Online-Workshops zur Interpersonellen Psychotherapie für ukrainische Fachkräfte im Rahmen des Verbundprojekts "Solomiya"
Die TU Dresden trägt mit dem Teilprojekt „Interpersonelle Psychotherapie“ zum übergeordneten Verbundprojekt „Solomiya“ zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung in der Ukraine bei.
Studienleitung Teilprojekt „Interpersonelle Psychotherapie“:
Prof. Dr. Anna-Lena Zietlow, Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie, TU Dresden
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier, Leitung des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Greifswald
Ansprechpartnerinnen in Dresden:
Studienleitung: Prof. Dr. Anna-Lena Zietlow:
Studienkoordination: M. Sc. Luna Grosselli
Ziele:
Ziel des Projektes ist, ukrainische Psychotherapeut:innen, Psycholog:innen, Psychiatr:innen und anderen professionellen Helfer:innen Online-Weiterbildungen anzubieten. Die Teilnehmenden sollen dabei Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um die ukrainische Bevölkerung in Kriegszeiten zu unterstützen. Aus diesem Grund liegt der Fokus der Workshops auf Therapietechniken, die im Umgang mit Krisen, Veränderungen, Trauma und Verlust hilfreich sein können (insbesondere die Interpersonelle Psychotherapie für Erwachsene, Jugendliche und Familien). Materialien werden auf einer E-Learning-Plattform bereitgestellt. Die Teilnehmenden erhalten ebenfalls die Möglichkeit, eigene Fälle supervidieren zu lassen.
Hintergrund:
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine 2022 lebt die ukrainische Bevölkerung unter ständiger Unsicherheit und Bedrohung. Die psychologischen Folgen sind gravierend und die Gesundheitsversorgung im Land wird durch die Kriegsfolgen (Bombardierung von Gesundheitseinrichtungen, Probleme mit der Elektrizitätsversorgung usw.) erheblich erschwert (Khrushch et al., 2023). Zur Unterstützung wurde im Februar 2022 das Netzwerk Solomiya („Frieden“) gegründet. Inzwischen kooperieren 39 ukrainische und fünf deutsche Gesundheitseinrichtungen unter der Leitung der Berliner Charité, um die Gesundheitsversorgung in der Ukraine in den Bereichen psychische Gesundheit, Notfallmedizin und Traumatologie zu stärken. Das Projekt fördert die Notfallversorgung und psychosoziale Unterstützung und bietet seine Dienste online an, um noch mehr Patient:innen zu erreichen.
Zwei Delegationsreisen der Arbeitsgruppe „Interpersonelle Psychotherapie“ im Rahmen des Solomiya-Projekts im Mai 2024 in die Region Tschernihiv und die Stadt Drohobytsch lieferten wertvolle Einblicke in den spezifischen Bedarf an psychotherapeutischer Unterstützung in diesen kriegsbetroffenen Gebieten. Deutlich wurde der Bedarf an evidenzbasierten, kurzen und effektiven Therapieansätzen, die gezielt auf die Herausforderungen des Krieges eingehen.
Die Interpersonelle Therapie (IPT) ist eine weltweit angewandte evidenzbasierte Kurzzeittherapie, die insbesondere bei depressiven Erkrankungen, aber auch bei Traumafolgestörungen und anderen psychischen Störungen eingesetzt wird (Benecker et al., 2017). Inzwischen wird die IPT auch für Jugendliche (IPT-A; Mufson et al., 1994) und für Kinder zwischen 8 und 12 und ihre Familien (family-based/FB-IPT; Dietz; 2020) angewandt. Mit ihrer kurzen Dauer und dem Fokus auf die emotionale Verarbeitung (ungewollter) Veränderungen sowie den Aufbau sozialer Unterstützungsnetzwerke bietet die IPT einen guten Ansatz, um psychische Störungen zu adressieren, die im Kontext von Krieg entstehen.
Studienablauf:
Im Rahmen des Projekts bieten die TU Dresden und die Universität Greifswald Online-Workshops und Supervisionen zur IPT, IPT-A und FB-IPT für professionelle Helfer:innen der Ukraine an, um Wissen und Fähigkeiten für geeignete Interventionen für die ukrainische Bevölkerung zu vermitteln.
Von Juli bis Oktober 2024 fanden Online-Workshops und Supervisionen zum Thema IPT durch die Universität Greifswald statt. Von November 2024 bis März 2025 sind Workshops zu den Themen IPT-A und FB-IPT durch die Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie der TU Dresden geplant. Die Workshops werden hinsichtlich der Zufriedenheit, des Wissens- und Kompetenzzuwachses evaluiert. Die Qualität der daraus resultierenden IPT-Therapien wird durch Supervision überprüft. Themen für mögliche zukünftige Workshops werden gemeinsam mit den Teilnehmenden abgestimmt (z. B. andere traumaspezifische Psychotherapiemethoden).
Förderung:
Es handelt sich um ein Projekt i. R. des Förderprogramms „Klinikpartnerschaften“, was von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH durchgeführt wird. Es ist durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt und finanziert sowie kofinanziert durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS).
Laufzeit: 09/2023- 03/2025
Weitere Informationen zum Verbundprojekt Solomiya:
Pressemitteilung der Charité Berlin
Projektbeschreibung vom Förderprogramms Klinikpartnerschaften
Quellen:
Bernecker, S. L., Coyne, A. E., Constantino, M. J., & Ravitz, P. (2017). For whom does interpersonal psychotherapy work? A systematic review. Clinical Psychology Review, 56, 82-93.
Dietz, L. J. (2020). Family-based interpersonal psychotherapy: an intervention for preadolescent depression. American Journal of Psychotherapy, 73(1), 22-28.
Khrushch, O., Moskalets, V., Fedyk, O., Karpiuk, Y., Hasiuk, M., Ivantsev, N., ... & Aijjumend, H. (2023). Environmental and psychological effects of Russian war in Ukraine. Grassroots Journal of Natural Resources, 6(1), 37-84.
Mufson, L., Moreau, D., Weissman, M. M., Wickramaratne, P., Martin, J., & Samoilov, A. (1994). Modification of interpersonal psychotherapy with depressed adolescents (IPT-A): Phase I and II studies. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, 33(5), 695-705.