04.06.2023
Tierisch Reich: Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe – Waldschäden mit Verlusten über 0,5 Mio Euro
Das plötzliche massenhafte Auftreten von Schädlingen im Wald ist ein zunehmendes Problem für die Forstwirtschaft1. In Brandenburg gibt es über 1,1 Millionen Hektar Wald, was etwa 37% der Gesamtfläche des Bundeslandes entspricht. Damit gehört Brandenburg zu den Bundesländern mit der höchsten Walddichte in Deutschland. Die Forst- und Holzwirtschaft ist auch der größte Wirtschaftssektor Brandenburgs, in dem 10% aller Unternehmen des Bundeslandes angesiedelt sind 2 . Die häufigste und wichtigste Baumart in Brandenburg ist die Kiefer, die 735.000 Hektar bzw. 67% der bewaldeten Fläche ausmacht 2. Im Jahr 2012 erwirtschaftete die Forst- und Holzbranche einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro 2. Allerdings werden sowohl Wirtschaft als auch Waldschutz häufig vor Herausforderungen gestellt, und zwar durch eine Vielzahl von pflanzenfressenden Insekten. Dazu gehört auch die Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (KBB), Diprion pini 1.
Die Überwachung und Eindämmung der KBB ist für den Waldschutz besonders herausfordernd. Das liegt zum einen an der anpassungsfähigen und größtenteils unvorhersehbaren Lebensweise der KBB, und zum anderen an ihrer Populationsdynamik, die stark vom Klima abhängt 1,3. Das jährliche Klima bestimmt, ob KBB einen univoltinen oder bivoltinen Lebenszyklus haben, ob sie sich in einer Saison also einmal (univoltin) oder sogar zwei Mal (bivoltin) vermehrt. Diese Lebenszyklusmuster sind ein wichtiger Indikator für die entstehenden Waldschäden 1,4. Während des üblichen univoltinen Zyklus, tritt nur eine Generation von Larven auf, die vorzugsweise Kiefernnadeln des Vorjahrs fressen 1. Längere warme und trockene Perioden von April bis Mai führen zum bivoltinen Zyklus, der einem massenhaften Auftreten von Diprion Pini führen kann. Hier beenden Larven der ersten Generation ihre Entwicklung schneller, außerdem erscheinen Larven der zweiten Generation noch im selben Jahr und fressen hauptsächlich an Kiefernnadeln des aktuellen Jahres1. Das kann eine ernsthafte Bedrohung für Pflanzenbestände darstellen1. Dieser bivoltine Zyklus mit einem zweiten Larvenausbruch kommt oft überraschend 1. Kiefernwälder in Brandenburg waren in der Vergangenheit mehrfach von KBB-Massenvermehrungen betroffen. Jüngste Schädlingsbefälle in den Jahren 2005, 2009 und 2016 richteten schwere Schäden an 1. Während der letzten Massenvermehrung 2016, beobachteten Forscher*innen ein 23.000 Hektar großes Untersuchungsgebiet im Süden Brandenburgs. Dort wurde eine Fläche von 1.300 Hektar Wald mit fast vollständiger Entlaubung der Bäume festgestellt (<90% Entlaubung) 1. Entlaubung erhöht die Baumsterblichkeit erheblich. Wenn man davon ausgeht, dass ein solcher Schädlingsbefall definitiv zum Tod der Bäume führt und somit zu direktem Einkommensverlust, kann der wirtschaftliche Schaden allein für dieses Gebiet auf 3,6 Millionen € geschätzt werden. Kosten für die gesamte Fläche Brandenburgs werden hier, aufgrund unbekannter Variablen und daher noch fehleranfälligeren Rechnungen, nicht geschätzt. Nichtsdestotrotz können Rückschläge für die Wirtschaft des Bundeslandes erwartet werden, welche die oben genannten Schätzung weit übersteigen. Es muss auch angenommen werden, dass die durch KBB verursachten wirtschaftlichen Kosten in Zukunft zunehmen werden, da kontinuierlich mehr Flächen von Schädlingsbefall betroffen sind und die Entlaubung zunimmt 4. Während die Kostenbewertung von regionalen Parametern wie Bodeneigenschaften abhängt, haben auch anthropogene Kräfte in diesem Zusammenhang einen entscheidenden Einfluss 1,5. Klimatische Bedingungen, die Massenvermehrungen fördern, umfassen Hitze- und Dürreperioden. Aufgrund des menschengemachten Klimawandels werden diese Hitzestrecken voraussichtlich schlimmer werden 4,5. Da der Klimawandel ein immer größer werdendes Problem ist, sollte der Einfluss von KBB auf Kiefernbestände und die Wirtschaft Brandenburgs kontinuierlich überwacht werden.
Natalia Wulff; Übersetzung Nele Kheim, Helen Rothfuß