12.05.2017
Darmkrebsforschung: CRTD Gruppenleiter Professor Sebastian Zeißig mit Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin ausgezeichnet
Prof. Dr. med. Sebastian Zeißig, Forschungsgruppenleiter am DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) – Exzellenzcluster an der TU Dresden und Arzt an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, wurde mit dem Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) ausgezeichnet. Die Fachgesellschaft für Internisten würdigt damit seine herausragende Forschung zu den Ursachen von Darmkrebs. So konnte er in 2016 erstmals die entscheidende Rolle von Darmbakterien in der Regulierung von Stammzellen im Darm und der Entwicklung von Darmkrebs nachweisen. Diese Entdeckung bietet eine Grundlage zur Entwicklung neuartiger Therapieansätze – nicht nur für Krebs, sondern auch zur Unterstützung der Regeneration des Darmes, wie zum Beispiel nach einer Chemotherapie.
Am 30. April 2017 wurden Prof. Sebastian Zeißig und sein Hamburger Kollege Prof. Samuel Huber (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) für ihre wegweisenden Arbeiten zur Erforschung der zugrundeliegenden Mechanismen von Entzündung und Krebsentstehung im Darm mit dem Theodor-Frerichs-Preis ausgezeichnet. „Die Würdigung meiner Arbeit mit einem der renommiertesten medizinischen Forschungspreise ist eine große Ehre“, so Prof. Zeißig.
Die Darmoberfläche ist ein sich rasch erneuerndes Gewebe, dessen Regeneration von Stammzellen des Darms ausgeht. Eine Zerstörung dieser Stammzellen, wie zum Beispiel nach einer Chemotherapie, führt zu einer verschlechterten Regeneration des Darmes und kann zu schwerer Erkrankung führen. Im Gegensatz dazu können genetische Mutationen, die das Wachstum von Darmstammzellen weiter fördern, zu unkontrollierter Organregeneration und der Entwicklung von Darmkrebs führen. Stammzellen im Darm bedürfen daher gut abgestimmter Kontrollmechanismen, die die Regeneration unterstützen, aber die Krebsentstehung verhindern. Mit der hier prämierten Arbeit konnte Prof. Zeißig’s Forschungsgruppe zeigen, dass Bakterien der Darmflora in Darmpolypen eindringen können und ein Enzym in Stammzellen aktivieren, welches das Wachstum von Tumorstammzellen und damit die Krebsentwicklung fördert. Diese Entdeckung bildet die Grundlage für neuartige Therapien zur Prävention und Behandlung von Darmkrebs. „In Zukunft könnten Bakterien, die so konstruiert sind, dass sie bestimmte Signalwege blockieren, als lokal im Darm wirkende Probiotika eingesetzt werden. Damit könnte das Wachstum von Darmkrebs gehemmt oder möglicherweise sogar seine Entstehung gänzlich verhindert werden“, so Sebastian Zeißig. Da Stammzellen für die Regeneration des Darmes essentiell sind, könnten Therapien, welche auf diese Signalwege fokussieren, zukünftig auch helfen, neue Medikamente zu entwickeln, die die Nebenwirkungen bei Chemotherapien, Strahlentherapien oder anderen Schäden des Darms reduzieren.
Der mit 30.000 Euro dotierte Preis wird von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin für die beste vorgelegte, möglichst klinisch-experimentelle Arbeit auf dem Gebiet der Inneren Medizin verliehen. Die Verleihung des Preises erfolgte anlässlich der festlichen Abendveranstaltung des jährlichen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.
Publikation
Peuker K, Muff S, Wang J, Künzel S, Bosse E, Zeissig Y, Luzzi G, Basic M, Strigli A, Ulbricht A, Kaser A, Arlt A, Chavakis T, van den Brink GR, Schafmayer C, Egberts JH, Becker T, Bianchi ME, Bleich A, Röcken C, Hampe J, Schreiber S, Baines JF, Blumberg RS, Zeissig S. Epithelial calcineurin controls microbiota-dependent intestinal tumor development. Nature Medicine 2016; 22(5): 506-15. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27043494
Informationen für Journalisten
Franziska Clauß
Pressesprecherin
Tel.: +49 351 458 82065
Das 2006 gegründete Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) der Technischen Universität konnte sich in der dritten Runde der Exzellenzinitiative erneut als Exzellenzcluster und DFG-Forschungszentrum durchsetzen. Ziel des CRTD ist es, das Selbstheilungspotential des Körpers zu erforschen und völlig neuartige, regenerative Therapien für bisher unheilbare Krankheiten zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte des Zentrums konzentrieren sich auf Hämatologie und Immunologie, Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen sowie Knochenregeneration. Zurzeit arbeiten sieben Professoren und elf Forschungsgruppenleiter am CRTD, die in einem interdisziplinären Netzwerk von über 90 Mitgliedern sieben verschiedener Institutionen Dresdens eingebunden sind. Zusätzlich unterstützen 21 Partner aus der Wirtschaft das Netzwerk. Synergien im Netzwerk erlauben eine schnelle Übertragung von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in klinische Anwendungen.