06.12.2013
DFG richtet neue Forschergruppe „Nanopatterned Organic Matrices in Biological Silica Mineralization“ ein
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die
Einrichtung einer neuen Forschergruppe unter Federführung der
Technischen Universität Dresden zum Thema „Nanopatterned
Organic Matrices in Biological Silica Mineralization“
bewilligt. Dies teilte die DFG am 6. Dezember 2013 mit. In den
Forschergruppen der DFG bearbeiten mehrere Wissenschaftler
interdisziplinär und ortsübergreifend in einem engen
Arbeitsbündnis gemeinsam eine Forschungsaufgabe.
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Kieselalgen (in der
Fachsprache Diatomeen genannt). Diese einzelligen,
eukaryotischen Mikroorganismen kommen in nahezu allen wässrigen
Habitaten vor und gehören zu den wichtigsten biologischen
Primärproduzenten in den Weltmeeren. Das wohl beeindruckendste
Merkmal der Diatomeen sind die ungewöhnlichen Strukturen ihrer
Zellwände. Diese bestehen aus anorganischem Material,
SiO2 (Silica), und weisen bei jeder Art spezifische
Strukturelemente auf (z. B. Porenmuster), die bis in den
Nanometerbereich hinein regelmäßig angeordnet sind. Bei der
Biosynthese der Silica-Zellwände bedienen sich die Diatomeen
einer genetisch gesteuerten Nano- und Mikrotechnologie, die
bisher noch weitgehend unverstanden ist.
Das Ziel der Forschergruppe ist, die Mechanismen aufzuklären,
welche der Nano- und Mikrostrukturierung des Diatomeen-Silica
(Silica Morphogenese) zugrunde liegen. Dabei baut das
Konsortium auf Vorarbeiten auf, in denen bereits einige an der
Silica-Morphogenese beteiligte Biomoleküle identifiziert
wurden. Es wird erwartet, dass noch zahlreiche weitere, bisher
unentdeckte Biomoleküle (vor allem Proteine) bei diesem Prozess
eine Rolle spielen. Zudem sind Energetik, Dynamik und Kontrolle
der Interaktionen zwischen den Biomolekülen und der Biomoleküle
mit dem Silica noch nahezu unerforscht. Diese großen
Erkenntnislücken sollen durch die Forschergruppe geschlossen
werden. Daher wird zunächst versucht, eine möglichst
vollständige Kenntnis der molekularen Bestandteile der Sillica
Morphogenesemaschinerie der Diatomeen zu erhalten und vertiefte
Einblicke in die Funktion der jeweiligen Bestandteile durch in
vitro und in vivo Studien zu erzielen. Mittels
computergestützter Modellrechnungen soll dann untersucht
werden, wie diese Erkenntnisse in ein mechanistisches
Verständnis der Silica-Morphogenese auf dem nanoskopischen bis
zum mikroskopischen Größenbereich überführt werden
können.
Die Ergebnisse der Forschergruppe könnten einen bedeutenden
Fortschritt beim Verständnis der Grundprinzipien biologischer
Mineralbildung (Biomineralisation) darstellen. Darüber hinaus
könnten diese Erkenntnisse genutzt werden, um biomimetische und
biotechnologische Synthesen von neuen funktionellen Materialien
zu ermöglichen, die zudem wesentlich ressourcenschonender sein
könnten als konventionelle Synthesemethoden.
Das Forschungsprojekt ist fachübergreifend angelegt und
verbindet insbesondere Expertisen auf dem Gebiet der Biochemie,
der Zellbiologie, bioorganischen und bioanorganischen Chemie,
Bionano-Materialwissenschaften und Biophysik sowie
Computational Modelling.
Prof. Nils Kröger (Biomimetische Materialien, Zentrum für
Innovationskompetenz B CUBE der TU Dresden) sowie Prof. Eike
Brunner (Bioanalytische Chemie, TU Dresden) sind Sprecher bzw.
Co-Sprecher des Konsortiums, das im Januar 2014 seine Arbeit
aufnehmen wird. Des Weiteren sind Prof. Gianaurelio Cuniberti,
Dr. Manfred Bobeth und Dr. Rafael Gutiérrez vom
Max-Bergmann-Zentrum für Biomaterialien, Dr. Michael Schlierf
(AG für Bionanotechnologische Analytik und Manipulation) vom
Zentrum für Innovationskompetenz B CUBE der TU Dresden, Prof.
Karl-Heinz van Peé (Biochemie) von der TU Dresden, Prof. Armin
Geyer (Bioorganische Chemie) von der Philipps-Universität
Marburg, Dr. Andrej Shevchenko (AG Massenspektrometrische
Analytik von Biomolekülen) vom Max-Planck-Institut für
Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden und Prof.
Claudia Steinem (Biomolekulare Chemie) von der
Georg-August-Universität Göttingen im Projekt involviert. Die
Forscher erhalten in der Förderperiode von zunächst drei Jahren
insgesamt ca. 1,7 Mio. Euro.
Informationen für Journalisten:
Prof. Nils Kröger,
ZIK B CUBE der TU Dresden,
Tel.: 0351 463-40359
,
www.bcube-dresden.de
Prof. Eike Brunner,
Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie der TU
Dresden,
Tel.: 0351 463-37152,
,
http://www.chm.tu-dresden.de/anc1