Apr 07, 2016
Medizinische Versorgung von Flüchtlingen: TU Dresden bereitet angehende Ärzte gezielt vor.
Mit dem Sommersemester startet jetzt das neue Wahlpflichtfach „Flüchtlingsversorgung“
Wegen der in den vergangenen Monaten drastisch gestiegenen Anzahl von geflüchteten Menschen müssen Kommunen neue Konzepte entwickeln, um unter anderem eine adäquate medizinische Versorgung von Asylsuchenden zu sichern. Zum Bewältigen dieser Herausforderungen hat die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) im Herbst 2015 eine Flüchtlingsambulanz in Dresden gegründet. Auch Medizinstudierende der TU Dresden werden seitdem ehrenamtlich in die Arbeit der Flüchtlingsambulanz integriert, jedoch ohne strukturierte Vorbereitung auf die medizinischen und interkulturellen Herausforderungen. Das soll sich nun ändern. Die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus mit ihrem Bereich Allgemeinmedizin bietet mit Unterstützung des Medizinisch Interprofessionellen Trainingszentrums (MITZ) im jetzt startenden Sommersemester in enger Zusammenarbeit mit der KVS Flüchtlingsambulanz erstmals das Wahlpflichtfach „Flüchtlingsversorgung“ an. Das Fach wird teils auf Deutsch und teils auf Englisch unterrichtet.
„Wir wollen so die fachlichen und kulturellen Kompetenzen unserer Medizin-Studierenden für die Arzt-Patienten-Interaktion und dadurch die künftige medizinische Behandlung von Flüchtlingen verbessern“, erläutert Prof. Antje Bergmann. Die Leiterin des Bereichs Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus ist Mit-Initiatorin des neuen Wahlpflichtfaches. Es beinhaltet theoretische und praktische Komponenten – so werden die Studierenden auch an Patientenkonsultationen in der Sprechstunde der KVS-Flüchtlingsambulanz teilnehmen. Die im Wahlpflichtfach vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten werden zunehmend in der medizinischen Versorgung in allen medizinischen Fachdisziplinen gebraucht. „Bisher waren diese Themen nicht Bestandteil der Pflichtlehre und unsere Medizinstudierenden wurden im Rahmen des Medizinstudiums nicht auf die Arbeit mit Patienten unter besonderen Bedingungen – zum Beispiel Arbeiten mit Dolmetschern – vorbereitet“, erklärt Prof. Bergmann. „Im zukünftigen Arztberuf werden diese Herausforderungen in den nächsten Jahren aber drastisch ansteigen.“
Die Mitarbeiter in der Flüchtlingsambulanz behandeln täglich etwa 100 Patienten unterschiedlicher kultureller Herkunft. „Die Beratung und Behandlung dieser heterogenen Patientengruppe in der Flüchtlingsambulanz ist zeitintensiv und benötigt besonderes Wissen und Fähigkeiten“, unterstreicht Dr. Stephanie Taché, ärztliche Leiterin der KVS Flüchtlingsambulanz in Dresden und ebenfalls Mit-Initiatorin des neuen Wahlpflichtfaches „Flüchtlingsversorgung“. Es ist notwendig, dass das medizinische Personal mit den besonderen kulturellen, sozialen und medizinischen Herausforderungen – neben der Sprachbarriere zum Beispiel unterschiedliche gesundheitliche Überzeugungen und Gesundheitskompetenzen, die Rolle der Familiensysteme und der sozialen Netzwerke - vertraut ist und seine Kompetenzen in der interkulturellen Arzt-Patient-Kommunikation trainiert werden. „Hier kann das neue Fach bereits bei den angehenden Ärzten eine gute Basis schaffen“, ist sich Dr. Taché sicher.
Online unter https://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/medizinische_fakultaet/news/news-20160407-fluechtlingsversorgung Porträt-Aufnahmen von Prof. Antje Bergmann und Dr. Stephanie Taché werden auf Anfrage gern zur Verfügung gestellt. Kontakt:Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
an der Technischen Universität Dresden
Bereich Allgemeinmedizin, Medizinische Klinik III
Henna Riemenschneider MA, MPH
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: +49 (0) 351 458-19233
Internet: http://tu-dresden.de/med/allgemein-med