Prosopagnosie
Was ist angeborene Prosopagnosie?
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Prosopagnosie bezeichnet die Schwierigkeit andere Personen anhand von Gesichtern zu erkennen. Die meisten Leute mit Prosopagnosie wissen zunächst nicht, dass sie Schwierigkeiten mit der Gesichtserkennung haben. Häufig stoßen sie zufällig auf diese Diagnose, durch Berichte in den Medien oder durch Recherchen im Internet.
Auf dieser Webseite haben wir einige Informationen über Prosopagnosie zusammengestellt. Sie können unser Informationsblatt zur angeborener Prosopagnosie hier herunterladen.
Wenn Sie Prosopagnosie haben und an einer Studienteilnahme interessiert sind, würden wir uns freuen, von Ihnen zu hören.
Bei Fragen freuen wir uns über eine Nachricht an
Was ist angeborene Prosopagnosie?
Menschen mit angeborener Prosopagnosie haben Schwierigkeiten, andere Menschen anhand ihrer Gesichter zu erkennen. Dies kann auch bei sehr bekannten Gesichtern vorkommen. So kann es sein, dass die Gesichter von Freunden, der Familie oder in einigen Fällen sogar das eigene Gesicht nicht erkannt werden. Prosopagnosie bedeutet jedoch nicht, dass die betroffenen Personen an einer generellen Gedächtnisstörung oder an einem generellen Sehproblem leiden.
In einer Gruppe von 40 Personen gibt es Schätzungen zufolge eine Person, die angeborene Prosopagnosie hat [1 - 3].
Wie fühlt es sich an prosopagnosisch zu sein?
Das folgende Bildbeispiel soll Ihnen eine Vorstellung davon vermitteln, wie es ist, prosopagnosisch zu sein. Betrachtet man die Abfolge A, so ist im Allgemeinen klar zu erkennen, dass hier verschiedene Gesichter abgebildet sind. Im Gegensatz dazu, ist die Unterscheidung der Gesichter in der Abfolge unter B schwerer. Für Leute mit Prosopagnosie bereitet das Gesichtererkennen in der Abfolge A so viele Schwierigkeiten, wie für Leute ohne Prosopagnosie die Abfolge B.
Meistens können Leute mit angeborener Prosopagnosie einzelne Gesichtsbereiche wie Augen, Nase oder Lippen gut erkennen. Auch das Geschlecht oder das Alter kann anhand des Gesichtes gut erkannt werden. Schwierigkeiten bereitet lediglich die Erkennung der Identität des Gesichts. Dies kann dazu führen, dass man sich in größeren Menschengruppen wie z.B. auf einer Party nicht wohl fühlt, weil es schwierig ist, Leute wiederzuerkennen.
Viele unserer Studienteilnehmer*innen berichten, dass sie aufgrund der Schwierigkeit, Gesichter zu erkennen, oft unangenehme Situationen in ihrem (Berufs-)Alltag erleben. Eine Probandin berichtete uns beispielsweise:
"Ich habe seit Kindertagen damit zu tun, Gesichter zu unterscheiden und mir zu merken. Ich bin Lehrerin und erkenne Eltern auf offener Straße nicht, mit denen ich am Tag davor noch ein Elterngespräch geführt habe. Die Kindernamen der Klasse merke ich mir über den Sitzplan oder anhand von Haarfarbe. Ich schaffe es und komme dort zurecht. Aber mir ist das in der Elternarbeit immer furchtbar peinlich und ich konnte mir das nie erklären. Ich habe häufig Angst gehabt, die Menschen um mich herum denken, sie wären mir unwichtig. Ich habe vor 3 Jahren das erste Mal gelesen, dass es so eine Wahrnehmungsstörung gibt und bin hellhörig geworden. Ich entschuldige mich inzwischen häufig gleich in den ersten Elternabenden dafür und gebe mir Mühe, damit offen umzugehen."
Betroffene nutzen häufig zusätzliche Information wie zum Beispiel die Frisur, die Stimme oder die Kleidung, um andere Personen zu erkennen.
