18.06.2019
Neues Medikament senkt Risiko von Todesfällen bei Patienten mit Typ-2 Diabetes
In Deutschland ist etwa einer von zehn Menschen an Diabetes erkrankt. Noch immer sterben Diabetes-Patienten zwei- bis dreimal häufiger an kardiovaskulären Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Neu entwickelte Medikamente zur Diabetes-Therapie sollen die Anzahl kardiovaskulärer Todesfälle reduzieren: Wissenschaftler des Paul Langerhans Instituts Dresden (PLID) an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung, haben gemeinsam mit internationalen Kollegen erstmals untersucht, ob Semaglutid in Tablettenform zu einer Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen führt. Dazu erfolgte eine internationale, randomisierte Doppelblindstudie mit 3.183 Probanden, die parallel in 21 Ländern durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der PIONEER-6 genannten Studie wurden nun in der renommierten Zeitschrift ‚New England Journal of Medicine (NJEM)‘ veröffentlicht.
In den vergangenen Jahren wurden Medikamente entwickelt, sogenannte Inkretin-Analoga, die wie das Darmhormon GLP-1 zur Insulinausschüttung in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse führen und gleichzeitig das Hungergefühl im Gehirn reduzieren. Diese Medikamente müssen bislang aufgrund ihrer chemischen Struktur per subkutaner Injektion verabreicht werden und können somit nicht oral als Tablette eingenommen werden. Für den Wirkstoff Semaglutid in Spritzenform konnte bereits in einer großen internationalen Studie (SUSTAIN-6 Studie) nachgewiesen werden, dass es zu einer Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen, vor allem Schlaganfällen, führt. Seit kurzem ist es möglich, den GLP-1 Rezeptoragonisten Semaglutid durch eine Kombination mit einem Absorptionsverstärker als Tablette verfügbar zu machen. In der PIONEER-6 Studie wurden an verschiedenen Zentren weltweit Menschen mit Typ-2-Diabetes untersucht. Die Probanden erhielten zusätzlich zur Standard-Diabetes Therapie entweder eine Tablette mit Semaglutid oder ein Placebo. „Am Ende des Studienzeitraums zeigte sich, dass das orale Semaglutid formal zwar nicht zu einem Unterschied im primären Endpunkt, der sich aus Kardiovaskulärem Tod, nicht tödlichen Schlaganfall und nicht tödlichen Herzinfarkt zusammensetzt, führt. Jedoch konnte eine Reduktion des Risikos für kardiovaskulären Tod um 51% und die Reduktion des Todes aus jeglichem Grund um 49 % bei den Patienten, die orales Semaglutid einnahmen, festgestellt werden“, erklärt Prof. Andreas Birkenfeld, Mitautor der Studie am Universitätsstudienzentrum für Stoffwechselerkrankungen der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und des Universitätsklinikums, und Forschungsgruppenleiter am Paul Langerhans Institut Dresden des Helmholtz Zentrums München am Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden. „Zudem führte die Semaglutid Pille zu einer durchschnittlichen Gewichtsabnahme der Probanden um 4,2 kg und zu einer besseren Blutzuckereinstellung.“ Die Ergebnisse werden nun in einer größeren, internationalen SOUL-Studie überprüft und ausgeweitet. Die Zulassung der Semaglutid-Tablette für die Therapie des Typ-2-Diabetes wird aktuell von der Firma Novo Nordisk bei den zuständigen Behörden beantragt.
Link zur Originalpublikation:
Husain M, Birkenfeld AL, Donsmark M, Dungan K, Eliaschewitz FG, Franco DR, Jeppesen OK, Lingvay I, Mosenzon O, Pedersen SD, Tack CJ, Thomsen M, Vilsbøll T, Warren ML, Bain SC; PIONEER 6 Investigators. Oral Semaglutide and Cardiovascular Outcomes in Patients with Type 2 Diabetes. N Engl J Med. 2019 Jun 11. doi: 10.1056/NEJMoa1901118. [Epub ahead of print]
Sie Studie wurde von der Firma Novo Nordisk finanziert.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Andreas Birkenfeld
Universitätsstudienzentrum für Stoffwechselerkrankungen, Medizinische Klinik III, Medizinische Fakultät der TU Dresden und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Paul Langerhans Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Tel.: +49(0)351 458 3651
Fax: +49 (0)351 458 3652
E-mail: andreas.birkenfeld@uniklinikum-dresden.de
Internet: https://tu-dresden.de/med/mf/plid/forschung/Birkenfeld