FloraLith – Gesteinsbiotope im Erzgebirge
Schutz und Erhalt von durch Bergbau und landwirtschaftliche Nutzung entstandenen Fels-, Gesteins- und Rohbodenbiotopen im Erzgebirge (2018 – 2021)
Inhaltsverzeichnis
Projektabschluss
Im Juni 2021 konnte das Projekt „FloraLith“ nach fast 3 ½ Jahren Projektlaufzeit erfolgreich abgeschlossen werden.
Das mit Mitteln der EU (EFRE) finanzierte Projekt untersuchte die Vegetation von Bergbaubiotopen und Steinrücken in der Grenzregion Erzgebirge. Durch Kartierungen ausgewählter Biotope und Pflanzenarten wurden auf wissenschaftlichem Gebiet neue Erkenntnisse zur Biologie und Ökologie dieser Biotoptypen und der für sie charakteristischen Pflanzenarten gewonnen. Darauf aufbauend wurden Maßnahmen zum Schutz und Erhalt dieser wertvollen Lebensräume geplant und durchgeführt.
Im Erfahrungsaustausch mit anderen Akteur*innen wurden die Projektergebnisse auf der digitalen Abschlusskonferenz am 25.03.2021 einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Einen Überblick über die Ergebnisse der Untersuchungen geben außerdem die zweisprachigen Broschüren, die zu den Themenkomplexen Steinrücken und Bergbaubiotope erstellt wurden:
Download: Broschüre Bergbaubiotope
Download: Broschüre Lesesteinwälle
Wir danken allen Beteiligten und Unterstützer*innen des Projekts!
Veranstaltungsarchiv
Abschluss-Konferenz im Projekt "FloraLith" am 25.03.2021
Weitere Informationen zur Abschlusskonferenz im Projekt "FloraLith"
Hintergrund - Lesesteinwälle und Bergbaubiotope
Lesesteinwälle und BergbaubiotopeHintergrund - Hintergrund - Lesesteinwälle und Bergbaubiotope
In der Grenzregion Erzgebirge sind durch 800 Jahre Bergbau und landwirtschaftliche Nutzung durch den Menschen Kulturlandschaften entstanden, die seltene Pflanzen- und Tierarten beherbergen.
Über Jahrhunderte hinweg haben die Bauern mühevoll von Hand störende Steine von ihren Äckern aufgelesen und sie an den Flurgrenzen aufgeschichtet. So dienten sie gleichzeitig als Gebietsmarkierung und formten über die Zeit landschaftsprägende Lesesteinwälle (auch Steinrücken genannt), die durch Brennholznutzung offengehalten wurden. Auf diesen exponierten, sonnenbeschienenen, trockenen Standorten konnte sich eine artenreiche Fauna und Flora ansiedeln, darunter gefährdete Arten wie Wildapfel (Malus sylvestris), Feuerlilie (Lilium bulbiferum) und Buschnelke (Dianthus sylvaticus) sowie zahlreiche Moos- und Flechtenarten.
Durch Nutzungsaufgabe dieser Biotope verbrachen solche Flächen jedoch zunehmend und Gehölze verdrängen die lichtliebenden, seltenen Arten.
Neben der Landwirtschaft war auch der Bergbau im Erzgebirge landschaftsprägend. Durch den Abbau und die Aufbereitung von Erzen entstanden neue Extremstandorte für z.T. schwermetallresistente Arten, die sich dort ungestört ausbreiten konnten. Zu diesen Bergbaubiotopen gehören zum Beispiel schwermetallreiche Abraumhalden auf denen sich eine spezifische Flechtenflora (sogenannte Schwermetallfluren) entwickeln konnte, die laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) zu den europaweit besonders geschützten Lebensräumen gehört. Einige an schwermetallreiche Standorte gebundene Moosarten, wie das Tundra-Pohlmoos (Pohlia tundrae), besitzen in den Bergbaugebieten des Erzgebirges sogar ihr einziges Vorkommen in Deutschland.
Eine große Lebensraumvielfalt auf kleinem Raum findet sich oftmals auch in aufgegebenen Kalksteinbrüchen, in denen sich aufgrund der nährstoffarmen Böden eine artenreiche Flora ungestört entwickeln konnte.
