15.09.2014
Mit Flugrobotern räumlich erkunden
Wie erkundet man im 21. Jahrhundert große Umgebungen?
Richtig, am besten aus der Luft! Die
TUD-Nachwuchsforschergruppe ADFEX – Adaptive föderative
3-D-Exploration mit Multi-Roboter-Systemen – verfolgt das
ambitionierte Ziel, in ausgedehnten Umgebungen unbekannte oder
sich dynamisch ändernde räumliche Szenen schnell und
zuverlässig geometrisch zu erfassen. „Dazu dient uns eine
Flotte von drei Flugrobotern, die mit unterschiedlichen
Sensoren koordiniert wird und teilautonom dreidimensional
erkundet. Wir nennen das ’Exploration’", sagt Dr. Frank
Schnitzer. Der 29-Jährige koordiniert zusammen mit Dr. Patrick
Westfeld (34) das vom Europäischen Sozialfonds (ESF)
geförderte Projekt. „Dank der Flugroboter können wir Nutzern,
etwa aus dem Bauwesen, der Landwirtschaft oder dem
Katastrophenmanagement, schnell räumliche Informationen zur
Verfügung stellen“, ergänzt Dr. Westfeld vom zehnköpfigen
ADFEX-Team. „Im Gegensatz zu den u.a. beim Militär verwendeten
Drohnen, werden die im Rahmen unseres Projekts entwickelten
Flugroboter ausschließlich im zivilen Bereich zur geometrischen
Erfassung und Rekonstruktion des Untersuchungsgebiets bzw. des
Bauwerks eingesetzt“, so Dr. Westfeld weiter. „Aspekte der
Flugsicherheit und des Datenschutzes werden während allen
Entwicklungsstufen streng eingehalten.“
Durch derartig kooperierende Multi-Roboter-Systeme können
Explorationsaufgaben automatisiert, stark vereinfacht und in
verbesserter Qualität realisiert werden. „Als Pilotanwendung
ist vorgesehen, Bauschäden an schwer zugänglichen Objekten wie
etwa Brücken zu erkennen“, so Dr. Schnitzer. Bereits im Mai
dieses Jahres wurde ein erster Flug an der Flutgrabenbrücke der
Sternstraße in Dresden durchgeführt, um die
3-D-Modellerstellung mittels Laserscanner zu demonstrieren. Vor
wenigen Tagen folgten nun weitere Flüge an der Brücke, jetzt,
um die Bildaufnahme und Bilddatenverarbeitung mit einer
hochauflösenden Farb- und einer Wärmebildkamera vorzuführen.
Bis zum nahenden Ende der Projektlaufzeit im Dezember 2014
sollen die drei Flugroboter gleichzeitig und teilautonom eine
koordinierte Exploration bewältigen können.
Eine besondere Stärke der Nachwuchsforschergruppe ADFEX liegt
im interdisziplinären Ansatz: Die zehn Wissenschaftler aus den
Professuren Automatisierungstechnik, Photogrammetrie,
Computergraphik und Visualisierung, Mikrorechner sowie
Baubetriebswesen entwickeln in knapp zwei Jahren gemeinsam mit
Anwendungsspezialisten aus dem Bauwesen wichtige
Schlüsselfunktionen und -technologien für solche
Multi-Flugroboter-Explorationssysteme.
Die Datenaufnahme erfolgt mit drei
Multirotor-Flugroboterplattformen, die mit unterschiedlicher
bildgebender Sensorik ausgestattet sind. Neben einer
hochauflösenden Farbkamera kommen auch ein kompakter
Laserscanner, ein Infrarotkamerasystem und eine thermische
Kamera zum Einsatz. Eine leistungsfähige Bordrechnerarchitektur
ermöglicht die direkte, bordseitige Navigation der
ADFEX-Flugroboter über eine teilautonome Bewegungssteuerung.
Außerdem können die bildgestützten Sensordaten des
Explorationsobjektes bereits während des Fluges vorverarbeitet
werden. Das dabei errechnete 3-D-Modell wird über eine
Funkschnittstelle zur weiteren Auswertung und
nutzerfreundlichen Anzeige für den Bediener an die stationäre
Basisstation geschickt.
Weitere Informationen zum Projekt unter: www.adfex.eu
Informationen für Journalisten:
Dr. Patrick Westfeld
TUD-Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung
Tel.: 0351 463-39701, Fax: -37266
Dr. Frank Schnitzer
TUD-Institut für Automatisierungstechnik
Tel.: 0351 463-32097