, Selbstbestimmung am Lebensende nicht auf die Frage nach Suizidassistenz zu verengen. Sein Vortrag gibt eine Orientierung für den Austausch von Positionen innerhalb von Behandlungsteams und zeigt anhand von Praxisbeispielen auf, wie eine differenzierte, patientenzentrierte Kommunikation über Todeswünsche gelingen kann.
Moderation: Prof. Dr. med. Florian Bruns (Institut für Geschichte der Medizin)
22.04.25
Dr. med. Florian Funer M.A., Mag. theol. (Universitätsklinikum Tübingen)
Ärztliche Autonomie vs. Algorithmische Vorgaben – Ein ethisches Spannungsfeld?
Die fortschreitende Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der Gesundheitsversorgung verspricht neue Möglichkeiten für Diagnosen und Therapien. Gleichzeitig erfüllen die Systeme (noch) nicht die Anforderungen an Zuverlässigkeit, Transparenz und Erklärbarkeit ihrer Ergebnisse. Der Medizinethiker Dr. med. Florian Funer zeigt auf, welche ethischen Herausforderungen daher mit dem Einsatz von KI in der Medizin verbunden sind. Im Zentrum des Vortrags steht die Veränderung ärztlicher Handlungs- und Entscheidungsspielräume durch algorithmische Vorgaben. Anhand von Studien wird verdeutlicht, warum der Einbezug von KI in medizinische Entscheidungsprozesse eine Herausforderung für den Anspruch an die Autonomie und Verantwortung von Ärztinnen und Ärzten darstellt.
Moderation: Dr. phil. Saskia Metan (Institut für Geschichte der Medizin)
13.05.25
Dr. med. Leyla Güzelsoy (Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg)
Sind Männer wehleidiger als Frauen? Medizinethische und kulturelle Perspektiven auf Schmerz
Schmerz kann als biopsychosoziales Phänomen verstanden werden, auf das sowohl biologische als auch soziokulturelle Faktoren Einfluss nehmen. So verdeutlicht der sogenannte „Gender Pain Gap“, dass Frauen häufig eine geringere Ernsthaftigkeit ihrer Schmerzsymptome erfahren. In ihrem Vortrag betont die Ärztin und Ethikberaterin Dr. med. Leyla Güzelsoy die Relevanz eines kultursensiblen medizinethischen Ansatzes und untersucht, wie Sozialisation, kulturelle Wahrnehmung und geschlechtsspezifische Rollen die Schmerzwahrnehmung und -expression beeinflussen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für gender- und kultursensible Behandlungsmethoden zu entwickeln, von denen alle Geschlechter profitieren können.
Moderation: Dr. med. Ulrike Reuner (Universitätsklinikum Dresden/ Klinisches Ethik-Komitee)
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Fortbildungspunkte sind bei der Sächsischen Landesärztekammer beantragt.