Auch diese offenen, lichten Lebensräume sind durch die natürliche Sukzession zunehmend von Verbuschung bedroht und bedürfen der Pflege durch den Menschen, um als artenreiche Biotope bestehen zu können.
Projektinhalte
Die Arbeitsgruppe Ökologie und Naturschutz unter Leitung von Dr. Frank Müller am Institut für Botanik der TU Dresden wird deshalb in einem sächsisch-tschechischen Kooperationsprojekt (SN-CZ2020) zusammen mit Wissenschaftlern der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem (Projektseite)
grenzübergreifend Erfahrungen zum Schutz und zur Regeneration der anthropogen entstandenen Gesteinsbiotope bündeln und Konzepte für deren Erhalt und Regeneration entwickeln.
Es werden nutzungsabhängige Veränderungen der Vegetationsstruktur und -zusammensetzung von Steinrücken und Bergbaubiotopen mit einem Schwerpunkt auf der Verteilung ausgewählter Ziel-Pflanzenarten erfasst und dokumentiert sowie ein grenzübergreifender Datenbestand aufgebaut.
Das Projekt, welches vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung gefördert wird, soll damit einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Grenzregion leisten.
Neben stattfindenden Exkursionen und Informationsveranstaltungen sollen als Projektergebnis zwei Broschüren in deutscher und tschechischer Sprache zu Bergbaubiotopen und Steinrücken erscheinen.
Projektgebiet
Untersuchungsräume (Schwerpunkte)
Steinrücken:
-
Böhmen: Fojtovice – Adolfov, Kninice a Libouchec, Hora Sv. Kateřiny
-
Sachsen: Altenberg – Fürstenwalde, Oelsen, Pöhlberg – Königswalde
Bergbaubiotope:
- Böhmen: Abertamy – Boží Dar – Horní Blatná, Vrch Mědník; Krupka – Komáří vížka
- Sachsen: Freiberg, Annaberg, Kalksteinbrüche (Walterbruch im Gimmlitztal bei Hermsdorf/E., Hammerunterwiesenthal, Lengefeld, Langenberg bei Schwarzenberg
Speziell zu kartierende Arten
Steinrücken:
- Wildapfel (Malus sylvestris)
- Feuerlilie (Lilium bulbiferum)
- Buschnelke (Dianthus sylvaticus)
- Purpur-Fetthenne (Hylotelephium telephium)
- Fransen-Nabelflechte (Umbilicaria cylindrica)
Bergbaubiotope:
- Flachbärlappe (Diphasiastrum spec.)
-
Wintergrün-Arten (Pyroloideae)
- Kleinblütiges Einblatt (Malaxis monophyllos)
- Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica)
- Tundra Pohlmoos (Pohlia tundrae)
Art |
D |
ČR |
RL Sachsen (2013) |
RL ČR (2017 bzw. 2010 für Flechten) |
Untersuchungsschwerpunkt: Bergbaubiotope |
Untersuchungsschwerpunkt: Steinrücken |
---|---|---|---|---|---|---|
Antennaria dioica |
Gewöhnliches Katzenpfötchen |
kociánek dvoudomý |
1 |
EN A4 |
x |
|
Dianthus sylvaticus |
Busch-Nelke |
hvozdík lesní |
1 |
VU C3 |
x |
|
Diphasiastrum spec. |
Flachbärlapp |
Plavuník |
1 / 2 |
EN C2b |
x |
|
Hylotelephium telephium agg. |
Purpur-Fetthenne |
rozchodník nachový |
D |
NT C4a |
x |
|
Jovibarba globifera |
Sprossende Fransen-Hauswurz |
netřesk výběžkatý pravý |
1 |
NT
|
x |
|
Lilium bulbiferum |
Feuer-Lilie |
lilie cibulkonosná pravá |
1 |
VU C2b |
x |
|
Malaxis monophyllos |
Kleinblütiges Einblatt |
měkčilka jednolistá |
1 |
EN C1t |
x |
|
Malus sylvestris |
Wild-Apfel |
jabloň lesní |
3 |
DD C3 |
x |
|
Pyroloideae |
Wintergrüngewächse |
Hruštička |
1 / 3 |
CR/NT/EN |
x |
|
Rhinanthus alectorolophus |
Zottiger Klappertopf |
kokrhel luštinec |
1 |
VU C3 |
x |
|
Teucrium botrys |
Trauben-Gamander |
