Anionenaustausch von PX3 (X = Cl, Br, I) in Ionischen Flüssigkeiten beobachtet
Bei rotem Phosphor handelt es sich um eine netzwerkartige Struktur aus Phosphoratomen, welche so stabil ist, dass diese unter Normalbedingungen nur wenige Reaktionen eingeht. In früheren Untersuchungen konnten wir zeigen, dass roter Phosphor mit Iod in Ionischen Flüssigkeit (ILs) bereits bei Raumtemperatur zu verschiedenen Phosphoriodiden (PI3, P2I4, [P2I5]+) reagiert. (Groh et al., Eur. J. Inorg. Chem. 2015, 3991–3994.) In einer Kooperation der Arbeitskreise von Prof. Dr. Ruck und Prof. Dr. Brunner (TU Dresden) führten ausführliche kernresonanz- und schwingungsspektroskopische Untersuchungen nun zu einem besseren Verständnis dieses Auflösungsprozesses.
Julia Pallmann und Alexander Wolff fanden in ihren gemeinsamen Untersuchungen heraus, dass in der IL unmittelbar nach der Reaktion von rotem Phosphor mit Iod verschiedene gelöste PX3 (X = Cl, Br, I) Moleküle entstehen. Die tatsächlich vorliegende chemische Zusammensetzung dieser Moleküle hängt hierbei stark von dem Anion der verwendeten IL ab. Beispielsweise reagieren die bei der Reaktion gebildeten PI3 Moleküle in der IL [HMIm][Br] sofort weiter zu PBr3 und in der IL [HMIm][Cl] zu PCl3. Alle Umwandlungen finden dabei bereits bei Raumtemperatur statt. Es ist somit möglich, durch die Wahl der IL die reaktive Spezies gezielt zu steuern, was für mögliche Anwendungen von fundamentaler Bedeutung ist.
Die Arbeit wurde mit einem Front-Cover gewürdigt. Der Artikel kann in der Zeitschrift für Allgemeine und Anorganische Chemie abgerufen werden:
A. Wolff, J. Pallmann, E. Brunner, T. Doert, M. Ruck, Z. Anorg. Allg. Chem. 2017, 643, 20–24.