Forschung an der Professur für Behaviorale Epidemiologie
Die Professur für Behaviorale Epidemiologie beschäftigt sich mit der Verteilung und den verhaltensbezogenen und psychologischen einschließlich kognitiv-affektiven Determinanten von Gesundheit und Krankheit in der Bevölkerung, unter Berücksichtigung von Interaktionen mit genetischen und umweltbezogenen Faktoren.
Der Fokus liegt dabei auf den Bereichen:
- Psychische Störungen sowie psychologische und verhaltensbezogene Faktoren bei körperlichen Erkrankungen
- Identifizierung kritischer Entwicklungspfade und Trajektorien
- Identifizierung von Risiko- und Schutzfaktoren
- Prüfung von Kausalitäten im Rahmen translationaler Interventionsstudien (gezielte Prävention und Frühintervention)
- Versorgung und Identifikation von Barrieren für frühe Interventionen und Behandlungen
Hintergrund
Psychische und Verhaltensstörungen sowie körperliche Erkrankungen, bei denen psychische und Verhaltensfaktoren eine bedeutsame Rolle spielen, sind die Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Diese Erkrankungen verursachen aufgrund ihrer hohen Prävalenz und ihres zumeist chronischen bzw. episodischen Verlaufs eine enorme Krankheitslast. Während psychische Störungen wie Angststörungen, affektive Störungen und Störungen durch Substanzkonsum häufig bereits im Kindes-, Jugend- oder jungen Erwachsenenalter beginnen, entwickeln sich körperliche Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypertonie oder muskuloskelettale Erkrankungen meist erstmals im Erwachsenenalter.
Psychische und körperliche Erkrankungen treten überzufällig häufig gemeinsam (komorbid) auf, wodurch sich die individuellen Beeinträchtigungen, die Einschränkungen in der Lebensführung und Arbeitsfähigkeit sowie die ökonomischen und gesellschaftlichen Kosten weiter erhöhen. Eine Lösung des Problems ausschließlich durch therapeutische Maßnahmen bei bereits erkrankten Personen hat sich nicht als ausreichend zielführend erwiesen, da nur ein Teil der Betroffenen erreicht wird und die Behandlung oft zu spät erfolgt und kostenintensiv ist.
Vor diesem Hintergrund besteht Notwendigkeit, innovative Präventiv- und Frühinterventionen abzuleiten, welche die Modifikation zentraler Risikofaktoren erlauben, bevor es zur Manifestation einer Erkrankung kommt.
Im Rahmen unserer Interventionsstudien nutzen wir daher Erkenntnisse aus der epidemiologischen Grundlagenforschung bzgl. Risikofaktoren und Entwicklungsstadien von psychischen und Verhaltensstörungen und "übersetzen“ diese in gezielte Früherkennungsmaßnahmen und Interventionen für Risikogruppen.
Langfristiges Ziel ist die routinemäßige, bevölkerungsbasierte Identifikation von Risikogruppen und der gezielten Modifikation von Risikofaktoren, um die Inzidenz von psychischen und Verhaltensstörungen sowie assoziierten körperlichen Erkrankungen zu reduzieren.