02.02.2016
Bettwanzen-Gene liefern Erklärung für außergewöhnliche Fähigkeiten
Ein internationales Forscherteam hat das Genom der Bettwanze entschlüsselt. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Zeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht. An dem Gemeinschaftsprojekt beteiligt war Klaus Reinhardt, Professor für Angewandte Zoologie an der TU Dresden, der sich seit Jahren intensiv mit den unbeliebten aber wissenschaftlich hochinteressanten Tieren beschäftigt. Ihr Genom mit insgesamt 14.220 identifizierten Genen kann Erklärungen für zahlreiche Aspekte der einzigartigen Lebensweise der Bettwanzen liefern.
So erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse darüber, wie es die Blutsauger geschafft haben, gegen die meisten Pestizide Resistenzen zu entwickeln und sich so – nachdem sie Mitte des 20. Jahrhunderts fast ausgerottet waren - jetzt wieder auf allen Kontinenten auszubreiten. Auf der Suche nach einem neuen wirksamen Mittel gegen die lästigen Insekten könnten die Gene entscheidende Hinweise liefern.
Die Bettwanze ernährt sich ausschließlich von Blut, eine einzige Mahlzeit reicht für ein ganzes Jahr. Wie das funktioniert, das wollen die Forscher mit Hilfe der Gene ebenso beantworten wie die Frage, wie die Bettwanzen im evolutionär zu ihrem – aus menschlicher Sicht – äußerst brutalen Paarungsverhalten kamen. Das Männchen überfällt das Weibchen ohne Vorwarnung und durchsticht ihren Leib. Das Sperma wird direkt in die Bauchhöhle injiziert. Wie die Wanzen dabei Infektionen vermeiden, kann für die medizinische Forschung interessant sein.
"Es war eine unglaublich spannende internationale Zusammenarbeit. Trotzdem können wir bisher noch nicht klären, warum sich im Genom der Bettwanze so viele DNA-Stücke von Bakterien befinden", sagt Reinhardt. Mehr als 800 haben die Wissenschaftler entdeckt.
Der Artikel “Unique features of a global human ectoparasite identified through sequencing of the bed bug genome” ist im Journal „Nature Communications“ erschienen und online abrufbar unter http://www.nature.com/ncomms/index.htm
Fototext: Neben dem Blutsaugen ist die Bettwanze auch für ihr Fortpflanzungsverhalten berüchtigt. Das Männchen (oben) überträgt die Spermien durch eine Injektionsnadel ins Weibchen und verletzt das Weibchen somit bei jeder Paarung.
Informationen für Journalisten:
Prof. Klaus Reinhardt
Tel.: +49 351 463-39451