20.08.2025
Tierisch Reich: Ein feines Näschen - Das Potenzial von Hunden beim Lungenkrebs-Screening

Hunde könnten dank ihres feinen Geruchssinns eine kostengünstige und nicht-invasive Methode zur Früherkennung von Lungenkrebs bieten – mit großem Potenzial, das durch weitere Forschung noch erschlossen werden muss.
Von einem schwanzwedelnden Labrador begrüßt zu werden, wenn man die Arztpraxis betritt - das könnte die Zukunft der Lungenkrebsvorsorge sein. Im Jahr 2022 war Lungenkrebs die häufigste Krebsart und mit 1,8 Millionen Todesfällen weltweit auch die tödlichste 1. Da Lungenkrebs im Spätstadium schwerer zu heilen ist, ist eine bessere Früherkennung für höhere Überlebenschancen wichtig 2. Die verfügbaren Screening-Methoden, wie die Niedrigdosis-Computertomographie (LDCT), sind jedoch mit hohen Kosten und anderen Nachteilen verbunden, wie z. B. den negativen Auswirkungen der Strahlung 3. Eine alternative Screening-Methode könnte mit Hilfe von Hunden ermöglicht werden. Hunde verfügen über einen extrem guten Geruchssinn, ausgezeichnet durch viele Riechrezeptoren und Neuronen, Modifikationen des Nasenluftstroms und einen relativ großen Riechkolben. All diese Faktoren spielen eine Rolle darin, Hunde dabei einzusetzen, den Geruch von Sprengstoff, Drogen oder gesuchten Verbrechern wahrzunehmen 4. Hunde können sogar darauf trainiert werden, Krankheiten wie Diabetes, COVID-19 oder Krebs zu erkennen. Sie können die verschiedenen flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), die Menschen ausstoßen, detektieren. Die Zusammensetzung und Konzentration der VOCs ändert sich mit dem Fortschreiten der Krebserkrankung und kann daher als Biomarker dienen, der auf nicht-invasive Weise nachgewiesen werden kann 5. Diese Methode soll wirtschaftlicher sein als herkömmliche Screening-Methoden 3, genaue Zahlen scheinen jedoch zu fehlen. Daher werde ich im Folgenden die Kosten für einen Krebserkennungshund mit der LDCT-Methode vergleichen.
Zur Schätzung der Kosten für einen ‘Krebdetektionshund’ habe ich Informationen verwendet, die auf den Kosten für Diabeteswarnhunde und COVID-Diagnosehunde basieren. Die einmaligen Kosten, wie die Anschaffung des Hundes und die spezielle Ausbildung, belaufen sich auf 8.897 USD 8. Die täglichen Kosten für den Einsatz von Hunden zur Erkennung von Lungenkrebs werden auf 79 USD/Tag geschätzt 9. Die laufenden Kosten für Unterbringung und Verwaltungsaufgaben betragen 35 USD/Tag (basierend auf den Gebühren für eine Hundepension). Die Kosten für Futter, Versicherung und tierärztliche Versorgung belaufen sich auf 1.332 USD pro Jahr, und die Kosten für die Aufrechterhaltung der Ausbildung des Hundes im Laufe der Zeit kommen auf weitere 88 USD pro Jahr 8,10. Unter der Annahme, dass ein Hund fünf Jahre lang an fünf Tagen pro Woche zur Krebserkennung eingesetzt wird, würden insgesamt 182.879 USD anfallen, also 140 USD pro Tag. Alternative Szenarien, bei denen ein Hund nur zwei Jahre lang an fünf Tagen pro Woche oder zwei Jahre lang an drei Tagen pro Woche eingesetzt würde, ergeben 232 USD bzw. 333 USD pro Tag. ‘Krebsdetektionshunde’ werden im Durchschnitt für die Untersuchung von fünf Proben pro Sitzung eingesetzt 11,12,13,14. Würden also Hunde anstelle von LDCT (Preis pro Screening: 1.130 USD 7) für fünf Screenings pro Tag eingesetzt, könnten je nach Zeitszenario, in dem der Hund eingesetzt wird, 5.317 USD bis 5.510 USD pro Tag eingespart werden. Für einen gesamten Fünfjahreszeitraum, in dem die Hunde eingesetzt werden, könnten im Vergleich zum LDCT-Screening insgesamt 1,7 Mio. USD bis 7,2 Mio. USD eingespart werden.
Die Berechnungen sind jedoch nicht umfassend und beinhalten keine Kosten für beispielsweise standardisiertes Hundetraining, Gebäudeeinrichtungen oder zusätzliche Kosten aufgrund von Fehldiagnosen. Was die Erfolgsquote von Hunden bei der Erkennung von Lungenkrebs auf der Grundlage von Atemproben betrifft, wurde in veröffentlichten Studien eine mittlere Sensitivität von 78 % und eine mittlere Spezifität von 71,5 % festgestellt 3. Auch die Spannweite war groß: die Sensitivität variierte zwischen 55,6 % und 99 %, die Spezifität zwischen 8,3 % und 99 % 14 ,15. Im Gegensatz dazu zeigt die LDCT-Methode eine hohe Genauigkeit mit einer Sensitivität von 87 % und einer Spezifität von 97 % 17. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Spürhunde in der Lungenkrebsvorsorge noch nicht voll einsetzbar sind. Daher sollte zukünftige Forschung auf standardisierte Hundetrainingsmethoden und die weitere Identifizierung von VOCs im Zusammenhang mit Lungenkrebs abzielen 5,16. Dennoch zeigen die Berechnungen, dass Hunde ein großes Potenzial als alternative und erschwingliche Screening-Methode für Lungenkrebs aufweisen. Die Einführung dieser Diensthunde in das Gesundheitswesen würde es mehr wirtschaftlich benachteiligten Menschen und Ländern mit niedrigem Einkommen ermöglichen, Zugang zur Lungenkrebsvorsorge zu erhalten, was letztlich mehr Leben retten würde.
Simon Schäfer, Übersetzung Sophie Merz