21.09.2020
Luftfracht zur Covid-19-Therapie: Nabelschnurzellen von Dresden nach Kanada versendet
Mesenchymale Stromazellen (MSC), die am CRTD der TU Dresden aus der Nabelschnur von gesunden Neugeborenen gewonnen werden, könnten schon bald schwer erkrankte Covid-19-Patienten retten. In einem Kooperationsprojekt von Universitätsklinikum Dresden, Medizinischer Fakultät der TU Dresden und der GMP-Facility des CRTD wurde ein Verfahren entwickelt und patentiert, bei dem die Zellen aus dem Nabelschnurgewebe isoliert, aufgearbeitet und vermehrt werden. In einem weiteren Kooperationsprojekt mit Wissenschaftlern vom Ontario Institute for Regenerative Medicine in Ottawa / Kanada kommen diese Zellen nun zum Einsatz, um die Therapie von schwer kranken Covid-19-Patienten zu unterstützen.
„Wir haben vor wenigen Tagen die erste von drei Chargen auf den Weg gebracht, die jetzt in Ottawa von kanadischen Kollegen in Empfang genommen worden sind. Die Zellen flogen tiefgekühlt bei -190°C in einem sogenannten Dry-Shipper von Dresden nach Ottawa“, erklärt Dr. Daniel Freund, der seit 2014 in die Entwicklung des Verfahrens involviert und als Leiter der GMP-Facility des CRTD für die Herstellung der Zellen verantwortlich ist. „Dank der Hilfe unseres Kollegen Dr. Marius Möbius aus dem Team von Prof. Mario Rüdiger von der Kinderklinik konnten in den letzten zwei Monaten geeignete Nabelschnurspenden zur Isolation der Zellen rekrutiert werden. Aus diesen wurden über drei Milliarden MSC generiert – eine sehr personalintensive Arbeit. Diese Zellen lassen sich ohne zusätzliche Risiken für die Spenderin quasi aus einem Abfallprodukt der Geburt gewinnen, sind deutlich jünger als die aus den herkömmlichen Knochenmarkspenden gewonnenen MSC und können gut im Labor auf die für Zelltherapien notwendigen Mengen expandiert werden. Das hohe immunregulatorische Potenzial der Zellen macht sie zu einem guten Kandidaten, der die aggressiven Entzündungsprozesse bei schweren Covid-19-Verläufen wirkungsvoll behandeln könnte.“
In diesem Jahr sollen noch zwei weitere MSC-Chargen aus Dresden nach Kanada versendet werden, um die dortige Studie, an der schwer erkrankte Covid-19-Patienten teilnehmen, zu unterstützen. Aber auch in Dresden sollen die am CRTD gewonnenen Zellen zum Einsatz kommen – nicht nur bei Covid-19-Patienten.
Weitere Informationen:
Dr. Daniel Freund
Leiter Good Manufacturing Practice (GMP)-Facility des CRTD
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