26.11.2013
Axolotl und Molch: Zwei Wege führen zu neuem Muskelgewebe
Die Dresdner Regenerationsforscherin Professorin Elly Tanaka
vom DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden –
Exzellenzcluster an der TU Dresden (CRTD) konnte in einer
Studie gemeinsam mit Prof. András Simon vom schwedischen
Karolinska Institute zeigen, dass die beiden eng verwandten
Salamander Axolotl und Molch zwei verschiedene Mechanismen zur
Regeneration von Muskelgewebe haben. Dieses Ergebnis lässt
vermuten, dass es vielfältige Strategien gibt, um eine mögliche
Regeneration von Muskelgewebe bei anderen Tierarten
einschließlich Säugetieren herbeizuführen. Die Ergebnisse
dieser Studie sind jetzt im Fachjournal „Cell Stem Cell“
veröffentlicht worden (DOI: 10.1016/j.stem.2013.11.007).
Salamander besitzen die Fähigkeit, beschädigte Gliedmaße zu
regenerieren. An den beschädigten Enden beispielsweise eines
Beines bildet sich ein sogenanntes Blastema, eine Ansammlung
verschiedener Zellen, aus denen dann über Vorläuferzellen neue
differenzierte Zellen entstehen, die die Gliedmaßen original
nachwachsen lassen. Doch exakt welche zellulären Mechanismen
führen zur Regeneration von Muskelgewebe? Prof. Elly Tanaka und
Dr. Tatiana Sandoval-Guzmán vom CRTD haben für diese Studie die
Regeneration von Muskelgewebe im Bein der Axolotl (Ambystoma
mexicanum) untersucht. Parallel dazu hat Professor András Simon
vom Karlinska Institute (Schweden) diese Regeneration am Lurch
(Notophthalmus viridescens) erforscht. Beide Salamander sind
eng miteinander verwandt. Die Arbeitsgruppe von Elly Tanaka ist
derzeit weltweit als einzige in der Lage, Muskelgewebe und
Stammzellen mit einem gelben Farbstoff zu markieren, um die
zellulären Mechanismen bei der Regeneration nachvollziehen zu
können.
„Im Blastema des geschädigten Axolotls-Beins setzen örtlich
vorhandene spezifische Muskelstammzellen, sogenannte
Satelliten-Zellen, die Regenerationsaktivitäten für
Muskelgewebe in Gang“, berichtet Tatiana Sandoval-Guzmán. Die
schwedische Forschergruppe wies nach, dass beim Lurch durch
Dedifferenzierung von Myofibrillen die Neubildung von
Muskelfasern im geschädigten Bein initiiert wird. Stücke der
Myofibrillen entstehen durch Vermehrung spezifischer Zellen mit
nur einem Zellkern im Blastema, die die Regeneration des
Muskels im neuen Bein zur Folge haben. Beim Axoltol hingegen
spielen Myofibrillen bei der Regeneration von Muskelgewebe im
geschädigten Bein nachweisbar überhaupt keine Rolle.
„Diese Forschungsergebnisse an zwei sehr eng verwandten
Salamandern zeigen eine unerwartete evolutionäre Diversität an
zellulären Mechanismen, Muskelgewebe zu regenerieren“,
sagt Elly Tanaka. „Es ist zu vermuten, dass es vielfältige
Strategien für eine mögliche Regeneration von Muskelgewebe bei
anderen Tierarten einschließlich Säugetieren gibt.“
Publikation:
Tatiana Sandoval-Guzmán1, Heng Wang3, Shahryar Khattak1,2,
Maritta Schuez1,2, Kathleen Roensch1, Eugeniu Nacu1, Akira
Tazaki1, Alberto Joven3, Elly M. Tanaka1 , and András Simon3:
Fundamental Differences in Dedifferentiation and Stem Cell
Recruitment during Skeletal Muscle Regeneration in Two
Salamander Species. Cell Stem Cell Journal, DOI:
10.1016/j.stem.2013.11.007
1) DFG-Research Center for Regenerative Therapies Dresden –
Cluster of Excellence at the TU Dresden (CRTD), Dresden,
Germany
2) Max Planck Institute of Molecular Cell Biology and Genetics,
Dresden, Germany
3) Department of Cell and Molecular Biology, Centre of
Developmental Biology for Regenerative Medicine, Karolinska
Institute, Stockholm, Sweden
Das Bild zeigt im Axolotl-Bein das markierte Muskelgewebe
(grün). Foto: CRTD/Sandoval-Guzmán
Informationen für Journalisten:
Birte Urban-Eicheler,
Pressesprecherin Biotechnologisches Zentrum der TU Dresden
(BIOTEC),
Tel.: 0351 458-82065