02.06.2024
Affektive Störungen besser verstehen und behandeln: DFG fördert neuen Sonderforschungsbereich
DFG fördert neue Forschungsinitiative zur Untersuchung von „Verlaufsformen affektiver Störungen: Kognitiv-emotionale Mechanismen der Symptomänderung“
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung des neuen Forschungskonsortiums SFB/Transregio 393 „Verlaufsformen affektiver Störungen: Kognitiv-emotionale Mechanismen der Symptomänderung“ bewilligt, das am 1. Juli 2024 seine Arbeit aufnehmen wird. Das Konsortium besteht aus interdisziplinären, kliniknahen Forschungsgruppen und hat das Ziel, die Verläufe affektiver Störungen sowie das Wiederauftreten von Episoden und deren Remission durch die Untersuchung zugrundeliegender kognitiv-emotionaler Mechanismen besser zu verstehen. Die Erkenntnisse sollen die Chance eröffnen, innovative Behandlungsansätze zu entwickeln und frühzeitig einzusetzen, um den Langzeitverlauf der Erkrankung für die Patienten zukünftig deutlich weniger gravierend zu gestalten.
Im Laufe des Lebens leiden weltweit etwa 20 bis 30% der Bevölkerung unter affektiven Störungen, wie zum Beispiel an unipolaren Depressionen und bipolaren Störungen. Diese Störungen gehören damit zu den größten Herausforderungen der Gesundheitspolitik des 21. Jahrhunderts, verursachen, auch aufgrund des frühen Erkrankungsalters, eine erhebliche Beeinträchtigung der psychosozialen Funktionsfähigkeit und Lebensqualität für die Betroffenen und haben weitreichende gesundheitsökonomische Konsequenzen. Daher ist die Förderung dieser interdisziplinären, kliniknahen Forschungsinitiative von großer gesellschaftlicher Relevanz.
Das deutschlandweite Forschungskonsortium wird von auf dem Gebiet national und international renommierten Wissenschaftlern der Philipps-Universität Marburg, der Universität Münster sowie der Technischen Universität Dresden gebildet. Für den Förderzeitraum hat die DFG Mittel von knapp 14 Millionen Euro für das gesamte Konsortium bewilligt, etwa 3,7 Millionen Euro werden an den Forschungsstandort Dresden gehen.
Prof. Dr. med. Dr. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, betont die Bedeutung dieser Forschungsinitiative: "Die Erforschung von neurologischen und psychischen Erkrankungen ist ein wichtiger Schwerpunkt unserer Fakultät. Die Beteiligung an der neuen Initiative SFB/Transregio 393 unterstreicht die exzellente neurowissenschaftliche Expertise unserer interdisziplinär vernetzten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler."
Beteiligte Institutionen und Schwerpunkte der Forschungsinitiative
Neben den drei Partnereinrichtungen Philipps-Universität Marburg, Universität Münster und Technische Universität Dresden sind auch das Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und die Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn beteiligt. In den kommenden vier Jahren werden die Symptomverläufe von Patienten mit affektiven Störungen sehr genau untersucht, insbesondere die Zeit unmittelbar vor und während des Auftretens neuer Erkrankungsepisoden. Hierzu wird unter anderem ein kontinuierliches Monitoring mit Hilfe einer speziell für diesen Zweck entwickelten Smartphone-App genutzt. Verlaufsparameter werden auf molekularer und neuronaler sowie auf Verhaltensebene beschrieben, um die Mechanismen für das Wiederauftreten von Episoden, aber auch für Genesung, zu verstehen. Einzelne Mechanismen werden auf ihre Anfälligkeit für beispielsweise Stress hin untersucht, und es werden Therapiebausteine getestet, die Krankheitsepisoden aufhalten oder deren Dauer verkürzen sollen. Um das komplexe und dynamische Zusammenwirken der Einflussfaktoren auf den Erkrankungsverlauf besser untersuchen zu können, kommen innovative Modellierungsansätze bspw. des Maschinellen Lernens zum Einsatz.
Sprecher
Prof. Dr. Tilo Kircher (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Philipps-Universität Marburg)
Prof. Dr. Andrea Pfennig (Co-Sprecherin, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden)
Prof. Dr. Dr. Michael Bauer (Standortkoordinator, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden)