Prof. Dr. Walter Eberhard Steger
Walter Eberhard Steger wurde am 8. April 1925 in Sebnitz geboren.Im Jahre 1943 nahm er sein Chemiestudium in Dresden auf, wurde jedoch sofort zum Wehrdienst einberufen.1946 kehrte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück und setzte 1949 sein Studium in Dresden fort. 1953 legte er das Diplom ab und begann er seine wissenschaftliche Laufbahn am Institut für Anorganische und anorganisch-technische Chemie der TH Dresden.
Nach seiner Habilitation 1959 erhielt W.E. Steger eine Dozentur fürAnorganische und allgemeine Chemie, 1962 eine Professur mit Lehrauftrag für Spektroskopie. Ab 1964 stand er dem neu gegründeten Institut für Spezielle analytische Chemie als Direktor und Professor mit vollem Lehrauftrag vor. Die Gründung dieses Instituts war von A. Simon initiiert worden. W.E. Steger wurde damit der Direktor des ersten Universitätsinstituts für analytische Chemie in Deutschland.
1967/68 fungierte W.E. STEGER als letzter statutengemäß gewählter Vorstand der Abteilung für Chemie und Biologie sowie als Fachrichtungsleiter Chemie. Im Zuge der Hochschulreform von 1968 wurde die Auflösung der Institute angeordnet. Es kam zu einer grundsätzlichen Umordnung durch Bildung von "Forschungskollektiven". 1969 wurde W.E. STEGER auf Grundlage der III. Hochschulreform als Institutsdirektor entpflichtet. Ihm blieb die Leitung einer Forschungsgruppe "Spektroskopie". 1977 beschloss das ZK der SED die Bildung so genannter "Methodisch-diagnostischer Zentren". Dank der herausragenden Leistungen der Forschungsgruppe "Spektroskopie" wurde ihr Status MdZ "Optische Molekülspektroskopie" zuerkannt. Damit war zugleich eine gewisse Stabilisierung der Position von W.E. STEGER und seiner Mitarbeiter verbunden. Fachlich herausragend und persönlich völlig integer wurde er auch nach seiner Emeritierung 1990 noch mit der Wahrnehmung eines Professorenamts beauftragt und wirkte aktiv in Kommissionen zur Hochschulerneuerung mit.
W.E. STEGERs wissenschaftliches Lebenswerk ist mit vielfältigen Entwicklungen der Raman- und der Infrarotspektroskopie verbunden. Es ist vor allem ihm zu verdanken, dass die TU Dresden heute auf die längste Tradition in der Ramanspektroskopie in Deutschland verweisen kann. Bearbeitet hat er ganz unterschiedliche Probleme innerhalb und außerhalb der Chemie. Zuletzt hat er sich dem Alterungsprozess von Baumaterialien zugewendet und dabei bei der Erhaltung, der Instandsetzung und beim Wiederaufbau wichtiger Gebäude in Dresden - bis hin zur Frauenkirche - wertvolle Hilfe geleistet. Bereits 1977 hat W.E. Steger eine Tagungsreihe "Computereinsatz in der Analytik" begründet, die auch im wiedervereinigten Deutschland unter der Bezeichnung COMPANA noch über viele Jahre ihre Fortsetzung gefunden hat.
Zusätzliche internationale Bekanntheit hat sich W.E. STEGER durch die regelmäßige Durchführung wissenschaftlicher Tagungen und Weiterbildungsveranstaltungen erworben. Die mehrmonatigen Gastvorlesungen an der Universität von Santiago de Cuba (1968, 1973) konnte er nicht fortsetzen, nachdem ihm in der DDR das Reiserecht entzogen worden war. Die Universität zu Santiago de Cuba verlieh ihm 1990 den Titel eines Gastprofessors. Ein besonderer Höhepunkt war die Veranstaltung des "XIXth European Congress on Molecular Spectroscopy" in Dresden im September 1989. Die internationalen Teilnehmer sprechen noch heute davon, wie beeindruckend sie im September 1989 die Brisanz der Lage in der damaligen DDR empfanden.
W.E. Steger wurde 1985 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Er ist Träger der MARCUS-MARCI-Medaille der Gesellschaft für Spektroskopie der CSSR in der Akademie der Wissenschaften der CSSR (1984) sowie der Medaille "Für Verdienste um das Polytechnikum Rzeszów" (1991). Seit 1959 war er Mitglied des wissenschaftlichen Rates für Analytik der DDR und seit 1978 Beauftragter für die Forschungsrichtung"Strukturanalytik". Er verfasste als federführender Autor das Arbeitsbuch 3 zum Lehrwerk Chemie: "Strukturaufklärung -Spektroskopie und Röntgenbeugung" ( 1. Auflage Verlag Grundstoffindustrie Leipzig 1973), das sich bei den Studenten großer Beliebtheit erfreute. Die "Strukturaufklärung" - 1992 im gleichen Verlag erschienen - bearbeitete er wiederum federführend; sie stellt eine Zusammenfassung des ursprünglichen Lehr- und Arbeitsbuches dar. Seit 1972 gehörte er zu den Mitherausgebern der Zeitschrift für Physikalische Chemie (Leipzig).
W.E. STEGER verstarb am 6. Juni 2004.