10.10.2025
Die Dresdner Wissenschaftsgemeinschaft trauert um Professor Jochen Guck, den ersten Alexander von Humboldt-Professor an der TU Dresden

Prof. Jochen Guck (1973-2025)
Mit großer Betroffenheit geben wir bekannt, dass Professor Jochen Guck am 3. Oktober nach schwerer Krankheit verstorben ist. Prof. Guck war der erste Alexander von Humboldt-Professor an der TU Dresden. 2012 als Inhaber des Lehrstuhls für Zelluläre Maschinen berufen, war er 2014–2018 stellvertretender und später geschäftsführender Direktor des Biotechnologischen Zentrums (BIOTEC), bevor er als Direktor an das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL) in Erlangen wechselte. Die Dresdner Wissenschaftsgemeinschaft trauert um einen weltweit anerkannten Pionier auf dem Gebiet der Zellmechanik.
Jochen Guck wurde 1973 in Schweinfurt geboren. Er studierte Physik in Würzburg und promovierte an der University of Texas in Austin. Nach seiner Tätigkeit als Gruppenleiter an der Universität Leipzig wechselte er 2007 als Dozent an das Cavendish Laboratory der Universität Cambridge und wurde 2009 zum Reader ernannt. 2012 wurde Guck zum Alexander-von-Humboldt-Professor für Zelluläre Maschinen am Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden berufen und war dort als leitender Direktor tätig. Seit Oktober 2018 war er Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL) in Erlangen und leitete eine Abteilung am Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin (MPZPM). Seit August 2020 hielt er eine Professur für Biologische Optomechanik im Fachbereich Physik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg inne sowie seit 2024 der medizinischen Fakultät. Nach seinem Umzug nach Erlangen blieb er Honorarprofessor an der TU Dresden.
Sein Vermächtnis in Dresden
Jochen Guck war ein Wissenschaftler, der den Geist der Zusammenarbeit wahrhaftig verkörperte. Er besaß die außergewöhnliche Fähigkeit, Menschen über Fachdisziplinen hinweg zusammenzubringen, sowohl innerhalb der TU Dresden als auch über die DRESDEN-concept-Institutionen hinweg. Als Direktor des BIOTEC scheute er sich nicht vor mutigen, aber notwendigen Entscheidungen, die einen klaren Kurs für die Zukunft des Instituts setzten. Seine Vision spielte eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung des Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) und bei der konzeptionellen Entwicklung des Exzellenzclusters Physik des Lebens (EXC PoL).
Die Dresdner Gemeinschaft wird ihn nicht nur wegen seiner wissenschaftlichen Exzellenz in Erinnerung behalten, sondern auch für die Persönlichkeit, die er war: warmherzig, humorvoll, prinzipientreu und weise. Den Studierenden wird er als inspirierender und enthusiastischer Lehrer in Erinnerung bleiben. Er war ein großzügiger Mentor, der viele während ihrer gesamten Karriere ermutigte und unterstützte, und ein Vorbild, das Stärke, Integrität und die Überwindung von Widrigkeiten vorlebte.
Als erster Alexander von Humboldt-Professor an der TU Dresden ebnete Jochen Guck den Weg für nachfolgende herausragende internationale Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und prägte die Forschungslandschaft der Universität nachhaltig.
Mit der Physik Krankheiten erfühlen
Mit seinem interdisziplinären Team verfolgte Jochen Guck die Mission, einen Paradigmenwechsel in der Biologie voranzutreiben, indem er den Fokus von der molekularen Biochemie auf die Betrachtung emergenter physikalischer Phänomene auf zellulärer Ebene erweiterte. Er erforschte mit neuartigen physikalischen Methoden die spezifischen physikalischen Eigenschaften von Zellen und Geweben, die es ihnen ermöglichen, ihre biologischen Funktionen zu erfüllen.
So ermöglicht die von ihm entwickelte Echtzeit-Verformbarkeitszytometrie (Real-Time Deformability Cytometry, RT-DC), tausende Zellen in einem Tropfen Blut innerhalb weniger Sekunden zu erfassen und zu bewerten. Seine neuartigen Anwendungen in der Brillouin-Mikroskopie vertieften das fundamentale Verständnis zellmechanischer Prozesse bei unerforschten Krankheitsbildern. Ziel seiner Arbeit war es, die Mechanobiologie als diagnostisches und therapeutisches Werkzeug in der Medizin nutzbar zu machen. Als Brückenbauer zwischen Grundlagenforschung und Anwendung war er Initiator für die Gründung mehrerer erfolgreicher Unternehmen, darunter Zellmechanik Dresden, um Entdeckungen in praktische Werkzeuge für die klinische Forschung und das Gesundheitswesen zu übertragen.
Ein Leben für die wissenschaftliche Exzellenz
Jochen Guck wurde mit einigen der renommiertesten wissenschaftlichen Auszeichnungen geehrt, die seine herausragenden Beiträge an der Schnittstelle von Physik, Biologie und Medizin würdigen. Für seine bahnbrechende Forschung zur Rolle mechanischer Kräfte in Zellen und Geweben erhielt er 2024 den Greve-Preis der Leopoldina, eine der höchsten deutschen Ehrungen für exzellente Grundlagenforschung. Zuvor war ihm die Wilhelm-Ostwald-Medaille der Sächsischen Akademie der Wissenschaften verliehen worden, in Anerkennung seiner grundlegenden Arbeiten zur Physik lebender Materie und zur Etablierung der Mechanobiologie als eigenständigem Forschungsfeld. Im Jahr 2012 erhielt er die Alexander von Humboldt-Professur, Deutschlands höchstdotierten Forschungspreis. Bereits 2008 zeichnete die U.S. National Academy of Sciences ihn mit dem Cozzarelli Award für seine wegweisende Arbeit zur Untersuchung der optischen Eigenschaften der Netzhaut.
Das CMCB, EXC PoL, MPI-CBG und die Dresdner Wissenschaftsgemeinschaft sprechen der Familie, den Freunden und den Kolleginnen und Kollegen ihr tiefstes Mitgefühl aus.
Wir laden alle, deren Leben oder Arbeit von Jochen Guck berührt wurde, ein, Erinnerungen und Beileidsbekundungen im digitalen Kondolenzbuch des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts (MPL) zu teilen.
Quelle: MPL