Feb 12, 2019
Die Anfänge waren keine Selbstläufer - die ersten Web-Präsenzen der TU Dresden
Blick in die Vergangenheit: Heinz Wenzel und Daniella Fischer vom Universitätsrechenzentrum engagierten sich für die ersten Web-Präsenzen der TU Dresden
Mathias Bäumel
Mit dem »Hardware-Heinz« fing alles an, zumindest an der TU Dresden. Hinter diesem – auch von ihm selbst genutzten – Spitznamen verbarg sich Dr. Heinz Wenzel, der erste Webmaster von zentralen TU-Dresden-Internetseiten, der von allen damaligen TUD-Webseiten per Klick auf »HH« erreichbar war.
»Gegen Ende 1993 starteten wir im Universitätsrechenzentrum mit dem Aufbau einer Internetpräsenz für die TU Dresden«, erinnert sich Wenzel, der dafür mit Daniella Fischer noch eine Mitstreiterin hatte. Damit war die TUD durchaus modern, denn einerseits nutzen Wenzel und Fischer bereits das World Wide Web (damals gab es noch andere international verbreitete und renommierte Internetdienste wie Gopher, die jedoch im Gegensatz zum WWW sehr bald an Bedeutung verloren), andererseits machte das Internet im Jahre 1993 Martin Hilbert und Priscilla Lopez zufolge (Science, 2011, 332 – 6025 –, S. 60–65) erst ein Prozent der weltweiten Telekommunikationsnetze aus.
Ergo: Die TU Dresden war hinsichtlich der Web-Nutzung von Anfang an ganz gut dabei – bereits Ende Januar 1995 sind fast zwanzigtausend Zugriffe pro Woche auf den WWW-Server registriert. Dass die Entwicklung rasend schnell verlief, zeigt, dass das Web bloß sieben Jahre später, im Jahre 2000, bereits 51 Prozent des weltweiten technischen Informationsaustausches beherrschte. Übrigens: »Später hatte ich auch die Webseiten der Stadt Dresden auf diesem Server, bevor die dann selbständig wurden und unter www.dresden.de auftraten«, erinnert sich Heinz Wenzel.
Doch auch an der TU Dresden war der Anfang kein Selbstläufer, zumal gerade in jener Zeit Universität und Mitarbeiter voll mit den Existenzfragen, mit den personellen und auch strukturellen Veränderungen unmittelbar nach der Wende, beschäftigt waren. Neue Chefs, oft aus dem Westen Deutschlands, hatten plötzlich die Deutungshoheit und das Selbstvermarkten der eigenen (Lebens-) Leistung hatte kaum jemand gelernt. Wer konnte sich den Blick für technische und wissenschaftliche Innovationen und Notwendigkeiten freihalten?
»Ich musste mir all die Informationen für die Seiten mühsam aus den Struktureinheiten der TU Dresden selbst zusammenholen«, erinnert sich Wenzel. Und genau auf das Vermitteln von sachlichen Informationen war diese Webpräsenz dann auch zugeschnitten – weder ermöglichte der Stand der Technik noch verlangte das allgemeine Nutzungsklima eine Webpräsenz als emotionales, scheinattraktives »Bilderbuch im Netz«. Die Struktur der ersten TUD-Webpräsenz gab die Binnenstruktur der Universität wieder, zumindest überwiegend. Mit einer Ausnahme: Mit den auf die Nutzergruppe der Studenten orientierten Links war bereits ein erster Schritt auf die später üblichen nutzergruppen-orientierten Navigationsstrukturen getan. Dass die TUD-Webpräsenz bereits damals mehrsprachig (Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch) zumindest angelegt war, sollte nicht vergessen werden.
Ab Mitte der Neunzigerjahre verstärkten sich an der TU Dresden die Bemühungen um eine neue, einheitliche und wiedererkennbare Gestaltung des Außenauftrittes der Universität (siehe UJ 2/2003, S. 3, zur Geschichte des TUDLogos). Nach einer Vielzahl von Vorversuchen führte schließlich ein interner Wettbewerb innerhalb der Gruppe Gestaltung des Sachgebietes Universitätsmarketing (Leiter Dr. Lutz Thieme) zu den dann viele Jahre geltenden Gestaltungsrichtlinien der TU Dresden. Die Entwürfe von Dörte Gerlach wurden am 12. Januar 1999 vom Rektoratskollegium bestätigt und waren seit dem Wintersemester 1999 bis Oktober 2004 (für das Web bis Februar 2005) verbindlich.
