17.05.2013
DFG-Entscheidung: Erfolg für zwei Graduiertenkollegs der TU Dresden
Mit zwei Anträgen war die TU Dresden im Rennen. Beide wurden
bewilligt. Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute
(21. Mai 2013) mitteilte, genehmigte sie der TU Dresden das
Graduiertenkolleg „RoSI-Rollenbasierte Software-Infrastrukturen
für durchgängig-kontextsensitive Systeme“ (GRK 1907) und die
Weiterführung des Graduiertenkollegs „Masse, Spektrum,
Symmetrie: Teilchenphysik in der Ära des Large Hadron
Colliders" (GRK1504).
Software, die sich den Bedürfnissen der Menschen anpasst: RoSI-Rollenbasierte Software-Infrastrukturen für durchgängig-kontextsensitive Systeme (GRK 1907)
RoSI wurde von der Fakultät Informatik der TU Dresden beantragt
und wird sich der Erforschung dynamischer
Software-Infrastrukturen widmen. Unter dem Titel
„RoSI-Rollenbasierte Software-Infrastrukturen für
durchgängig-kontextsensitive Systeme“ sollen in den kommenden
neun Jahren zahlreiche Doktoranden und internationale
Gastwissenschaftler an der TU Dresden forschen. Die erste
Förderperiode ist auf viereinhalb Jahre ausgelegt. Ziel ist es,
neuartige Software-Infrastrukturen zu entwickeln, die
selbstständig auf Veränderungen des Kontextes reagieren
können.
Erreicht werden soll das durch einen Paradigmenwechsel. „Die
bisher üblichen Software-Systeme sehen nur statische
Beziehungen zwischen zwei Objekten vor“, erklärt Prof. Wolfgang
Lehner, Sprecher des neuen Graduiertenkollegs. „Diese
Beziehungen wollen wir entkoppeln. Stattdessen sollen die
Objekte flexible Rollen einnehmen.“ Das Konzept der
Rollenmodellierung an sich sei nicht neu, aber bisher nur in
einzelnen Bereichen der Softwareentwicklung zum Einsatz
gekommen. Die Forscher der TU Dresden wollen die
rollenbasierten Infrastrukturen dagegen durchgängig anwenden,
also über den gesamten Lebenszyklus einer Software von der
Modellierung über die Programmierung und Installation bis zu
den Veränderungen während der eigentlichen Laufzeit.
Für die Praxis würde das große Potenziale bieten. „In Zukunft
soll sich die Software an unsere Bedürfnisse anpassen“, sagt
Wolfgang Lehner. „Jetzt ist es noch so, dass wir uns an die
bestehenden Programme anpassen und Änderungen aufwändige
Updates notwendig machen.“ Durch die Zuweisung von Rollen und
eine effiziente Verdrahtung könne die Softwareentwicklung
schneller und der Installationsaufwand geringer werden.
Mögliche Anwendungsfelder sind unter anderem die Software für
das SmartGrid, also das intelligente Stromnetz der Zukunft,
Software für cyber-physikalische Systeme in Haus, Verkehr und
Fabrik oder kontextsensitive Suchmaschinen.
Neben der wissenschaftlichen Exzellenz liegt der Schwerpunkt
des Graduiertenprogramms auf einem umfassenden und
individuellen Betreuungs- und Qualifikationskonzept.
„Masse, Spektrum, Symmetrie: Teilchenphysik in der Ära des Large Hadron Colliders"
Dieses DFG-Graduiertenkolleg wurde bereits 2009 eingerichtet
und wird nun weitere viereinhalb Jahre gefördert. Seit 2009
kooperieren Wissenschaftler der TU Dresden und der
Humboldt-Universität zu Berlin sowie vom DESY in Zeuthen
(Brandenburg) in dem Kolleg und nutzen das für den Osten
Deutschlands einmalige Forschungspotenzial in theoretischer und
experimenteller Teilchen- und Astroteilchenphysik für die
Ausbildung von hervorragenden Promovierenden. Mit den
Fördermitteln werden u.a. 16 Promotionsstellen, Einladungen von
Gastwissenschaftlern und Fortbildungen der Promovierenden in
Schlüsselqualifikationen finanziert.
Verbindendes Glied aller Standorte ist die Mitarbeit im
ATLAS-Experiment am Large Hadron Collider (LHC) des CERN in
Genf, mit dem im Sommer des vergangenen Jahres der Nachweis der
Existenz von Higgs-Bosonen gelang. „Zu unseren nächsten
Forschungsfragen gehört, ob diese völlig neuartigen Teilchen
die einzige existierende Sorte von Higgs-Bosonen sind, und ob
ihre Eigenschaften unsere Theorie bestätigen, wie
Elementarteilchen zu ihren Massen kommen“, erläutert Professor
Michael Kobel, Leiter des Instituts für Kern- und
Teilchenphysik der TU Dresden und stellvertretender Sprecher
des Kollegs.
Die Teilchenphysik verfügt mit dem sogenannten Standardmodell
über eine Theorie, die das Universum für die bis heute
experimentell zugänglichen Energiebereiche umfassend
beschreibt. Gleichwohl erwarten die Physiker in der Ära des LHC
und aus der Astroteilchenphysik weitere fundamentale
Erkenntnisse, die zu einer noch umfassenderen Theorie führen
sollen. „Bei uns steht der gemeinsame Charakter der
Elementarteilchenphysik im Vordergrund: So machen sich z.B.
Promovierende der experimentellen Teilchenphysik vertraut mit
den Grundlagen von theoretischen Ansätzen jenseits des
Standardmodells, wie Supersymmetrie, zusätzlichen Dimensionen
oder großer Vereinheitlichung, und profitieren vom Dialog mit
der sich schnell entwickelnden Astroteilchenphysik“, erklärt
Prof. Kobel.
Information für Journalisten:
GRK 1907 (RoSI): Prof. Wolfgang Lehner,
Tel.: 0351 463-38383
GRK 1504: Prof. Michael Kobel,
Tel.: 0351 463-39880