11.11.2025
„Wer die Theorie beherrscht, trifft in der Praxis bessere Entscheidungen!“
(interviewt im Jahr 2025)
Thomas Scheufler
„Rund um die TUD hat sich ein vielfältiges Netzwerk aus Gründerinnen, Gründern und Start-ups entwickelt, mit dem ich bis heute eng verbunden bin – und mit dem ich mich regelmäßig austausche.“
Christian von Olshausen hat an der TU Dresden Wirschaftsingenieurwesen studiert und 2010 ein Start-up gegründet, das inzwischen zum Pionier der Elektrolyse- und Wasserstoffbranche avancierte. Als dessen Technischer Direktor steht er für zahlreiche technologische Innovationen für synthetische Kraftstoffe und grünen Wasserstoff. Seine Studienerfahrungen in Innovationsmanagement und bei Startup-Challenges an der TUD waren für ihn besonders in den Gründungsjahren von großem Wert.
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Profil von |
Christian von Olshausen |
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Studiengang |
Wirschaftsingenieurwesen |
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Fakultät |
Wirtschaftswissenschaften |
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Studienzeit |
2002 bis 2005 |
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Aktuelle Tätigkeit |
CTO von Sunfire |
Europas größter Single-Stack-Elektrolyseur des Dresdner Elektrolyseurherstellers Sunfire
Wo sind Sie heute beschäftigt, und in welcher Verantwortung?
Ich bin Mitgründer und CTO von Sunfire, einem führenden Unternehmen im Bereich der Wasserstofftechnologien mit Hauptsitz in Dresden. Als wir 2010 als Start-up begonnen haben, war grüner Wasserstoff noch kein großes Thema – wir haben jedoch früh das Potenzial der Elektrolyse erkannt. Heute ist Sunfire ein führender Anbieter industrieller Elektrolyseure. Unseren Kunden sind zum Beispiel internationale Energieunternehmen oder Raffinerien, die mit unserer Technologie ihre Prozesse dekarbonisieren. Dresden spielt für uns als Standort eine besondere Rolle: Forschung, Entwicklung, Technologiepioniere und globale Unternehmen aus dem Wasserstoffbereich liegen hier so nah beieinander wie kaum anderswo.
Wovon profitieren Sie noch heute/ hätten Sie sich mehr gewünscht?
Damals hatte ich leider wenig Lust auf Theorie und habe mich vor allem durch die Praxis weiterentwickelt. Heute weiß ich, wie wertvoll ein tiefes Verständnis der Ingenieurs- und Finanztheorie ist. Denn wer die Theorie beherrscht, kann in der Praxis oft noch bessere Entscheidungen treffen.
Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Nach meinem Grundstudium am sehr technischen KIT wollte ich an einer Uni studieren, die ein breiteres Spektrum an Fachrichtungen bietet. Gleichzeitig hat mich die Stadt Dresden gereizt.
Wieso haben Sie gerade diese Studienrichtung gewählt?
Mich hat schon immer fasziniert, dass Technologie kein Selbstzweck ist, sondern in der Regel einem wirtschaftlichen Anreiz folgt. Diese Zusammenhänge wollte ich besser verstehen.
Christian von Olshausen auf einem Rundgang durch das Sunfire R&D Center in Dresden mit Nicola Beer, Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank
Wer aus Forschung und Lehre hat Sie in Ihrer Studienzeit am meisten geprägt?
Da gibt es ein paar wesentliche Personen: Die Faszination für Technik haben mir in meiner frühen Jugend mein Vater und ein befreundeter Nachbar mitgegeben. Später kamen einige innovative Ingenieure aus dem Umfeld der Erneuerbaren Energien hinzu. An der TUD war es maßgeblich Prof. Schefczyk, der mir die Perspektive von Startups vermittelt hat.
Was würden Sie den heutigen Studienanfängerinnen und -anfängern mit auf den Weg geben?
Leidenschaft vor Finanzen - es sei denn, die einzige Leidenschaft im Leben heißt Vermögensaufbau. Für alle anderen gilt: Folge bei der Berufswahl einer Tätigkeit, die Dir so viel Spaß macht, dass Du Dich jeden Tag dafür motivieren kannst. Je mehr Leidenschaft Du für Deinen Beruf empfindest, desto besser wirst Du ihn bewältigen. Und genau das ist notwendig für langfristigen Erfolg.
Woran erinnern Sie sich besonders gern in Ihrer Studienzeit?
An die Partys in der Neustadt, die Sommernächte in den unsanierten Elbschlössern, das gemeinsame Lernen in der SLUB und an meine Praktika.
Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Die SLUB. Dort konnte man zwischendurch in die Musikabteilung gehen und in nahezu unendlichen Fundus an Aufnahmen eintauchen – weit mehr, als jede private Sammlung damals bieten konnte. Den Genusswert einer solchen Auswahl kann man heute mit Apple Music oder Spotify kaum noch nachempfinden.
Druck-Alkali-Elektrolyseur des Dresdner Elektrolyseurherstellers Sunfire bei RWE in Lingen
Wie gelingt ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche?
Durch einen gesunden Mix aus theoretischem Wissen und dem Wunsch nach praktischer Erfahrung – verbunden mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und die eigene Leistung regelmäßig nach Verbesserungspotentialen zu hinterfragen. Das gilt wahrscheinlich für jede Branche. Die Erneuerbaren Energietechnologien sind letztlich ein Teil des Anlagen- und Maschinenbaus, so dass es keine großen Unterschied gibt. Hilfreich ist natürlich, wenn man an den Sinn nachhaltiger Systeme glaubt und bereit ist, sich dafür mit Leidenschaft einzusetzen.
Was verbindet Sie heute mit der TU Dresden?
Die Erinnerungen an eine wunderschöne Zeit, das Kennenlernen immer neuer Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls an der TUD studiert haben, persönliche Kontakte und mein Engagement bei YETI.
Kontakt:
Christian von Olshausen
CTO von Sunfire