Auf jeden Fall nachhaltig und nie Dienst nach Vorschrift
(porträtiert im Jahr 2023)
Dagmar Möbius
Schon während ihres Abiturs kündigte Daniela Bohn ihrer Mentorin an, Managerin werden zu wollen. Im Bachelor-Studium „Wirtschaft und Sprachen“ an der Hochschule Zittau/Görlitz empfahl ihr eine Professorin, den Master „Internationales Management“ am IHI Zittau anzuschließen. Das Studium beendete sie 2021 erfolgreich. Jetzt arbeitet sie bei der Deutschen Bahn und ist begeistert davon, welche Karrieren Frauen im Unternehmen offenstehen.
„Ich wollte erfahren, wie Unternehmen funktionieren und wie man einen Betrieb richtig führt“, erklärt Daniela Bohn ihren Studienwunsch. Doch reine Betriebswirtschaftslehre schien ihr zu trocken. Weil die gebürtige Riesaerin slowakische Wurzeln hat, aber nicht bilingual aufwuchs, wollte sie im Bachelor-Studium ab 2015 eine zusätzliche Fremdsprache zu Englisch erlernen – Tschechisch lag nahe. Im Rückblick sagt sie: „Die Fachausrichtung Tschechisch/Englisch war ein guter Ausgleich. Wir schnupperten in viele Fachgebiete hinein. Ich studierte auch ein halbes Jahr im tschechischen Plzeň.“ Mit dem Bachelor-Abschluss 2019 hatte sie Grundkenntnisse in Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Recht (Zivil-, Straf-, Handelsvertreterrecht), gute Grundkenntnisse in Tschechisch und sehr gute Sprachkenntnisse in Englisch. Richtig ausgefüllt fühlte sich die junge Frau nicht: „Ich war wissenshungrig und wollte mehr, als beruflich als Übersetzerin zu arbeiten.“ Die Empfehlung einer Professorin machte sie auf den Master-Studiengang „Internationales Management“ am IHI aufmerksam.
Lernen, wie Unternehmen nachhaltig funktionieren
Können Unternehmen überhaupt nachhaltig agieren? Das wurde bereits 2019 diskutiert. „Ich konnte mir jedoch nur schwer vorstellen, dass sich soziales und ökologisches Handeln gut mit wirtschaftlichem Handeln vereinbaren lässt und wollte mehr darüber wissen“, sagt Daniela Bohn. Also schrieb sie sich für das fortführende Masterstudium in Zittau ein. Hier konnte sie an ihre Sprachkenntnisse anknüpfen. „Und mir war bewusst, dass ein Masterabschluss an einer Exzellenzuniversität wie der TUD im Lebenslauf von Unternehmen hoch anerkannt wird“, lacht sie. Das wollte sie unbedingt schaffen. Auch die Möglichkeit eines Double Degrees fand sie attraktiv, wenngleich sie sie aus persönlichen Gründen nicht in Anspruch nahm. Infolge der Corona-Pandemie konnten die Auslandsaufenthalte in Tschechien/Polen/Ungarn nicht verwirklicht werden. Auch ihre Masterarbeit fiel wegen der Beschränkungen anders aus als geplant und wurde eine systematische Literaturanalyse zum Forschungsstand. Das Thema: „Herausforderungen bei der Führung von virtuellen Teams im Unternehmenskontext“. Daniela Bohn ahnte, wie die Ergebnisse ihr und vielen Führungskräften helfen würden.
