Unsere Forschung – kurz gefasst
Hier finden Sie aktuelle Forschungsergebnisse aus den Projekten der Professur für Suchtforschung.
Veröffentlichung von Forschungsergebnissen des Projektes „Kognitive Kontrolle bei Impulsivität und Kompulsivität (PULS)“, Laufzeit 2018-2020, gefördert mit Geldern der Deutschen Forschungsgemeinschaft
1) Wie stark unser Gehirn auf Fehler reagiert ist ein Anzeichen dafür, wie gut wir im Alltag Versuchungen widerstehen können
Unser Gehirn reagiert darauf, wenn wir einen Fehler gemacht haben. Das ist wichtig, damit wir merken, wann wir unser Verhalten ändern müssen, um das zu erreichen, was wir wollen, zum Beispiel, wenn wir uns gesünder ernähren möchten. Bisher gibt es allerdings nur wenige Studien, die die Verbindung zwischen Hirnaktivität bei Aufgaben im Labor und echtem Alltagsverhalten systematisch untersucht haben.
In einer Analyse von Daten von insgesamt 131 Personen aus der Allgemeinbevölkerung haben wir uns diesen Zusammenhang nun genauer angeschaut. Die Aktivität des Gehirns in Reaktion auf Fehler wurde im Labor mit Hilfe der Elektroenzephalografie (EEG) gemessen. Nachdem ein Fehler passiert, gibt es ein spezielles Muster an Gehirnaktivität im EEG: die sogenannte fehlerassoziierte Negativierung (im Englischen: error-related negativity, kurz ERN). Die ERN funktioniert wie ein kleines Alarmsystem. Je nachdem wie hoch die Aktivierung ist, desto wichtiger scheint es der jeweiligen Person zu sein, keinen Fehler machen zu wollen. Das Verhalten in alltäglichen Versuchungssituationen wurde mit Hilfe von Smartphone-gestützten Befragungen erfasst. Die Teilnehmenden wurden im Zeitraum von einer Woche achtmal am Tag gefragt, ob sie eine Versuchungssituation in der letzten Stunde hatten, also eine Situation, in der sie versucht waren, etwas zu tun, was sie besser nicht tun sollten, und ob sie es geschafft haben, dieser Versuchung zu widerstehen. Häufige Beispiele für Versuchungen waren dabei die Lust auf etwas Süßes, Fernsehen oder im Internet zu surfen.
Wir konnten zeigen, dass eine hohe Aktivierung des Gehirns nach einem Fehler vorhersagte, dass Teilnehmende im Alltag Versuchungen weniger nachgaben. Kurz gesagt: Je stärker das Gehirn bei einem Fehler Alarm schlägt, desto besser gelingt es Personen im Alltag, Versuchungen zu widerstehen. Offen bleibt die Frage, ob dies Menschen mit psychischen Störungen, die oft Probleme in genau diesem Bereich haben, ebenso gelingt.
Mit dem Original-Artikel tiefer einsteigen: https://doi.org/10.3389/fnhum.2020.614979