ožanka horská |
1 |
VU C3 |
x |
|
Pohlia tundrae |
Tundra Pohlmoos |
paprutka tundrová |
R |
CR |
x |
|
Umbilicaria cylindrica |
Fransen-Nabelflechte |
pupkovka válcovitá |
G |
NT |
x |
Projektlaufzeit
13.02.2018- 30.06.2021
Meilensteine
Meilenstein 1 (Q1/2018):
-
Beschaffung und Sichtung bereits vorhandener Daten und Vorverarbeitung der Daten (z. B. historische Karten, historische Florendatenbestände und Vegetationsaufnahmen, Standorte, Populationsgrößen, bisherige Schutzmaßnahmen)
-
Erarbeitung einer Methode für die Geländeerfassungen
-
Teilnahme am Auftakttreffen
-
Konkretisierung der Auswahl der Kartierungsflächen (Auswahl von je drei Beispielgebieten für vertiefende Analysen des Biotoptyps Steinrücke und Bergbaubiotope auf deutscher Seite) und zu kartierenden Pflanzenarten (10 Arten, Schwerpunkte sind Pflanzenarten, die einerseits als Indikator für Bergbau- oder Steinrückenbiotope fungieren und gleichzeitig in der Roten Liste verzeichnet sind)
-
Beginn Erstellung Flyer und Homepage
Meilenstein 2 (Q2/2018-Q4/2019):
-
vegetationskundliche Untersuchung ausgewählter Bestände der zu unter-suchenden Biotoptypen Steinrücken und Bergbaubiotope (Vegetationsaufnahmen, Vegetationsstruktur, Anlage von Dauerflächen) auf deutscher Seite
-
weitere digitale Aufbereitung der in der Vorbereitungsphase gesichteten Datengrundlagen (historische Entwicklung ihrer Verbreitung, Standorts- und Vegetationsveränderungen, Nutzungsgeschichte)
-
Erfassung der aktuellen Verbreitung ausgewählter für die einzelnen Biotoptypen spezifischer, gefährdeter Zielarten (z. B. Standorte, Populationsgrößen, aktuelle Schutzmaßnahmen)
-
digitale Aufbereitung der Daten (Vegetationstabellen, Verbreitungskarten)
-
Organisation und Durchführung von 4 Exkursionen
-
weiterer Ausbau Internetpräsenz
Meilenstein 3 (Q1/2020-Q3/2020):
- Evaluation bisheriger Pflegemaßnahmen
- Unterbreitung von konkreten Maßnahmevorschlägen zur Biotoppflege
- Ableitung von Schutzkonzepten für die ausgewählten Arten
- Durchführung von gezielten Maßnahmen zur Biotoppflege und Populationsstabilisierung (z. B. Entbuschung von Bergbauhalden) auf zwei ausgewählten Beispielflächen mit Hilfe von Praxispartnern
- Analysen zur historischen und aktuellen Diversität der Landschaft (Entwicklung der Verteilung der Steinrücken – Aufdecken von Verlusten)
- Organisation einer Informationsveranstaltung und von 2 Exkursionen sowie weiterer Ausbau der Internetpräsenz
Meilenstein 4 (Q4/2020 - Q2/2021):
- Visualisierung und Dokumentation der Ergebnisse für eine nachhaltige Nutzung
- Übergabe der Projektergebnisse
- Fertigstellung je einer Broschüre zu Bergbaubiotopen und Steinrücken
- Organisation der Abschlussveranstaltung
- Beiträge zur Konzeption von Strategien/Maßnahmen zum Schutz und Regeneration von Biotopen, zum Schutz gefährdeter Arten, zur Bewahrung von Biodiversität sowie zur Implementierung von Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung werden dokumentiert. Die zweisprachige Abschlussveranstaltung erfolgt unter Einbeziehung der Öffentlichkeit in größerem Rahmen. Die Daten (Fundortdaten, Biotoperfassungsdaten, Werkzeuge, Planungsinstrumente) werden maßnahmenbezogen in die entsprechenden Fachebenen der Verwaltungen eingebunden.
Faltblätter
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen zum Projekt