Hinterfragen hilft Prozesse zu optimieren
„Ich nehme gern Herausforderungen an“, sagt die 26-Jährige. Der Anspruch des Master-Studiums an der Universität war allerdings „noch um einiges höher als an der Hochschule“. Hier war Selbstdenken gefragt und viel Selbststudium angesagt. Zu schwer empfand sie das Pensum nicht: „Ich habe gelernt, das Handeln von Unternehmen und den Personen, die dort tätig sind, stets zu hinterfragen und nicht nach dem Motto ‚Arbeit nach Vorschrift‘ zu leben.“ Sie wirft Fragen auf, „die sich andere gar nicht erst gestellt hätten, weil ‚es schon immer so war‘“. Das hilft, Prozesse zu optimieren. Zudem fällt es Daniela Bohn leichter, mit verschiedenen Kulturen zusammenzuarbeiten. Sie sagt: „Ich bin offener, toleranter und verständnisvoller als vorher. Und ich kann mich besser in meine Kolleg:innen hineinversetzen.“
Einstieg ins Berufsleben
Dank ihrer Wahlpflichtmodule Projektmanagement, CSR-Management und Umweltmanagement eignete sie sich fachlich-methodisches Hintergrundwissen und Kompetenzen an, die sie heute als kaufmännische Projektmanagerin bei der Deutschen Bahn benötigt. Die Stelle ist ihre zweite berufliche Station. Direkt nach dem Master-Abschluss arbeitete sie als Trainee bei DREBERIS, einem mittelständischen Unternehmen in Dresden. „Ich erwartete viel von meinem künftigen Arbeitgeber und wollte nicht gleich in einen Konzern“, erzählt sie. „Meine Chefin war Polin, die slawische Chemie hat sofort gestimmt, es war eine sehr gute Zeit“, lacht Daniela Bohn. Und doch war ihre Neugier auf andere Strukturen groß.
Für barrierefreie und kundenfreundlichere Bahnhöfe
„Die Deutsche Bahn vollzieht den Wandel“, ist sie überzeugt und nennt spontan die Stichpunkte: Digitalität, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Aspekte. „In meinem ersten Bewerbungsgespräch saßen vier Frauen. Die Frauenquote steigt“, freut sie sich. Seit Januar 2023 ist Daniela Bohn beim Regionalbereich West der DB InfraGO mit Sitz in Düsseldorf beschäftigt. Sie arbeitet überwiegend remote von Dresden aus. „Unsere Aufgaben sind die Modernisierung von Bahnhöfen. Sie sollen barrierefrei und kundenfreundlicher werden“, beschreibt sie. Das gesamte kaufmännische Team des Regionalbereichs West umfasst ca. 40 Mitarbeitende und es wächst weiter. Jede:r kaufmännische Projektleiter:in betreut eine gewisse Anzahl an Projekten gemeinsam mit den technischen Projektleitungen. Eins der aktuellen Vorhaben ist die Umgestaltung des Hauptbahnhofs Paderborn. Daniela Bohn hat bei diesem Projekt den Hut für das Controlling auf. „Ich prüfe zum Beispiel, ob die Finanztöpfe passen, wirke bei der Erstellung und Finalisierung des Kostenplans mit, steuere die geplanten Kosten für das diesjährige sowie für die fortlaufenden Jahre und gebe später auch das Go für die Beauftragung der Baufirmen“, erklärt sie und fügt hinzu, dass sie sich vor allem dank der Expertise und Erfahrung ihrer Kolleg:innen gut in ihre neue Tätigkeit einfindet. „Ich bin sehr glücklich, dass ich hier so gut aufgenommen wurde und mein Team mir bei vielen Fragen zur Seite steht.“, Dazu gehört für sie auch der Blick auf umweltfreundliches Handeln und auf das soziale Miteinander. „Zum Glück musste ich noch nie gegen ethisch-moralische Grundsätze verstoßen, wie wir sie vom Dieselabgas-Skandal gehört haben.“
Respektierte Führungskraft
Daniela Bohn hat ihren Abitur-Berufswunsch verwirklicht und ist Managerin geworden. Sie ist erst am Anfang ihrer Karriere, aber sie hat sich vorgenommen: „Ich möchte eine Führungskraft werden, bei der man nicht die Augen verdreht, wenn sie einem eine Mail schreibt oder bei der die Mitarbeitenden plötzlich verstummen oder tuscheln. Ich möchte zeigen, dass eine leitende Person auch im Sinne der Mitarbeitenden handeln kann.“
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Daniela Bohn