Unter den Menschen mit Prosopagnosie befinden sich auch einige berühmte Personen: die Verhaltensforscherin Jane Goodall, der Neurologe und Autor Oliver Sacks, der Schauspieler Brad Pitt und Kronprinzessin Victoria von Schweden leiden alle nach eigenen Angaben unter der Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen. [8 - 9]
Carlotta, eine weitere Prosopagnosikern, kann auch ihr eigenes Gesicht im Spiegel nicht erkennen. Durch Abtasten ihrer Gesichtszüge erstellt sie Selbstportraits. Einen Ausschnitt aus Carlottas Welt ohne Gesichter haben der Wissenschaftler Valentin Riedl und der Künstler Frédéric Schuld in dem Kurzfilm "Carlotta's Face" auf eindrucksvolle Weise eingefangen.
Beiträge wie dieser erhöhen das im Moment noch sehr geringe öffentliche Bewusstsein über die Existenz der Wahrnehmungsstörung "Prosopagnosie". Die Bekanntheit der Gesichtsblindheit zu steigern, Betroffenen zu zeigen, dass sie mit ihren Einschränkungen nicht allein sind, könnte vielen helfen, sich selbst besser zu verstehen und mit ihrem Defizit umzugehen. So schrieb uns eine Studieninteressentin:
"Ich habe vor einiger Zeit festgestellt, dass ich unter Prosopagnosie leide. Seitdem ich das weiß, fühle ich mich unerwartet viel befreiter und weniger "seltsam" als andere Menschen, da mich dieses Fehlen der Gesichter-Erkennung schon seit meiner Kindheit sehr irritiert hat. Und es macht mir auch nichts aus, dass es dafür keine Heilung oder Therapie gibt, aber jetzt hat mein "Problem" wenigstens einen Namen."
Wodurch wird angeborene Prosopagnosie verursacht?
Die genaue Ursache der angeborenen Prosopagnosie ist nicht eindeutig geklärt. Allerdings tritt sie in Familien gehäuft auf und scheint daher genetisch bedingt zu sein. [4 - 7]
In unserem Gehirn gibt es Regionen, die für die Gesichtsidentifikation zuständig sind. Ungeklärt ist allerdings bisher, wie diese Gehirnregionen bei Menschen mit angeborener Prosopagnosie arbeiten. In unserer Studie sind wir an der Erforschung dieser Regionen interessiert.
Interesse?
Haben Sie angeborene Prosopagnosie oder das Gefühl, dass die Beschreibung von angeborener Prosopagnosie auf Sie zutrifft?
Dann würden wir uns über Ihre Studienteilnahme freuen.
Bei Fragen oder für weitere Informationen freuen wir uns über eine Nachricht an:
PDF-Download: Datenschutzerklärung und Einwilligungserklärung zur Teilnahme an der MRT-Studie
Medien
Informationsflyer Studienteilnahme
Informationsflyer zu angeborener Prosopagnosie
HR TV-Beitrag zu Prosopagnosie
Aktuelles Studienteam & Mitarbeiter*innen des Projektes
Dr. Corrina Maguinness Studienleiterin |
Prof. Dr. med. Katharina Projekt- und |
Aline Eichhammer med. Doktorandin Studiendurchführung |
Differentialdiagnostik |
Sofia Meyer med. Doktorandin Studiendurchführung |
Dr. med. Martina Grüter |
References
1. Grüter, T., M. Grüter, and C.-C. Carbon, Neural and genetic foundations of face recognition and prosopagnosia. Journal of Neuropsychology, 2008. 2(1): p. 79-97.
3. Rivolta D. (2014) Stories from People Who Share Their Lives with Congenital Prosopagnosia. In: Prosopagnosia. Cognitive Systems Monographs, vol 20. Springer, Berlin, Heidelberg
4. Kennerknecht, I., N.Y. Ho, and V.C.N. Wong, Prevalence of hereditary prosopagnosia (HPA) in Hong Kong Chinese population. American Journal of Medical Genetics. Part A, 2008. 146A(22): p. 2863-2870.
5. Grueter, M., et al., Hereditary prosopagnosia: The first case series. Cortex; a journal devoted to the study of the nervous system and behavior, 2007. 43(6): p. 734-749.
6. Lee, Y., et al., Three cases of developmental prosopagnosia from one family: Detailed neuropsychological and psychophysical investigation of face processing. Cortex, 2010. 46(8): p. 949-964.
7. Duchaine, B., L. Germine, and K. Nakayama, Family resemblance: ten family members with prosopagnosia and within-class object agnosia. Cognitive Neuropsychology, 2007. 24(4): p. 419-430.
8. Does Brad Pitt suffer from face blindness?, CNN
9. Face-Blind by Oliver Sacks, the New Yorker