Im Zuge dieser Erneuerung kümmerte sich wiederum das Universitätsrechenzentrum – Daniella Fischer und Heinz Wenzel – um die Gestaltung und Programmierung des deutlich renovierten und umstrukturierten Web-Auftrittes der TU Dresden. Neu waren:eine grafische Gestaltung (die man »Gestaltung« nennen konnte) unter Verwendung von Fotos, eine schnellere Funktionalität (so konnte man erstmalig nach Telefonnummern suchen) und – wesentlich – eine auf Nutzergruppen (und nicht Verwaltungsstrukturen) orientierte Navigation.
Was damals technisch bedingte Probleme waren, sind heutzutage keine mehr: Im Jahre 1999 konnten die Bildschirme (damals fast ausschließlich gerasterte Röhrenbildschirme) und Browser (es gab zwar Mosaic, Netscape und Internet Explorer, aber noch keinen Mozilla Firefox) auf der Nutzerseite ganz verschiedene sein – farblich, von der Rasterung her, die Typografie betreffend, hinsichtlich des Formates. Was bei dem einen gut dargestellt wurde, schnitt der Bildschirm des anderen weg. Was farblich bei dem einen attraktiv aussah, wirkte beim anderen bonbonartig. Möglichst aussagefähige, Dresden- und TUD-typische Bilder sollten es sein, aber die Ladezeiten mussten dennoch kurzgehalten werden. Das UJ schrieb damals: »Web Sites können nicht nach den Prinzipien der Printmedien gestaltet werden.« Daniella Fischer und Heinz Wenzel vom Universitätsrechenzentrum bewältigten diese Probleme engagiert und souverän, vor allem, wenn man die damaligen technischen Bedingungen bedenkt.
Mit der schrittweisen Einführung des neuen Corporate Designs nach dem Konzept der Agentur Schmidt & Schumann ab Oktober 2004, das auch auf die Internetpräsenz der TU Dresden ausgedehnt wurde, begann diesbezüglich eine neue Epoche. Das ist jedoch eine andere Geschichte.
Nachgefragt bei Daniella Fischer
UJ: Von wem wurde die 1999 entwickelte Internetseite grafisch gestaltet?
Daniella Fischer: Ich erinnere mich noch, dass ich selbst zwei grafische Entwürfe nach eigenem Duktus gemacht hatte. So etwas wie eine verbindliche Corporate Identity bzw. ein Corporate Design gab es während der Entwicklungsphase der Seiten noch nicht. Kanzler Alfred Post fällte persönlich an meinem Rechner die Entscheidung für den dann genutzten blauen Entwurf.
Neu war die nutzerorientierte Navigationsstruktur ...
... ja, die inhaltliche Einteilung nach diesen Zielgruppen war mir durch Lutz Thieme, dem damaligen Marketing-Chef, vorgegeben. Meiner Erinnerung nach war das Ganze zunächst nur eine Art Mantelseite, von der dann die meisten Links zu den Fakultäten gingen, die alle ihre eigenen Seiten irgendwie hatten.
Die damalige Technik ermöglichte erstmals überhaupt Internetseiten, aber sie begrenzte auch die Möglichkeiten ...
Klar. Da man damals aufgrund der geringen Bandbreite streng auf die Ladezeiten der Seiten achten musste, wurde mit farblichen Unterlegungen von Tabellenspalten gearbeitet und nicht mit Bildern. Man programmierte im html-Code pur in einem Texteditor. Das sogenannte Highlighten von Elementen wurde, glaube ich, über Javascript gemacht. Verwendete man Bilder, wurden die im Photoshop auf gifs umgerechnet.
Es fragte Mathias Bäumel.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 03/2019 vom 12. Februar 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.