20.03.2009
Von der SLUB-Bibliothekskabine ins Gymnasion von Arykanda
Im Rahmen der politischen Annäherung der Türkei an die Europäische Union rückt verstärkt ins Bewusstsein, dass die antiken Wurzeln des modernen Europa in mancherlei Hinsicht in der heutigen Türkei besser bewahrt sind als in europäischen „Kernländern“. Vor allem die Zeugnisse der griechisch-römischen Kultur sind in den verschiedenen Regionen teilweise umfangreicher und anschaulicher erhalten als in vielen Ländern Südeuropas.
Für einige Dresdner Theologie- und Geschichtsstudierende heißt es deshalb nächste Woche: adé, Bibliothekskabine und „Türkiyeye hosgeldiniz“. Zwölf Tage lang ist ihr Besichtigungsprogramm dicht gepackt, werden sie Ausgrabungsstätten in Side, Termessos, Patara und Pednelissos gemeinsam mit Kommilitonen der Akdeniz Üniversitesi Antalya erschließen. So wollen sie sich archäologische Baudenkmäler ganz praktisch vor Augen führen und einen Eindruck erhalten, in wie hohem Maß die geologische und klimatische Beschaffenheit des Landes Siedlungsbedingungen, Alltagsleben und auch historische Entwicklungen mitprägen.
In der Exkursion geht es ihnen vor allem um die Geschichte der Landschaften Lykien, Pamphylien und Pisidien in der griechischen und römischen Zeit bis in die Spätantike. Dass sich die Studierende entschlossen haben, sich vor allem der türkischen Südküste zu widmen, hat seinen Grund in der Tatsache, dass dort Fundplätze liegen, die in den letzten Jahrzehnten zu den ertragreichsten der antiken Welt zählen. „Vor allem die Orte in den unzugänglicheren Berglagen dürften zum tieferen Verständnis von politischer, ökonomischer und kultureller Entwicklung durch die topographische Veranschaulichung intensiv beitragen“, ist sich der Theologe Prof. Matthias Klinghardt, der die Exkursion gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Geschichtsprofessor Dr. Martin Jehne leitet, sicher.
In einem Vorbereitungsseminar haben sich die Studierende in Referaten etwa über „Die türkische Südküste in der Spätantike“ oder „Die Anfänge des Christentums in Kleinasien“ die Geschichte der Region verdeutlicht und mit ihren Kommilitonen verschiedene Probleme und Einzelfragen diskutiert. Außerdem wurden topographische Gegebenheiten und die Entwicklungen der wichtigsten Städte näher beleuchtet, um vor Ort wohl präpariert die Funde und Befunde einordnen zu können.
Die Dresdner Studierende werden gemeinsam mit türkischen Kommilitonen die Ausgrabungsstätten in Termessos besichtigen; auch ein Besuch des Archäologischen Museums in Antalya unter Leitung von Prof. Dr. Mustafa Adak von der Akdeniz Üniversitesi Antalya ist geplant. Der ehemalige Humboldt-Stipendiat ist ein ausgewiesener Spezialist für griechische Epigraphik und historische Landeskunde der Türkei in der Antike und hatte den Dresdner „Arbeitskreis Antike“ vor zwei Jahren mit einem Gastvortrag begeistert.
Autor: Martin Morgenstern
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Matthias Klinghardt
Tel. 0351 463-34919